Transport-Architekten für besondere Aufgaben

Interview mit Holger Kunz, Niederlassungsleiter der Felbermayr Deutschland GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kunz, die Felbermayr Deutschland GmbH ist eine Tochter der österreichischen Felbermayr Holding GmbH, die europaweit tätig ist. Erzählen Sie uns doch bitte etwas zur Struktur Ihres Unternehmens und seiner Einordnung in die Gruppe.

Holger Kunz: Die Felbermayr-Gruppe betreibt aktuell 70 Standorte in 20 europäischen Ländern. Die Felbermayr Deutschland GmbH in Krefeld ist der Hauptsitz der Gruppe in Deutschland. Hier am Standort haben wir 50 Mitarbeiter, in der gesamten Gruppe sind es 2.800. Die Gruppe setzt jährlich über 400 Millionen EUR um. Bei aller Größe ist die Felber Gruppe immer noch familiengeführt, und das in 3. Generation: Das Unternehmen wurde 1942 in Österreich gegründet.

Wirtschaftsforum: Die Felbermayr-Gruppe bietet ein breites Portfolio an Transport-, Hebe-, Hoch/Tiefbau-, Wasserbau- sowie Abfallwirtschaft- und Recyclingdienstleistungen an. Bilden Sie dies in Krefeld in vollem Umfang ab, oder sind Sie auf bestimmte Bereiche spezialisiert?

Holger Kunz: Hier in Krefeld bieten wir die gesamte Palette der Transport- und Hebetechnik an, aber keine Dienstleistungen aus den anderen Bereichen. Alles was mit Transportieren und Heben zu tun hat, egal auf welchem Verkehrsweg, Wasser, Schiene oder Straße, fällt in unser Ressort.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?

Holger Kunz: Unsere Kundschaft ist vielfältig: Zum einen sind es Großmaschinenbauer, zum anderen Kunden aus dem Energiesektor wie Transformatoren-, Turbinen- und Generatorenhersteller sowie auch aus dem Stahlbau und Brückenbau. Den Transport der Produkte dieser Hersteller zu deren Kunden übernehmen wir – mit eigenen Fahrzeugen für alle Land- und Wasserverkehrswege: Wir verfügen über eigene Schiffe, Güterzüge und natürlich auch eigene Lkw. Auch sämtliche dabei anfallende Hebearbeiten wie das Be- und Entladen mit eigenen Kränen sowie das Aufstellen am Zielort bis hin zur elektronischen Installation der Anlage übernehmen wir mit unserer eigenen, hoch qualifizierten Mannschaft. Dass wir über alle Mittel verfügen, um all das aus einer Hand bieten zu können, ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir sehen uns daher in unserem Bereich als Full Service-Dienstleister, wenn man so will als ʻTransport-Architektenʼ für besondere Aufgaben.

Wirtschaftsforum: Wie laufen Transporte in einer solchen Größenordnung bei Ihnen ab? Da ist es allein mit Aufladen und Abliefern ja nicht getan ...

Holger Kunz: Das stimmt, und deshalb dauert die Vorplanung für Transporte mit solchem Umfang auch vier bis sechs Wochen, weil im Vorfeld sämtliche Genehmigungen dafür eingeholt werden müssen. Hier einmal ein Beispiel für einen typischen Auftrag: Ein Behälter bzw. Kolonne soll aus dem Siegerland nach Sankt Petersburg in Russland geliefert werden. Wir holen die Fracht, die eine Länge von 60 m, eine Breite von 5 m, eine Höhe von 4,5 m und ein Gesamtgewicht von 200 t hat, am Produktionsort ab und lagern sie in Krefeld zwischen, bis die Winterperiode in Russland vorbei ist. Anschließend geht es weiter über den Wasserweg nach Antwerpen. Dort wird die Fracht umgeladen und auf dem Seeweg nach Sankt Petersburg gebracht.

Wirtschaftsforum: Sind Sie in Krefeld hauptsächlich für den deutschen Markt tätig?

Holger Kunz: Ja. Unsere Kunden kommen aus Deutschland, aber wir transportieren europaweit.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Coronapandemie auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Holger Kunz: Die Auswirkungen der Pandemie sind auch an uns nicht vorbeigegangen. Wir haben das auf verschiedenen Ebenen gemerkt: einerseits bei uns im Unternehmen, wo es zu Stockungen im Arbeitsablauf kam, andererseits natürlich auch an den Liefersituationen unserer Kunden. Es war kaum mehr möglich, Termine verlässlich zu planen. Hinzu kam eine schwierige Preispolitik bei Transporten auf dem Seeweg und im Binnenschiffmarkt – hier kam es zu erheblichen Preiserhöhungen, die uns sehr zugesetzt haben. Im Moment beeinflussen zusätzlich geopolitische Entwicklungen wie der Brexit und die Ukrainekrise den Markt. Das beschäftigt unsere Kunden und wirkt darüber natürlich auch auf uns. Nichtsdestotrotz sind wir für heute gut aufgestellt und blicken positiv in die Zukunft.

Wirtschaftsforum: Das ist das Stichwort: Wie sieht diese Zukunft aus?

Holger Kunz: Ein immer aktuelles Thema ist der Fachkräftemangel – wir bilden zwar selbst aus, können allein daraus unseren Bedarf aber nicht decken. Hier müssen wir unsere Arbeit intensivieren.

Felbermayr Deutschland GmbH
An der Römerschanze 11
47809 Krefeld
Deutschland
+49 2151 931850
+49 2151 9318510
krefeld(at)felbermayr.cc
www.felbermayr.cc

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