„Neue Wertschätzung des Bieres“

BarthHaas GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Raiser, Hopfen gilt eigentlich nicht unbedingt als Trendprodukt. Trotzdem hat es BarthHaas geschafft, sich international als Visionär und Innovationsführer in diesem Bereich zu positionieren. Was macht Hopfen so sexy?

Thomas Raiser: In den letzten Jahren wurde der Hopfen- und Biermarkt stark durch die Craft-Beer-Bewegung geprägt, die in England und den USA ihre Ursprünge hat. Es handelt sich um obergärige Biere mit starker Hopfennote. Dieser Trend hat zu einer neuen Wertschätzung des Bieres geführt, und die Konsumenten haben ein Interesse an den Rohstoffen entwickelt. Davon haben die Branche und unsere Firma profitiert. Wir konnten den Brauern in Erinnerung rufen, was für ein wertvoller Rohstoff Hopfen ist. Der Erfolg des Unternehmens hat aber viele Gründe. Einer liegt in unserer langen Tradition. Wir sind seit 227 Jahren ein inhabergeführtes Familienunternehmen, das jetzt von der Familie Barth in der achten Generation von zwei Brüdern und einer Cousine geführt wird. Bei uns wird also langfristig gedacht. Die Wurzeln des Unternehmens liegen im fränkischen Hopfenhandel, und wir haben schon immer sehr international agiert.

Wirtschaftsforum: Welche Alleinstellungsmerkmale zeichnen BarthHaas noch aus?

Thomas Raiser: Nicht ohne Grund haben wir einen guten Ruf, stehen für Versorgungssicherheit und langjährige Erfahrung sowie Zuverlässigkeit als Lieferant. Besonders hervorzuheben sind unser Knowhow rund um den Hopfen und die Beratung, die wir Brauereien in Bezug auf Rezepturen und die Entwicklung neuer Hopfensorten bieten können. Wir haben vier Versuchsbrauereien, in denen wir experimentieren und testen können. Unseren Kunden bieten wir Komplettlösungen. Sie können bei uns auch das fertige Bierrezept einkaufen. Und nicht zuletzt entwickeln wir ständig neue innovative Produkte.

Wirtschaftsforum: Was bieten Sie im Einzelnen an?

Thomas Raiser: Wir handeln mit Hopfen aus den wichtigsten Anbaugebieten der Welt, verarbeiten ihn zu Produkten und beliefern Brauereien weltweit. Unsere Standardprodukte sind Hopfen-Pellets, die aus gemahlenem Hopfen gepresst werden. Wir verkaufen aber auch Rohhopfen, also Hopfendolden, und -extrakt. Daneben bieten wir Sonderleistungen wie die Verarbeitung von Sortenmischungen oder Packeinheiten mit bestimmten Mengen an Hopfen. Besonders innovative Produkte sind unsere nach geheimen Rezepten entwickelten Hopfenkompositionen.

Wirtschaftsforum: Wohin hat all das die Firma gebracht – Wo stehen Sie heute?

Thomas Raiser: Mit einem Marktanteil von 30% sind wir der führende Anbieter. Weltweit, das heißt inklusive unserer Niederlassungen in England, den USA, Australien und China, beschäftigen wir 650 Mitarbeiter. In den letzten zehn Jahren sind wir gut gewachsen und konnten den Umsatz von 300 Millionen EUR auf 400 Millionen EUR steigern. Dieses Wachstum, das dem Branchenwachstum entspricht, resultiert aus der abgesetzten Menge, aber auch den höheren Preisen für Aroma-Hopfen, der für Craft-Biere verwendet wird. Die Anbau-Fläche ist von 50.000 ha auf über 60.000 ha angewachsen.

Wirtschaftsforum: Welche Trends sind in der Branche auszumachen?

Thomas Raiser: Am wichtigsten ist unseren Kunden ein interessanter Biergeschmack. Denn entscheidend ist, was die Endkunden wollen. Der US-Markt hat sich in den letzten Jahren zum Leitmarkt für Innovationen entwickelt. Aber es geht auch um Effizienzsteigerung, das heißt, den optimalen Einsatz von Hopfen für den maximalen Geschmack. Hier arbeiten wir gerade an verschiedenen Produkten. Ein übergreifendes Thema, das uns alle beschäftigt, ist die Nachhaltigkeit. Vor dem Hintergrund des Klimawandels stellt sich die Frage der Versorgungssicherheit. Es werden viele Anstrengungen unternommen, neue Hopfensorten zu züchten, die resistenter gegen Trockenheit und Hitze sind. Die landwirtschaftlichen Praktiken werden auf CO2-Emissionen überprüft. Die Ziele für unsere Firma beschreiben wir in unserem eigenen Nachhaltigkeitsbericht.

Wirtschaftsforum: Was ist in Zukunft von BarthHaas zu erwarten?

Thomas Raiser: Aktuell bringen wir einen neuen Hopfenaroma-Extrakt namens Spektrum auf den Markt. Erstmals ist es gelungen, das komplette Aromaspektrum des Hopfens zu extrahieren und alle Aromakomponenten in diesem Produkt zu verbinden. Wir planen im kommenden Jahr eine Einweihungs- und Eröffnungsfeier für unsere neue Hopfen-Extraktionsanlage. Und wir hoffen, dass wir die Beziehungen zu unseren Kunden jetzt wieder persönlich pflegen können. Im September wollen wir an der Craft Brewers Conference in den USA und im November am Beviale Summit in Nürnberg teilnehmen.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für das Unternehmen?

Thomas Raiser: Wir wollen als DER Innovations- und Hopfenexperte weltweit wahrgenommen werden. Unser strategisches Ziel ist, den Hopfen auch für andere Getränke als Bier zu erschließen, etwa für Hopfen-Limonaden.

BarthHaas GmbH & Co. KG
Freiligrathstraße 7-9
90482 Nürnberg
Deutschland
+49 911 54890
+49 911 5489330
info@barthhaas.de
www.barthhaas.de

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