In Deutschland beschäftigt keine Branche mehr Ingenieure als der Maschinen- und Anlagenbau. Wie die Anzahl der offenen Stellen in den Unternehmen zeigt, könnten grundsätzlich aber noch deutlich mehr Ingenieure in diesem Bereich arbeiten. Auch die kürzlich publizierte VDMA-Ingenieurerhebung belegt, dass die Anzahl der unbesetzten Stellen auf ein neues Rekordhoch gestiegen ist und dass bereits zwei von drei Unternehmen offene Stellen für Ingenieure haben. In den kommenden Jahren wird der Ingenieursmangel laut dem Branchenverband weiter zunehmen.
„Trotz vieler konjunktureller Unsicherheiten etwa im Zusammenhang mit den Energiepreisen ist der Bedarf an IngenieurInnen immens. Als größter industrieller Arbeitgeber ist und bleibt der Maschinen- und Anlagenbau eine sichere Zukunftsbranche für den Techniknachwuchs und er braucht das Know-how dieser Talente“, erklärt VDMA-Vizepräsident Henrik Schunk.
Ingenieure für Forschung und Entwicklung
Die Mehrheit der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau geht davon aus, dass vor allem in der Forschung und Entwicklung (FuE) und der Konstruktion der Mangel an Ingenieurskräften in den kommenden Jahren zunehmen wird. Ingenieure, die in diesen Bereichen arbeiten und etwa neue Systeme für die exakte Druckmesstechnik entwickeln, sind maßgeblich für die hohe Innovationskraft der Branche verantwortlich. Zusammen arbeiten in diesen Bereichen etwa die Hälfte der Ingenieure des Maschinen- und Anlagenbaus.
In den nächsten drei Jahren ist laut der VDMA-Ingenieurerhebung in diesen Unternehmensbereichen der Einstellungsbedarf am größten. Mehr als drei Viertel (76%) der Unternehmen wollen Ingenieure in der Konstruktion einstellen und mehr als zwei Drittel (71%) in der FuE. Nur ein kleiner Teil der Unternehmen (16%) geht davon aus, dass es in diesem Bereich nicht zu einem Mangel an Ingenieurskräften kommen wird. Die hohe Anzahl an unbesetzten Stellen könnte somit im Maschinen- und Anlagenbau zu einer Innovations- und Wachstumsbremse werden.
Maschinenbau-Studium sehr gefragt
Ein Großteil der Unternehmen geht davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren noch mehr Ingenieure im Maschinen- und Anlagenbau arbeiten werden. Obwohl aktuell die Inflation hoch ist und die globale Wirtschaft von einer konjunkturellen Eintrübung geprägt wird, ist deutlich über die Hälfte (60%) der befragten Maschinen- und Anlagenbauer der Ansicht, dass die Beschäftigung für Ingenieure in diesem Bereich bis 2027 deutlich zunehmen wird.
Am stärksten ist in den Unternehmen die Nachfrage nach Ingenieuren mit einem Bachelor- oder Masterabschluss in Maschinenbau. Wie das MINT Nachwuchsbarometer der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften e. V. kürzlich zeigte, brechen viele Studenten ihr Maschinenbaustudium aufgrund unzureichender mathematischer Kompetenzen jedoch ab.
Außerdem sind Ingenieure mit einem Elektrotechnik-, Mechatronik. oder Informatistudium k im Maschinen- und Anlagenbau sehr gefragt. „Junge Menschen haben im Maschinen- und Anlagenbau derzeit beste Karriereperspektiven. Unsere Branche ist der wichtigste Ingenieurarbeitgeber. Sie bietet jungen Menschen ein attraktives Arbeitsumfeld, in dem sie Zukunftstechnologien mit entwickeln und gestalten können. Hier arbeiten sie zum Beispiel an technischen Lösungen für den Klima- und Umweltschutz, die Medizintechnik oder zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung“, erklärt VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen.
Viele Fachkräfte-Stellen ebenfalls unbesetzt
Neben der hohen Anzahl an offenen Ingenieursstellen haben viele Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau auch offene Stellen für Fachkräfte (90%) und für Techniker oder Meister (60%). Bei der letzten Ingenieurerhebung 2019 suchten deutlich weniger Unternehmen Angestellte auf diesem Qualifikationsniveau.
„Als größter Arbeitgeber für MINT-Berufe ist unsere Industrie genau die richtige Adresse für Menschen, die innovativ und kreativ arbeiten wollen. Die Karrierechancen waren nie besser für Master, Meister, Fachmänner und Fachfrauen. Zudem sind zwei Drittel der CEOs im Maschinenbau Ingenieurinnen und Ingenieure“, so Schunk.