Generationenwechsel als Quelle für Inspiration
Interview mit Dr. Michael Zaun, Geschäftsführer der Klöckner DESMA Elastomertechnik GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Dr. Zaun, welche Meilensteine waren für die Entwicklung von DESMA besonders wichtig?
Dr. Michael Zaun: Das Unternehmen wurde 1965 gegründet und hat über eine lange Zeit nur Teile gefertigt. 1990 ist aus der Teilefertigung die erste Maschine entstanden, das war der erste Meilenstein. Auf ihr bauen bis heute all unsere Produkte auf. In diese Maschine sind mehrere Patente eingeflossen. Der damalige Konstruktionsleiter Ernst Stengelin hatte ein Verfahren entwickelt, auf dem alle heutigen Spritzsysteme basieren, und ist deshalb legendär. 2001 folgte ein weiterer Meilenstein, die Herstellung einer horizontalen Spritzgießmaschine. Konstruktionsleiter Ulrich Wernz hatte ein Schließsystem erfunden, bei dem der Zylinder nicht in den Boden fährt, sodass die Kunden keine Grube mehr ausheben mussten. 2006 haben Manfred Dufner und Rainer Kirschnick den FlowControl Kaltkanal erfunden. Gummi muss kalt gehalten werden, während klassischer Kunststoff warmgehalten wird. Der Kaltkanal sorgt für die Trennung. 2015, zum 50. Jubiläum, kam eine weitere Erfindung der beiden Ingenieure auf den Markt: Beim Pressure-Sense-Verfahren wird über Druck geprüft, ob das Gummi die Form ausfüllt. Das ist besonders ressourcenschonend, denn Ausschuss wird so vermieden.
Wirtschaftsforum: War die wirtschaftliche Entwicklung so gut, wie diese Geschichte vermuten lässt?
Dr. Michael Zaun: Ja, bis 2018 sind wir kontinuierlich gewachsen. Dann kam der Einbruch in der Automobilbranche, von der wir damals stark abhängig waren. Inzwischen haben wir durch Diversifizierung den Anteil auf 30% reduziert. Die Coronazeit war schwierig, und dann führte die Energiekrise dazu, dass viele Projekte wegen fehlender Planungssicherheit eingefroren oder Entscheidungen verzögert gefällt werden. In der Pandemie konnten wir allerdings einen Kunden aus der Pharmaindustrie gewinnen, der Gummideckel für Impfdosen herstellt. Für ihn haben wir ein Mehrfach-Konzept entwickelt, welches die Produktionskapazität einer Maschine vervierfacht hat. Hiermit konnten die riesigen Bedarfe in kurzer Zeit gedeckt und durch eine eigene Automatisierungslösung mannlos und prozesssicher entformt werden.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere aktuelle Produktneuheiten?
Dr. Michael Zaun: Für die Wasserstoffbranche haben wir einen Prozess entwickelt, mit dem übergroße Zellrahmendichtungen nicht mehr manuell eingelegt werden müssen, sondern direkt eingespritzt werden. Dies garantiert absolute Dichtheit. Zudem beinhaltet das System ein effizientes Handlingskonzept. In den vergangenen drei Jahren wurden individuelle Spritzgießlösungen immer wichtiger – größere leistungsfähigere Maschinen mit Materialüberwachung und Handlingsystemen ebenso wie Mehrkomponentenlösungen. Wenn ein Hersteller ein Gummiteil fertigen möchte, für das er nicht die Erfahrung hat, oder einen Technologiesprung machen möchte, liefern wir die Problemlösungskompetenz und das Prozess-Know-how. Da durch den Fachkräftemangel immer weniger qualifiziertes Personal zur Verfügung steht, geht der Trend hin zu leichter und intuitiver zu bedienenden Maschinen, die remote überwacht werden, und Robotern. Nur so kann die Qualität sichergestellt werden.
Wirtschaftsforum: Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach für den Erfolg von DESMA verantwortlich?
Dr. Michael Zaun: Ein wichtiger Aspekt ist unsere hohe Made-in-Germany-Maschinenbauqualität, die aber nicht over-engineered ist. Unsere Maschinen laufen 30 bis 40 Jahre. Ganz entscheidend für unseren Erfolg sind unsere erfahrenen Ingenieure mit ihrem Know-how. Sie wissen genau, wie sich der Stahl unter extremen Belastungen verhält – Das Einspritzen erfolgt mit mehreren Tausend Bar. Der Erfolg wird durch Menschen gemacht. Ein Beispiel für solch eine wichtige Persönlichkeit in der DESMA ist unser Prokurist Harald Schmid, der all unsere Entwicklungen mitgemacht hat. Er hat 1979 bei DESMA mit einer Lehre als Werkzeugmacher begonnen, dann die Ausbildung zum Maschenbautechniker gemacht und 1991 die Projektabteilung aufgebaut und geleitet. Jetzt leitet er bereits seit 1996 den Vertrieb.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklung sehen Sie zukünftig für DESMA?
Dr. Michael Zaun: Unsere Projekt-Pipeline ist voll mit vielen großen Projekten. Diese müssen wir global austarieren. Wir haben die Vision, dass ein Kunde, wenn er über Gummiverarbeitung nachdenkt, als erstes an DESMA denkt. Nach 50 Jahren beginnt in einer Firma oft ein krasser Generationenwechsel. Das erleben wir auch. Die neuen jungen Ingenieure profitieren von den erfahrenen. Es entsteht ein tolles Wissensmanagement und dadurch ein besonderer Spirit. Ich rechne deshalb in den kommenden Jahren mit einer Welle neuer Patente.
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