Krankenstand in Deutschland – aktuelle Zahlen und Entwicklungen

Die Krankheitstage in Deutschland im Überblick
Beobachtungen haben gezeigt, dass rund 50 % der Mitglieder einer Betriebskrankenkasse im Jahr 2020 gesund geblieben sind. Der Grund dafür dürften strengere Verhaltensregeln und regelmäßige Lockdowns gewesen sein. Wem es möglich war, arbeitete weitestgehend isoliert im Home-Office. So wurden Kontakte eingeschränkt und das Risiko auf eine Ansteckung mit Krankheiten ist gesunken. Seit dem Jahr 2016 werden Krankheitstage stärker unter die Lupe genommen. Seitdem war ein klarer Anstieg der Fehltage zu verzeichnen. Die Werte schließen jedoch Reha-Tage und Arbeitsunfälle mit ein. Eines ist klar: Es ist wichtig, Gesundheitsprobleme zu behandeln.
Doch wie steht es um die Krankheitsdauer? In den meisten Fällen – also rund zwei Drittel – reicht weniger als eine Woche aus, um wieder gesund zu werden. Etwa 80 % der erkrankten Beschäftigten in Deutschland sind spätestens nach zwei Wochen wieder fähig, ihre Arbeit zu verrichten. Nur in 10 % der Krankheitsfälle handelt es sich um langwierige Erkrankungen, die eine Genesungsdauer von über vier Wochen erfordern.
Die häufigsten Gründe für Krankschreibungen
Es gibt viele verschiedene Gründe, aus denen die Deutschen sich krankschreiben lassen. Vor allem im Alter kommt es häufiger zu Krankschreibungen und Ausfällen aufgrund von Krankheit, da sich klare Verschleißerscheinungen bemerkbar machen. Vor allem Muskel- und Skeletterkrankungen treten daher im Alter auf. Besonders Berufe, in denen körperlich belastende Arbeit erledigt werden, sind davon betroffen. Bei klassischen Bürojobs kommt es seltener zu solchen Verschleißerscheinungen, doch ausgenommen sind sie daher trotzdem nicht. Während psychische Erkrankungen insgesamt eher selten sind, sind die Ausfallzeiten, welche sie verursachen, umso länger.
Eine Studie aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass rund 17,5 % der Krankheitstage auf psychische Erkrankungen entfielen. 14 % hingegen sind Krankheiten des Atmungssystems zuzuschreiben, während 16,3 % sonstige Ursachen waren, darunter zum Beispiel Hautwucherungen. Führend waren Krankheitstage aufgrund von Muskel- und Skeletterkrankungen. Infektionen (4,2 %), Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems (4,1 %), Krebserkrankungen (4,1 %) und Krankheiten des Verdauungssystems (4,3 %) machen einen eher geringen Anteil aus.
Alterungserscheinungen: Mehr Krankheitstage durch hohes Alter
Hinsichtlich der Krankheitstage von Beschäftigten in Deutschland spielt das Altern eine wesentliche Rolle. Das liegt nicht nur daran, dass der Körper schneller krank wird, weil er älter wird. Auch die Genesung älterer Menschen nimmt mehr Zeit in Anspruch. Eine Studie hat daher ergeben, dass ab dem Alter von 55 Jahren die durchschnittliche Ausfallzeit doppelt so hoch oder noch höher als die von Menschen im Alter von 35 bis 39 Jahren ist.
Deutschlands Bundesländer – wer ist am häufigsten krank?
Die Statistik zeigt: Beschäftigte im Bundesland Bayern haben weniger Krankheitstage als Mitarbeiter in Sachsen-Anhalt. Denn während bayerische Mitarbeiter nur 16,3 Krankheitstage haben, liegt der Wert in Sachsen-Anhalt bei 24,4. Doch woran genau liegen diese Unterschiede? Ein Grund ist der Branchenmix, der in jedem Bundesland unterschiedlich ist. Auch die verschiedenen Unternehmensstrukturen und die Mischung unterschiedlicher Berufsgruppen sind hier zu anzuführen. Denn auch für die verschiedenen Branchen gibt es aussagekräftige Werte.
Mit durchschnittlich 24,7 Krankheitstagen je Mitarbeiter im Jahr 2020 ist die Branche der Wasserversorgung und der Abwasser- und Abfallentsorgung führend. Gleich darauf folgen Verkehr und Lagerei mit 23,3 Tagen und die öffentliche Verwaltung mit 21,3. Mit durchschnittlichen 9,4 Krankheitstagen ist die Branche der Information und Kommunikation am besten aufgestellt – Mitarbeiter dieser Branchen sind am seltensten krank.
Arbeitsunfähigkeit liegt jedoch nicht nur dann vor, wenn man selbst krank ist. Mit einem entsprechenden Attest können Eltern auch zur Pflege ihrer kranken Kinder zu Hause bleiben. Deutschlandweit waren das im Jahr 2019 26,6 % der Frauen und 7,9 % der Männer. Durch Home-Office und Lockdowns gingen diese Zahlen im Jahr 2020 jedoch auf 21,2 % bzw. 6,1 % zurück.
So viel kostet der Ausfall aufgrund von Krankheit dem Arbeitgeber
Dass man einmal aufgrund von Krankheit dem Arbeitsplatz fernbleibt, ist ganz normal. Doch während es die meisten Arbeitnehmer als völlig selbstverständlich ansehen, dass der Arbeitgeber ihnen weiter ihr Gehalt überweist, entstehen diesem aufgrund des Krankenstands Mehrkosten.
Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, das Gehalt bis zu 6 Wochen weiterzubezahlen, wenn sein Mitarbeiter krankgeschrieben ist. Ist der Arbeitnehmer länger krank, springt die Krankenkasse ein und bezahlt Krankengeld. Dieses beträgt allerdings nur 70 % des regelmäßigen Bruttoentgelts.
Im Schnitt haben Unternehmen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall ihrer Mitarbeiter im Jahr 2020 61,9 Milliarden Euro aufgewendet. Im Vorjahr waren es 58,5 Milliarden Euro. Allerdings scheinen diese Zahlen immer weiter zu steigen. Das liegt zum einen an den jährlichen Gehaltssteigerungen sowie zum anderen am hohen Krankheitsstand der Beschäftigten.