Das Superfood der Zukunft

Interview mit Leopold Fischer, Partner der Jongerius ecoduna GmbH

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Algen sind ein echtes Superfood und gelten zu Recht als Nahrungsmittel der Zukunft. Etliche Arten sind essbar; sie enthalten viele Spurenelemente, Vitamine und weitere Stoffe, die sich positiv beispielsweise auf den Stoffwechsel, den Schutz der Körperzellen und sogar die Stärkung des Sehvermögens auswirken.

In vielen Kulturen, besonders in Asien, gehören sie deshalb schon seit Jahrhunderten auf den Speiseplan. Doch damit nicht genug, sind Algen ein außergewöhnlich ‘umweltfreundliches’ Nahrungsmittel, denn im Gegensatz zur Produktion von Fleisch oder Soja, die mit einem hohen Ressourcenverbrauch einhergeht, hinterlässt die Kultivierung von Algen einen nur kleinen ökologischen Fußabdruck.

Und dies ist ein wesentlicher Grund, warum man bei Jongerius ecoduna auf Algen setzt. Denn abgesehen davon, dass Algen für die menschliche Ernährung auch in Europa zunehmend an Bedeutung gewinnen, will das österreichische Unternehmen mit seinen Produkten zum Schutz der Umwelt beitragen, wie Leopold Fischer, Partner der Jongerius ecoduna GmbH, erklärt: „Uns geht es darum, hochwertige pflanzliche Proteine, wie diese Mikroalgen sie bieten, als Alternative für tierische oder andere Eiweißquellen wie Soja zu produzieren, um so den Ausstoß von Treibhausgasen zu minimieren und dadurch Ressourcen wesentlich zu schonen. Es sollte nicht Soja in südamerikanischen Ländern produziert werden, mit dem dann in Europa Schweine gemästet werden. Unser Anspruch ist, Algen als hochwertige Proteinquelle für die Verarbeitung in Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen, um so alles in allem auch die Umwelt zu entlasten.“

Wasser, Licht und CO2

Mit Chlorella und Spirulina kultiviert das Unternehmen zwei der bekanntesten Arten von Mikroalgen in einem System von 43.000 vertikal angeordneten und miteinander verbundenen Glasröhren, die permanent von Wasser durchströmt werden. „Die Algen brauchen lediglich Wasser, Licht, ein wenig Co2 und Dünger sowie die richtige Temperatur, um zu gedeihen“, so Leopold Fischer.

Das geschlossene System hat den Vorteil, dass sich die Wachstumsbedingungen genau kontrollieren lassen und keine Kontaminationen stattfinden können – eine wesentliche Bedingung für die hohe Qualität der Produkte und für Jongerius ecoduna gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal. Denn viele Marktbegleiter, die in offenen Systemen produzieren, welche deshalb die Gefahr von Kontaminierung bergen, können nicht dieselbe hohe Qualität liefern.

Der Schlüssel zur nachhaltigen Ernährung

Chlorella und Spirulina stellen jeweils unterschiedliche Bedingungen an Klima und Temperatur, weswegen sie bei Jongerius ecoduna einerseits jahreszeitenabhängig und andererseits auch in verschiedenen Reaktoren gezogen werden. Nach der Ernte werden die Algen getrocknet und zu Pulver verarbeitet, das entweder eben als Pulver oder in Form von Kapseln und Tabletten erhältlich ist. Zielgruppen sind für Jongerius ecoduna einerseits Apotheken und Reformhäuser, andererseits auch die Gastronomie.

„Mittelfristig sollen größere Mengen aber vor allem auch in die Lebensmittelproduktion gehen“, betont Leopold Fischer. „Hier sind wir mit verschiedenen Produzenten in Verbindung, eventuell auch bis zum Co-Branding, um diesen Bereich weiter aufzubauen.“

Derzeit hat das Unternehmen Umbauarbeiten in Angriff genommen, um die Produktion noch effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, indem der Bedarf an Energie und Wasser reduziert wird. „Unser Ziel ist es, in der Produktionsstätte in Bruck an der Leitha zwischen 70 und 100 Tonnen Algen im Jahr zu erzeugen“, nennt Leopold Fischer konkrete Zahlen.

Die Einbeziehung des Lebensmittelbereichs in den Kundenkreis erfolgt unter anderem vor dem Hintergrund, Algen in größerem Maßstab als Lebensmittel zu etablieren und so aus der reinen Gesundheitsnische herauszukommen: „Nicht jeder nimmt täglich Nahrungsergänzungsmittel“, bringt Leopold Fischer diese Überlegung auf den Punkt. „Über Brot, einen gesunden Aufstrich, einen Smoothie oder ein sonstiges Getränk finden Algen hingegen eine viel höhere Akzeptanz beim Verbraucher.“

Dass der im Kommen begriffene nachhaltige Lebensstil die Reduktion des Fleischkonsums notwendig macht, ist inzwischen in der breiteren Bevölkerung angekommen. Dabei solle es nicht darum gehen, die zu kasteien, sondern qualitativ hochwertige und nachhaltig produzierte Lebensmittel zu sich zu nehmen, findet Leopold Fischer. Genuss und Qualität müssten einander daher nicht ausschließen. „Ziel soll es sein, in Richtung gesunder vegetarischer oder veganer Ernährung zu gehen, und das lässt sich mithilfe von Lebensmitteln, die Algen enthalten, leichter umsetzen.“

Für die effiziente Produktion von Algen in großem Umfang spielt daher die Digitalisierung gerade in der Produktion eine große Rolle. „In diesem Bereich haben wir bereits sehr viel umgesetzt wie automatisierte Erntevorgänge und Trocknung, werden aber noch einzelne Kleinigkeiten ergänzen“, sagt Leopold Fischer.

Auch zukünftig setzt man bei Jongerius ecoduna weiterhin auf Qualität und Fortschritt: „Eine große Herausforderung ist für uns, unsere Algen auch biozertifiziert zu produzieren“, blickt Leopold Fischer in die Zukunft. „Das ist unser Ziel für das kommende Jahr.“

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