Wie man die In-Store-Kommunikation verbessert

Interview mit Stefan Welke, Country Manager der Pricer (Germany) GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Welke, Pricer ist der weltweit führende Hersteller von elektronischen Regaletiketten. Angefangen hat alles vor 31 Jahren in Schweden.

Stefan Welke: Ja, Pricer ist ein schwedisches Unternehmen, ein europäisches Unternehmen. Das ist ein grundsätzlicher Unterschied zu unseren Wettbewerbern, alle großen sind in chinesischer oder koreanischer Hand und unterliegen damit entsprechenden politischen Risiken. In Europa arbeiten wir seit vielen Jahren mit Entwicklungspartnern wie der Metro Gruppe oder Carrefour.

Wirtschaftsforum: Pricer ist der einzige Anbieter von elektronischen Regaletiketten, der mit einem optischen, drahtlosen Kommunikationssystem im infrarotnahen Spektrum arbeitet. Worin liegen die Vorteile dieses Systems?

Stefan Welke: Wir sind ein technologieorientiertes Unternehmen, das als erstes digitale Preisschilder auf Basis von Optical Wireless Communication angeboten hat. Hiermit verbrauchen unsere Preisschilder deutlich weniger Energie pro Übertragung als funkbasierte Systeme und bieten damit eine herausragende Batterielebensdauer. Gleichzeitig reagieren sie sehr schnell und sind im Layout flexibel anpassbar. Auf den Zeitverlauf gerechnet ist unsere Lösung die preiswerteste am Markt – Stichwort Total Cost of Ownership. Wir waren auch die ersten, die kombinierte Etiketten aus aufgeklebten und digitalen Informationen durch vollgrafische, beziehungsweise volldigitale Label ersetzt haben. Eine weitere Pricer-Innovation war die Einführung des LED Flash, also einer Leuchtdiode am Preisschild, im Jahr 2015, wodurch sich das Spektrum der Use-Cases erheblich erweitert.

Wirtschaftsforum: Technologisch waren Sie also immer weit vorne. Wie hat sich Pricer kommerziell entwickelt?

Stefan Welke: Wir sind eindeutig Technologieführer. Es gibt Wettbewerber, die in bestimmten Märkten stärker sind und stärker expandieren als wir, aber wir konzentrieren uns auf reife Märkte, hier entwickeln wir uns besser. Wir hatten schnell große Kunden, wie zum Beispiel Metro und sind früh in den japanischen Markt eingestiegen. Das war ein wichtiger Schritt, da von dort für den damaligen Zeitpunkt große Mengen nachgefragt wurden. Später explodierte der französische Markt aufgrund gesetzlicher Vorgaben. Es gab dort einen hohen Druck Richtung elektronisches Preisschild. Heute kommt noch ein Aspekt hinzu: die hohe Inflation, die es erforderlich macht, häufiger die Preise anzupassen. Da muss man zwangsläufig von Papierschildern weg. Frankreich ist deshalb jetzt auch unser größter Markt, mit Branchengrößen wie Carrefour und Intermarché. Gleichzeitig ist unser Heimatmarkt Skandinavien in den letzten fünf Jahren durchgestartet, auch der amerikanische Markt entwickelt sich positiv. Wir arbeiten zum Beispiel mit Amazon an der Entwicklung vollautomatisierter Shops. Wir wachsen seit vielen Jahren deutlich. Zusammengefasst über die letzten vier Quartale liegen wir bei einem Umsatz von 172 Millionen EUR. Dieses Jahr wird vermutlich das beste in der gesamten Firmengeschichte.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es speziell im deutschen Markt aus?

Stefan Welke: Der deutsche Handel ist spät dran im internationalen Vergleich, die Digitalisierung steckt hier noch in den Kinderschuhen. Nur wenige Handelsunternehmen haben ein Digitalisierungskonzept, viele haben noch nicht realisiert, dass Digitalisierung kein IT- sondern ein Management-Projekt ist.

Wirtschaftsforum: Neben digitalen Preisetiketten bieten Sie auch die passende Infrastruktur und Software.

Stefan Welke: Um ein Preisschild betreiben zu können, braucht man die entsprechende technische Infrastruktur. Mit unserer eigenen, vollständig durch uns entwickelten und gewarteten Plattform, bieten wir eine langlebige, nachhaltige Lösung. Außerdem stellen wir mit unserem Pricer Plaza ein cloudbasiertes Management-System zur Verfügung. Unsere Software hat eine extrem hohe Usability und lässt sich zudem gut mit Fremdsystemen integrieren. Das ist ein großer Vorteil.

Wirtschaftsforum: Das heißt, Sie verstehen sich nicht als Hardwareunternehmen, sondern vielmehr als Lösungsanbieter für die Digitalisierung des Handels?

Stefan Welke: Wir sind Betreiber einer Internet-of-Things-Plattform, mit der wir die In-Store-Kommunikation verbessern und Händler dabei unterstützen, mit Kunden über das Regaletikett in Kontakt zu treten. Mit unseren Lösungen automatisieren wir In-Store-Prozesse und ermöglichen neue Entwicklungen wie Dynamic Pricing, um so Umsatz- und Margenentwicklung positiv zu beeinflussen. Wir sehen uns als Teil der digitalen Transformation des Handels. Im Unterschied zum Wettbewerb gibt es bei uns keine Technologiewechsel. Der Wettbewerb wechselt ständig, bei uns ist die Basis-Technologie immer gleichgeblieben, was einen großen Vorteil darstellt und die Investitionssicherheit erheblich erhöht.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die kommende Entwicklung aus?

Stefan Welke: Wir werden künftig einen Teil unserer Preisschilder vollautomatisiert in Deutschland produzieren lassen, um der Lieferkettenproblematik zu begegnen. Das hatten wir schon vor der Coronapandemie geplant. Gleichzeitig werden wir weiter in die Entwicklung neuer Preisschildformate investieren und in die Integration unserer Eco-System-Partner, beispielsweise im Bereich Waste Management. Die Zukunft liegt in der Integration mehrerer Anbieter für die In-Store-Kommunikation. Unsere Vision ist, als Anbieter cloudbasierter und datengetriebener Kommunikationslösungen, einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung von Handelsketten zu leisten.

Pricer (Germany) GmbH
Zweibrücker Hof 2
58313 Herdecke
Deutschland
+49 2330 9103610
info(at)pricer.com
www.pricer.com

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