Das Auge des Künstlers
Interview mit Robert Kruppa, General Manager der SIGMA (Deutschland) GmbH

Als Tochter der japanischen SIGMA corporation wurde die SIGMA (Deutschland) GmbH 1979 als Vertriebsfirma für die SIGMA-Produkte gegründet, die auch für Marketing und Service in Deutschland verantwortlich ist. Entwicklung und Produktion liegen bei der Mutter in Japan, die 1961 erstmals mit einem Telekonverter an den Markt ging.
„SIGMA hat als Zubehörhersteller angefangen und produzierte vorwiegend für andere Hersteller“, erzählt Robert Kruppa, General Manager der GmbH. Dabei handelte es sich vor allem um Objektive aller Art.
Objektive sind auch heute noch das Kerngeschäft. Doch schon 1967 brachte das Unternehmen eine eigene Kamera heraus. Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung seiner ersten Autofokus Spiegelreflex-Kamera, die 1993 in den Handel kam.
Um das Jahr 2000 begann das Zeitalter der Digitalkameras. Diesen Markt bediente SIGMA zunächst mit einer Spiegelreflex-, dann mit einer Kompaktkamera. 2012 richtete sich das Unternehmen, das bis dahin vor allem für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt war, neu aus – weg vom Massenmarkt, hin zu anspruchsvollen Anwendern und Märkten für den ambitionierten Hobby- und Profifotografen.
„Das war ein wichtiger Schritt. Der Markt der günstigen Kameras ist durch Smartphones abgedeckt. Mit unserer Neuausrichtung auf Premiumprodukte, der Sigma Global Vision Strategie, haben wir die Marktveränderungen abgefangen und erfolgreich gegengesteuert.“
Die Marke im Fokus
Seit 1979 konnte SIGMA den Umsatz jährlich steigern und legte 2012 mit der Premium-Ausrichtung noch einmal deutlich zu. „Obwohl der Gesamtmarkt rückläufig ist, haben wir uns mit einem Wachstum von 10 bis 15% gegen diesen Trend entwickelt und sind zuversichtlich, weitere Marktanteile zu gewinnen“, berichtet Robert Kruppa.
Dabei soll ein weiteres, 2016 erschlossenes Geschäftsfeld helfen: Neben Fotoobjektiven stellt SIGMA seitdem auch Cine-Objektive für digitale Filmaufnahmen her. „Dadurch sind wir auf Wachstum ausgerichtet“, so der leidenschaftliche Hobbyfotograf, der die SIGMA-Produkte selbst sehr schätzt. Seit 20 Jahren ist er bereits im Unternehmen, seit vier Jahren als General Manager. Neben Vertriebsaufgaben ist er auch für begleitende marktgerechte Marketingmaßnahmen verantwortlich.
„Die Ausrichtung des Vertriebs ist nunmehr auf den Fachhandel bezogen“, erklärt er. Hier sind die Produkte gut aufgehoben, wenn Beratung notwendig ist.“ Die Unternehmensziele zu erreichen, sei eine große Herausforderung, denn es gehe auch darum, die Marke im Markt zu implementieren und langfristig zu etablieren. „Die Marke steht bei uns mehr im Vordergrund als das Produkt, da sie länger im Gedächtnis bleibt.“
Neue Technologien erfordern neue Objektive
Für die Kameras hat SIGMA ein eigenes System entwickelt, worauf Robert Kruppa besonders stolz ist. „Wir stellen den Bildsensor selbst her.“ Regelmäßig werden bei Events im Fachhandel, auf Messen und Hausmessen Produktneuheiten vorgestellt wie zum Beispiel das Objektiv 14 mm 1.8, das laut Robert Kruppa auf dem Markt einmalig ist und kurz vor der weltweiten Auslieferung steht. Die Produktpalette ist riesig.
„Vom 4,5 mm Fisheye bis zum 300-800 mm Zoom-Objektiv findet man bei uns alles“ – neben Kameras und Objektiven auch Blitzgeräte. Und sie wird weiter wachsen, denn die Entwicklung in der Fototechnologie schreitet immer weiter voran. „Der Kamera-Bereich verändert sich gerade wieder, die Spiegelreflex-Technologie wird teilweise vom spiegellosen System abgelöst.“
Die große Entwicklungsquelle in der Fotografie sei die Digitalisierung gewesen – mit positiven Konsequenzen für den Objektivhersteller: „Veränderungen in der Aufnahmetechnik erfordern neue Objektive, das wird auch in Zukunft so sein. Künstlerische Aufnahmen sind mit herkömmlichen Objektiven nicht möglich. Das Objektiv ist das Auge.“ Seine Zukunftsvision: „SIGMA soll als der Maßstab in der Objektiv-Herstellung angesehen werden.“