„Unsere Produkte machen Gebäude energieeffizienter!“

Interview mit Daniel Sieberer, Inhaber und Geschäftsführer der GIWA GmbH

„Nachhaltigkeit ist das Kernthema, das mich besonders bewegt“, sagt Daniel Sieberer, Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter der GIWA GmbH. „Plastik hat einen schlechten Ruf, nicht zuletzt wegen der vielen Einwegverpackungen. Für mich besteht dieser schlechte Ruf zu Unrecht, wenn Kreisläufe geschlossen werden. Deshalb bauen wir gerade ein neues Recyclingcenter auf. Hier wollen wir deutlich mehr als die Hälfte unserer Produkte aus recyceltem Kunststoff herstellen. Schon jetzt besteht unsere blaue Palette zu 100% aus recyceltem Material.“

Der Wille zur Nachhaltigkeit erschöpft sich bei Daniel Sieberer jedoch nicht im Recycling. So plant der Unternehmer eine eigene Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 2,5 Millionen Kilowattstunden und setzt darüber hinaus auf LED-Beleuchtung und Wärmerückgewinnung.

Selbst Unternehmer sein

Seit 2021 trägt Daniel Sieberer als Geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter die Verantwortung bei der GIWA GmbH. Zuvor war der studierte Wirtschaftswissenschaftler nach seiner Zeit bei einer US-amerikanischen Unternehmensberatung in München Vorstand und CFO der österreichischen Swarco-Gruppe, einem Unternehmen mit knapp 3.900 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 750 Millionen EUR.

Weil er gerne ein eigenes Unternehmen haben wollte, kaufte Daniel Sieberer 80% der Firmenanteile von Julian Götzfried, dem Enkel des Firmengründers von GIWA. Die verbliebenen 20% hält Julian Götzfried. 1985 gründete der 2017 verstorbene Werkzeugmachermeister Walter Götzfried die GIWA GmbH. Das schnell wachsende Unternehmen setzte mit der 1993 vorgestellten Viertelpalette Maßstäbe für die Logistikbranche. Auch in den kommenden Jahren expandierte das Unternehmen und erschloss neue Branchen für seine Produkte.

Top-Produkt Viertelpalette

Heute verfügt die GIWA GmbH über eine Produktionsfläche von 10.000 m2 sowie Lagerflächen von insgesamt 17.000 m2. Rund 200 Beschäftigte erwirtschaften einen Umsatz von 35 Millionen EUR. „Unsere 2 kg schweren blauen Viertelpaletten können mit bis zu 250 kg belastet werden und bestehen bald zu 100% aus recyceltem Material. Sie sind stapelbar, können mit Mikrochips versehen werden und lassen sich mit Stapler sehr effizient transportieren“, betont der Geschäftsführer die Vorzüge der Viertelpaletten. Neben den Viertelpaletten fertigt GIWA Brackets und Clips, Kantenschutze sowie KLT-Boxen.

„Für unsere Kunden sind wir der ideale Partner, wenn es um hochwertige Kunststoffanwendungen geht.“ Daniel SiebererInhaber und Geschäftsführer
Daniel Sieberer, Inhaber und Geschäftsführer der GIWA GmbH

Innovativ am Bau

Hoch innovativ ist GIWA auch für die Bauindustrie interessant. Daniel Sieberer: „Unsere Produkte machen Gebäude energieeffizienter. Durch ihre Konstruktion als Hohlkörper verringern sie die Menge an Stahl und Beton. Ihr geringes Gewicht macht sie zudem auch statisch interessant, das Gebäude wird leichter. Der Wärmeeinsatz in der Produktion von Kunststoffen ist geringer als bei Stahl und Beton, was zu einer um 20% reduzierten CO2-Belastung führt.“ Neben den Hohlraumkörpern für Betondecken bietet GIWA der Bau- und Industrietechnik weitere innovative Produkte an, wie zum Beispiel Verbindungsstäbe aus technischen, glasfaserverstärkten Kunststoffen, welche die Wärmeisolierung von Gebäuden verbessern.

Full Service-Anbieter für Möbelmarken

Weitere Branchen, für die GIWA lackähnliche und hochtransparente Kunststoffteile fertigt, sind Hersteller von Automobilen, Büromöbeln und Haushaltsartikeln. So entwickelt und produziert GIWA komplette Stühle für führende Marken der Möbelindustrie. Produktion und Lagerung nach dem KANBAN-Prinzip gewährleisten maximale Lieferfähigkeit, selbst bei schwankenden Bedarfen. GIWA wickelt auch den Direktversand an Endkunden über Onlineplattformen wie Amazon FBA ab.

„Für unsere Kunden sind wir der ideale Partner, wenn es um hochwertige Kunststoffanwendungen geht“, erläutert Daniel Sieberer. „Wir begleiten sie von der ersten Idee bis hin zum fertigen Produkt und empfehlen uns als Full Service-Anbieter.“ So zählen Projektierung, Konstruktion und die Suche nach den geeigneten Materialien ebenso zu den Leistungen von GIWA wie Werkzeugbau und Prototyping, Fertigung und Montage. Abgerundet wird das Portfolio durch Qualitätssicherung und eigene Logistik sowie – wenn möglich – den Einsatz von Recyclingmaterial.

Über Deutschland hinaus bedient GIWA mit einem Anteil von 30 bis 40% den Kernmarkt Europa sowie im Bereich Automotive Kunden weltweit. „Gemeinsam mit einer führenden Marke der Stuhlbranche bringen wir in Kürze einen Stuhl auf den Markt, der aus Biokunststoffen hergestellt wird. Biokunststoffe basieren vollständig auf nachwachsenden biologischen Rohstoffen“, sagt Daniel Sieberer. „Wir kommunizieren transparent, sind nachhaltig und während der Serienreife so liefertreu wie keiner unserer Wettbewerber.“ Mut, Leistungsbereitschaft, Zukunft gestalten, Zusammenhalt und Innovation sind Werte, für die GIWA steht. Auf dieser Basis möchte Daniel Sieberer ‘Kunststoff neu denken’ und weitere Anwendungen und Branchen finden, ohne dabei primär an Umsatzwachstum zu denken.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Ehrlicher Werkstoff, klare Vision

Interview mit Joachim Böttiger, Vorstand der Verallia Deutschland AG

Ehrlicher Werkstoff, klare Vision

Das Material Glas ist hochaktuell. In Zeiten von Klimawandel, Energiekrise und Debatten um Verpackungen steht der Werkstoff im Rampenlicht: unendlich recycelbar, geschmacksneutral, langlebig. Doch wie gelingt eine klimafreundliche Produktion, wenn…

„Wir denken mit und liefern Lösungen“

Interview mit Christian Hofmann, Vertriebsleiter der Alfred Kron GmbH

„Wir denken mit und liefern Lösungen“

Die Metallverarbeitungsbranche steht unter Druck: Digitalisierung, Fachkräftemangel und globale Lieferketten stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Wer heute erfolgreich sein will, muss flexibel agieren und Prozesse durchdenken. Ein Beispiel für diese…

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Spannendes aus der Region Landkreis Augsburg

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Interview mit Wilfried Thies, Geschäftsführer der FAIST Anlagenbau GmbH

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Schallisolierung, die Maßstäbe setzt: Die FAIST Anlagenbau GmbH ist ein führender Anbieter innovativer Schallschutzlösungen für Industrie und Energieerzeugung. Mit über 100 Jahren Erfahrung und einer Marktführerschaft im Bereich Luftansaugsysteme und…

Die digitale Zukunft der Fahrzeugreinigung

Interview mit Michael Drolshagen, CEO der WashTec AG

Die digitale Zukunft der Fahrzeugreinigung

Als Weltmarktführer für Autowaschtechnologie setzt die WashTec AG seit jeher auf Innovation, Qualität und technische Überlegenheit. Angesichts der Herausforderungen eines dynamischen Marktes richtet das Unternehmen heute seinen Fokus klar auf…

Kunststoff: Viel besser als sein Ruf

Interview mit Daniel Sieberer, Geschäftsführer und Eigentümer der GIWA GmbH

Kunststoff: Viel besser als sein Ruf

In einer Welt, in der nachhaltige Lösungen wichtiger sind als je zuvor, muss immer mehr auf innovative Technologien gesetzt werden. Mit Produkten aus recyceltem Kunststoff von höchster Qualität trägt die…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Interview mit Hinrich Hampe, Head of Governmental Affairs der Teijin Carbon Europe GmbH

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Carbonfasern haben viele Vorteile. Einer ist ihr geringes Gewicht. In der Entwicklung dieses Hightechmaterials steckt viel Know-how. Dieses ist in Deutschland nur bei der Teijin Carbon Europe GmbH mit Sitz…

Mut statt Stillstand:  Wie AKO in der Krise wächst

Interview mit Daniel Vogel, Geschäftsführer der AKO - KUNSTSTOFFE ALFRED KOLB GmbH

Mut statt Stillstand: Wie AKO in der Krise wächst

Während viele Unternehmen in der Krise den Rotstift ansetzen, investiert AKO Kunststoffe aus Hoffenheim antizyklisch in Anlagen im Millionenbereich. Das Familienunternehmen, das 1956 mit Bakelit-Knöpfen für Traktoren startete, will mit…

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Interview mit Dr. Ronald Bernstein, Geschäftsführer der BERGI-PLAST GmbH

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Steigende Kosten, globaler Wettbewerbsdruck und der rasche technologische Wandel fordern die Kunststoffindustrie heraus. Die BERGI-PLAST GmbH aus Bad Gottleuba-Berggießhübel begegnet diesen Entwicklungen mit konsequenter Automatisierung, digitaler Weiterentwicklung und einem klaren…

TOP