Bereit für die Themen der Stunde

Interview mit Dipl.-Ing. Christoph Röger, CEO der Daimler TSS GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Röger, was ist die Aufgabe von Daimler TSS im Daimler-Konzern?

Christoph Röger: Als Digital-Dienstleister der Marke Daimler tragen wir dazu bei, sie digitaler und innovativer zu machen. Wir konzentrieren uns dabei auf fünf Bereiche: Zum einen Car IT und Mobility mit Projekten wie car2go oder die Mercedes-me-App. Hier geht es um alles, was mit Mobilität zu tun hat. Zum anderen Analytics mit Themen wie Big Data, und Digital Customer Experience, wo es beispielsweise um Online-Fahrzeugkonfiguration geht. Digital Retail bezieht sich auf die Digitalisierung unserer Händlerkette und Information Security auf Datensicherheit, nicht nur im Fahrzeug. Als Tochtergesellschaft sind wir zwar eigenständig, leisten aber unseren Beitrag zur Gesamtstrategie der Daimler AG, indem wir ausschließlich für Daimler arbeiten.

Wirtschaftsforum: Sie streben also nicht an, sich auch für Kunden außerhalb des Konzerns zu öffnen?

Christoph Röger: Nein, denn unser Beitrag besteht darin, dass wir es Daimler ermöglichen, schnell und effizient IT-Lösungen an den Markt zu bringen. Es gab eine Phase, da haben andere Automobilhersteller ihre IT-Töchter verkauft. Das ist bei Daimler nicht passiert, und das ist heute ein Vorteil.

Wirtschaftsforum: Sie arbeiten ausschließlich für einen Kunden. Einen Wettbewerb als solchen kennen Sie daher nicht, oder?

Christoph Röger: Es ist richtig, dass wir nur einen Kunden haben, aber dieser kauft ja außer bei uns auch noch bei anderen IT-Dienstleistern ein. Insofern ist das eine Herausforderung, der wir uns jeden Tag stellen. Wir wollen an jedem Tag Bestleistungen liefern.

Wirtschaftsforum: Ist der Fachkräftemangel auch für Daimler TSS spürbar?

Christoph Röger: Grundsätzlich sind wir in einer sehr guten Position, weil wir in einem unglaublich spannenden Umfeld agieren. Vernetztes, autonomes, geteiltes und elektrisches Fahren sind die Themen der Stunde, hier tut sich immens viel. Für einen Informatiker gibt es wohl kein schöneres Umfeld, um sich zu beweisen. Zugleich haben wir als Tochtergesellschaft nicht die Größe wie der Konzern, sondern einen familiären Spirit und ebenso immer noch den eines Start-ups, und auch das ist für viele Bewerber attraktiv. Natürlich würden wir gern noch weitere Experten einstellen. In der Region sind wir gut verankert, hier kennen uns die meisten Bewerber. Des Weiteren bilden wir aus; wir haben immer etwa 50 Daimler TSS Academees, mehrheitlich Steinbeis- oder DHBW-Studenten, von denen sich erfreulich viele am Ende ihrer Ausbildung entscheiden, bei uns zu bleiben und mit uns groß zu werden.

Wirtschaftsforum: Letzteres ist ein Stichwort: Auch Sie selbst sind diesen Weg gegangen.

Christoph Röger: Ja, ich bin seit 15 Jahren bei Daimler TSS und habe hier meine Diplomarbeit geschrieben. Es ist ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitern auch persönliche Wachstumsmöglichkeiten bietet. Ich war dann einige Jahre an unserem Standort in Malaysia tätig, bekam nach und nach immer mehr Verantwortung und schließlich die Chance, die Geschäftsführung zu übernehmen.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie an?

Christoph Röger: Ich möchte es mit einem Zitat des ehemaligen CEO von General Electrics beschreiben: „Wir gehen zu Bett als Industrieunternehmen und wachen auf als Softwareunternehmen.“ Das passt sehr gut in die heutige Zeit, denn es ist genau das, was die gesamte Branche bewegt und damit alle, die darin arbeiten.

Wirtschaftsforum: Halten Sie das autonome Fahren für Daimlers hauptsächliches Zukunftsthema?

Christoph Röger: Es ist ein großes Thema, aber nur eines von mehreren. Etwas, das uns ganz neue Horizonte eröffnen kann, sind beispielsweise Apps wie die EQ-Ready-App. Sie ermöglicht es bereits jetzt zu simulieren, dass Sie statt Ihres normalen Fahrzeugs ein Elektrofahrzeug hätten. Die App trackt Ihre Fahrten und gibt dann Auskunft darüber, ob Sie das auch problemlos mit einem Elektrofahrzeug hätten schaffen können. Das ist nur ein Beispiel für unser Streben, unsere Entwicklungskompetenz einzubringen. Für all die großen Herausforderungen, die bei Daimler anstehen, werden wir immer unseren bestmöglichen Beitrag leisten.

Wirtschaftsforum: Herr Röger, vielen Dank für das Gespräch!

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