Schlussbericht der 32. TECHNO-CLASSICA ESSEN 2022 - Die Weltmesse – internationale Hauptstadt des Klassik-Universums

Im riesigen Angebot der 9 Messehallen und den zwei Freigeländen war für jeden Geschmack und Geldbeutel der passende Klassiker dabei – vom erschwinglichen Youngtimer vom Schlage eines Triumph Spitfire oder eines Mercedes SLK aus dem Jahr 2009 für wenige tausend Euro bis hin zu Ferraris im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Eine besondere Auszeichnung war das offizielle 100-Jahres-Jubiläum der italienischen Karosserieschmiede Zagato, das mit allen 6 verschiedenen Modellen von Aston Martin mit Zagato-Karosserien rund um den Pavillon der SIHA in Halle 5 begangen und von Andrea Zagato und der Firmenleitung eröffnet wurde.
Gute Geschäfte in Krisenzeiten
Ihrem Anspruch, als „Weltmesse für Oldtimer, Classic- & Prestige-Automobile, Motorsport, Motorräder, Ersatzteile, Restaurierung und Welt-Clubtreff“ zu gelten, wurde die Techno-Classica Essen damit erneut gerecht: Für die Aussteller aus mehr als 30 Nationen war sie trotz Corona und Ukraine-Krieg der Boden für gute Geschäfte – das gilt nicht nur für den Fahrzeughandel, sondern auch für die anderen Ausstellungsbereiche wie Kunst, Automobilia, Modellautos und Literatur. Die Vielzahl der „Verkauft“-Schilder an den Fahrzeugen aller Preisklassen zeigte, dass mit der Techno-Classica die Zeit des Abwartens vorbei war: Galt der Klassiker-Markt in den letzten beiden Jahren eher als schwierig, so stimulierte die Weltmesse die weltweite Kauflust offenbar, manchmal vielleicht auch zur Anlage von Kapital.
Preziosen gefragt
Nick Aaldering, Geschäftsführer des niederländischen Handelsprofis „Gallery Aaldering“, hatte bereits am Messe-Samstag neun Preziosen im sechsstelligen Euro-Bereich aus seinem Angebot von 30 Oldtimern verkauft – vom Maybach über Dino Ferrari bis zum Maserati 3500 GT Spider. „Die Käufer sind kritischer geworden. Doch wer seine Automobile zu realistischen Preisen anbietet, findet entschlossene Abnehmer“, analysierte Aaldering die Situation.
Martin Stromberg, Geschäftsführer von Classic Data aus Bochum, des ältesten und marktführenden Unternehmens zur Bewertung klassischer Fahrzeuge in Deutschland, bestätigte die Einschätzung: „Der Klassiker-Markt hat auch in Corona-Zeiten seine Stabilität behalten und ist berechenbar geblieben – er hat sich auf hohem Niveau konsolidiert.“ Von guten Verkaufsergebnissen berichteten international renommierte Händler wie Eberhard Thiesen aus Hamburg, Gerhard Wolf, Geschäftsführer von „Auto Toy Store“ in Starnberg oder Jaroslav Vrabec von AVC in Prag und Shawn Dougan von der Hyman Ltd in Missouri/USA.
Best of Show ist ein ALFA im Maßanzug
Eine 12-köpfige internationale Jury unter Leitung des Niederländers Maikel de Munnik kürte unter mehr als 150 Concours d’Élégance-Teilnehmern das weltbeste Automobil - eine verantwortungsvolle Aufgabe: ein perfekt restaurierter ALFA Romeo 1900 SS mit Ghia-Karosserie aus dem Jahr 1954 des Händlers Eberhard Thiesen in Halle 1, Stand 136 wurde von den Experten- und Journalisten zum „Best of Show 2022“ gekürt. Besonders interessant: der Preis für einen Bugatti T 37 von 1924, der zwischen 1960 und 2019 im unberührtem Originalzustand im Winter-garten eines Hotels in New York aufbewahrt wurde
Oldtimer-Clubs und alle „Szene-Vertretungen“ vor Ort
Neben Handel- und Industrie-Präsentationen zählten auch die Auftritte internationaler Klassiker-Clubs traditionell zu den Hauptattraktionen der Klassik-Weltmesse: Rund 160 Oldtimer- und Markenclubs präsentierten sich und ihre Dienstleistungen auf liebevoll gestalteten Ständen – oft mit bühnenreif nachgestellten Szenen aus der Auto-Historie.
Mit besonders viel Herzblut gestalteten Borgward-IG einen Bauernhof mit völlig unbekannten Borgward-Traktor-Prototypen und platzierte sich damit unter Leitung ihres Vorsitzenden Hartmut Loges knapp hinter dem Unimog-Veteranen-Club, dessen Szene mit dem Schienenlege-Team der Bahn von den 50 Clubjuroren als bester Clubstand der Messe 2022 ausgezeichnet wurde.
Doch ist die Klassik-Weltmesse für die Clubs mehr als nur Infotainment-Schau. Peter Schneider, Vorsitzender des Bundesverbands Oldtimer-Youngtimer e.V. (DEUVET) sagt dazu: „Für uns als Interessenvertreter der gesamten deutschen Klassiker-Szene in der Politik ist die Techno-Classica der wichtigste Jahrestreffpunkt: Hier können wir unsere geplanten politischen Aktivitäten mit Entscheidungsträgern aus der Klassik-Szene koordinieren.“
Neben dem DEUVET nutzen auch andere Klassik-Interessenvertretungen die Techno-Classica als Podium ihrer Präsentationen – zu ihnen zählen beispielsweise der Oldtimer-Weltverband FIVA und seine offizielle deutsche Vertretung, der ADAC, der seinen druckfrischen Oldtimer-Ratgeber verteilte.
Stabilität des Oldtimer-Geschehens trotz Krise
Die stabile Zahl an Besuchern und der positive Geschäftsgang des Handels haben bei der 32. Techno-Classica gezeigt, dass die Bewahrung klassischer Fahrzeuge auch in Krisenzeiten ein wichtiges Kulturgut und eine nachhaltige Beschäftigung mit der Technikgeschichte sind. Der Klassiker ist eine stabile Wertanlage, deren Nutzung sich mit nicht einmal 0,002% auf die klimarelevanten Vorläufergase auswirkt – Oldtimer sind ein Hobby, das vielen Bereichen der Gesellschaft, dem Handel und dem Handwerk eine umweltgerechte Beschäftigung gibt.
Sammler- und Liebhaber-Fahrzeuge, Modellautos, Kunst, Auto-Literatur mit neuen Buchpräsentationen und Autogrammstunden, Klassik-Dienstleistungen, Ersatzteile oder auch Informationen über kommende Oldtimer-Events – auf der Techno-Classica-Weltmesse der SIHA gibt es nichts, was es nicht gibt, darunter auch Rennen wie der 49. AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring. Deshalb freuen sich Enthusiasten schon auf die 33. Auflage der Techno-Classica Essen: Sie findet vom 12. bis 16. April 2023 statt.