Probleme sind auch keine Lösung

Andererseits

Andererseits: Vieles scheitert daran, dass in allem ein Problem gesehen wird, dass, sobald jemand eine Idee hat, die "Aber-"Menschen zu Wort kommen, die immer grundsätzlich allem zustimmen, aber... aber sofort das Eine und das Andere zu bedenken geben. Huch, hier ist ein Risiko, und wenn wir das nicht beachten, könnte jenes passieren. Irgendjemand hat die Behauptung aufgestellt, wenn die Menschheit heute zum Mond fliegen und erneut den Mond betreten wollte, wäre das von Vornherein zum Scheitern verurteilt.

Warum? Weil wir nur noch komplex denken können, weil wir in einer Welt der Bedenkenträger leben, die immer etwas zu bedenken geben und so Stück für Stück geniale Ideen zerstückeln, bis nichts von ihnen übrig bleibt. In diese Kategorie gehören auch die Bessserwisser, die immer wissen, dass dies und das doch so und so gemacht werden könnte oder müsste.

Vielleicht sollten wir Probleme einfach mal ganz anders betrachten, unter anderem unter der Fragestellung, ob möglicherweise auftretende Probleme nicht das eigentliche Problem sind. Wenn Vasco da Gama oder Marco Polo vor ihrer Reise alle möglicherweise auftretenden Probleme bedacht hätten, wären sie nie zu ihren Reise aufgebrochen. Ja, für sie hätte es überhaupt keinen Sinn gemacht, sich mögliche Probleme vorzustellen.

Wer in neue Welten aufbricht, der kann - sonst wären es keine neuen, unbekannten Welten - sich mögliche Risiken und auch mögliche Chancen und Entdeckungen nicht vorstellen. Das Neue, das Unbekannte hat nun einmal die Qualität, unbekannt zu sein. Die Kunst besteht folglich nicht oder nicht allein in der Vorbereitung sondern im achtsam sein, darin, sich auf neue Situationen und Welten einzulassen.

Vielleicht ist es also in der Tat so, dass Probleme erst dadurch zu Problemen werden, dass wir die Dinge, die Situationen, die Ideen als problematisch und / oder problematisierend betrachten. Kafka hat das einmal sehr schön so ausgedrückt: "Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist gar keines da." Genau, vielleicht gibt es gar keine oder besser gar nicht so viele Probleme, vielleicht ist unsere Denkhaltung das Problem.

Wir wissen längst, dass Denken, Sprache und Handeln sich gegenseitig beeinflussen. Ein wenig provokant formuliert: wenn wir nicht mehr von "Problem" sprechen sondern zum Beispiel von "Herausforderung" ist kein Problem mehr da sondern eben nur eine Herausforderung. Wenn der Hochspringer das Überwinden der Stange als Problem betrachtet, wird er die Hürde nicht schaffen, wenn er den Sprung hingegen als Herausforderung sieht, wird sein Ehrgeiz geweckt.

Die Sprache entlarvt unser Denken und bestimmt unser Handeln. Wer Probleme sieht (sehen will), der bekommt, was er sieht: Probleme. Es macht eben schon einen Unterschied, ob wir problemorientiert oder lösungsorientiert denken, reden und folglich handeln. Heinz von Foerster hat das einmal sehr schön sinngemäß so gesagt: "Wir lernen schon sehr früh, es so zu sagen, wie es ist. Das aber ist falsch. Vielmehr ist es so: es ist so, wie du es sagst."

Das Wunderbare an diesem Apparat, den wir Gehirn nennen, ist doch, dass wir durch unser Denken unser Handeln steuern können und: dass wir unser Denken steuern können, dass wir den Blickwinkel ändern können. "Alles wird durch Beachtung und hört auf zu sein durch Nichtbeachtung", heißt es in einem Sprichwort.

Wenn wir nur Probleme sehen, sehen wir nur Probleme. Wenn wir spannende Aufgaben und Herausforderungen sehen, können wir auch Lösungen sehen. Überall und in allem Probleme zu sehen, lähmt und macht handlungsunfähig. Alles eine Frage der Einstellung. Wie gesagt: Probleme sind auch keine Lösung.

Ein Kommentar von Georg-W. Exler

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