Maschinenbau goes Dienstleistung
Interview
Seit dem Jahr 2000 setzt die BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH diese Philosophie auch strukturell um. Neben dem Maschinenbauunternehmen gibt es die BHS Services GmbH & Co. KG, die sich als Dienstleister den Notwendigkeiten und Wünschen der Kunden verschrieben hat.
Diese Serviceleistungen machen mittlerweile rund 60 Prozent des gesamten Volumens aus. Dabei bringen diese Strukturen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Außerdem schützt dieser Mehrwert für die Kunden vor der einseitig auf billigere Maschinen setzenden asiatischen Konkurrenz.
„Wir schnüren große Pakete über lange Zeiträume und verfolgen den Ansatz des ‘Lebenszyklus’.“ Christian Engel Geschäftsführer
Unterstützung für die Kunden
Wellpappenmaschinen sowie Anlagen zur Herstellung von Wellpappe und Wellpappenverpackungen bilden das Kerngeschäft der BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH. Zusätzlich bietet das Unternehmen Leistungen, die den Kunden bei der täglichen Nutzung der Maschinen unterstützen. So verringert die durch umfassenden Service erhöhte Verfügbarkeit der Maschinen natürlich die Ausfallzeiten.
Technische Optimierungen sorgen für erhöhte Produktivität der Anlagen. Fällt weniger Ausschuss an, werden zudem Ressourcen geschont und Entsorgungskosten gesenkt. "Wir schnüren große Pakete über lange Zeiträume und verfolgen den Ansatz des 'Lebenszyklus'", verdeutlicht Geschäftsführer Christian Engel. Deshalb werden die Maschinen nicht nur verkauft, parallel dazu gibt Serviceleistungen über lange Zeiträume. "Wir bleiben bei unseren Kunden und sind daran interessiert, dass jeden Tag einwandfrei produziert wird", ergänzt Geschäftsführer Lars Engel.
Fünf Maschinentypen
In der Anfangsphase produzierte BHS Standardmaschinen, danach eine Weile nach Kundenwünschen. Da sich diese Strategie als nicht mehr effizient erwies, gibt es seit sieben Jahren fünf grundsätzliche Maschinentypen imSortiment – je nach Verwendungszweck. Für große Volumen bietet BHS den Kunden besonders schnellfahrende Maschinen.
Maschinen zur Fertigung von Nischenprodukten, zum Beispiel Displays, werden nach wie vor als kundenindividuelle Lösungen gebaut. Maschinen für Standardprodukte ermöglichen 'normale' Durchlaufmengen und fahren eine durchschnittliche Geschwindigkeit.
„Wir bleiben bei unseren Kunden und sind daran interessiert, dass jeden Tag einwandfrei produziert wird.“ Lars Engel Geschäftsführer
Breite bringt mehr Volumen
Auf dem asiatischen und speziell dem chinesischen Markt sind einfache und robuste Modelle gefragt. Hier lautet die Devise 'easy to operate'. Diese Maschinen laufen auch unter widrigen Bedingungen und lassen sich sogar von nicht ausgebildeten Kräften bedienen. Obwohl sich auf diesen Aggregaten keine großen Mengen fertigen lassen, sind sie für lokale Einzugsgebiete völlig ausreichend.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat BHS mit 'Width'. Als einziger Hersteller weltweit baut BHS diese Maschine mit einer Breite von 3,30 m. Üblich sind 2,50 m. Dieses Modell ist für Kunden gedacht, die noch größere Mengen benötigen. Da die schnell fahrenden Maschinen aus technischen Gründen nicht noch schneller laufen können, wird hier zusätzliche Menge eben durch größere Breite erzielt. Dies ermöglicht eine Tagsproduktion von bis zu 1,3 Millionen Quadratmeter. Grundsätzlich werden alle Maschinen den individuellen Bedürfnissen und Produktionsverhältnissen bei den Kunden angepasst.
Vorwiegend Transportverpackungen
Zielgruppe von BHS ist natürlich die Wellpappenindustrie. So fertigen die Kunden Kartons aus Wellpappe für andere Unternehmen, die ihre Produkte zum Transport verpacken müssen. Weltweit 70 Prozent dieser Kunden sind direkt in die Papierindustrie integriert. Die übrigen 30 Prozent sind Privatunternehmer, die auf dem Markt zukaufen.
Mehrere Produktionsstandorte
Die Anfänge des Unternehmens reichen zurück bis in das Jahr 1717, als in Weiherhammer eine Eisenhütte ihren Betrieb aufnimmt, aus der sich eine Maschinenfabrik entwickelt. Seit 1960 werden am Standort Maschinen zur Herstellung von Wellpappe produziert. "In unser Familie ist das Unternehmen seit 1993 und verzeichnet seitdem eine rasante internationale Entwicklung", freut sich Christian Engel.
Lag der Umsatz in den 1960er Jahren noch bei 35 Millionen Euro, so sind es heute 270 Millionen Euro. Aus den damals 340 Beschäftigten in Deutschland sind 700 plus 100 Auszubildende geworden, weltweit 1.500. Längst existieren neben Weiherhammer weitere Produktionsstandorte: Tachov (Tschechien), Varazdin (Kroatien), Shanghai (China), Curitiba (Südbrasilien) und Knoxville (USA).
Hinzu kommen zahlreiche Service-Standorte weltweit. An allen Standorten beschäftigt BHS lokale Mitarbeiter und schafft auf diese Weise lokales Vertrauen. Die zentrale Entwicklungsabteilung ist in Weiherhammer angesiedelt, auf Dauer soll der Standort in China ebenfalls Produkte entwickeln.
„Was unsere Kunden wollen, verstehen wir genau und setzen das dann in Innovationen um.“ Christian Engel Geschäftsführer
Abgestimmt auf nationale Märkte
Das Marketing ist bei BHS zentral organisiert, doch passen sich die einzelnen Länderbüros den Gepflogenheiten der jeweiligen nationalen Märkte an. "Als Marktführer sind Messen für uns nicht mehr wichtig, da wir in der Branche bekannt sind", erklärt Lars Engel. Auf Messen ist das Unternehmen nur in Indien und China vertreten, weil es dort noch nicht so ein Begriff ist.
Alle zwei Jahre werden die Kunden jedoch zu den so genannten 'Innovation Days' eingeladen. Hier wollen die Verantwortlichen wissen, was die Kunden von Ihnen erwarten und erfahren, was für die Kunden wichtig ist. 10 bis 15 Prozent des Umsatzes erzielt BHS in Deutschland. Von den übrigen Anteilen entfallen rund 50 Prozent auf Länder außerhalb Europas.
„Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind auch unsere Mitarbeiter.“ Lars Engel Geschäftsführer
Bodenständige Oberpfälzer
Die gute Kapitalrendite und das sehr gute Preis-Leistungsverhältnis tragen sicherlich ebenso maßgeblich zum Erfolg bei wie das Servicelevel und die Kompetenz als Problemlöser. "Was unsere Kunden wollen, verstehen wir genau und setzen das dann in Innovationen um", erläutert Christian Engel.
"Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind auch unsere Mitarbeiter", ergänzt Lars Engel. Hier wird großer Wert auf Auswahl und Förderung gelegt, die Ausbildungsquote liegt deutlich über dem eigenen Bedarf. Nicht zu vergessen ist die bodenständige Mentalität der Menschen am Standort in der Oberpfalz.
Die Serviceleistungen sollen in Zukunft nochweiter ausgebaut werden, um den Wettbewerbsvorteil zu sichern. Auch will der Weltmarktführer weiter schnell und flexibel auf die Herausforderungen der globalisierten Märkte reagieren.