"E-Commerce wird auch in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen"
Björn Henning, CEO der SHOEPASSION GmbH im Interview

1. Die Corona-Pandemie hat vor allem den Einzelhandel hart getroffen. Der stationäre Handel musste lange Zeit schließen, der Onlinehandel hat dadurch noch mehr Relevanz erlangt. Denken Sie, dass der stationäre Handel in Zukunft weiter an Relevanz verlieren wird?
Ich denke jedem ist klar, dass E-Commerce auch in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Dennoch glauben wir bei Shoepassion auch in Zukunft an den stationären Handel. Dabei verfolgen wir bewusst den Omnichannel Ansatz. Denn vor allem beim Erstkauf lassen sich hochwertige, haptische Produkte wie unsere am besten erleben. Daraufhin können Folgekäufe dann in weiterer Folge auch online stattfinden.
2. Der Vormarsch von E-Commerce hält bereits seit Jahren an und ermöglicht auch kleineren Unternehmen die Möglichkeit, sich mit einem ansprechenden Online-Shop erfolgreich zu etablieren. Welche Trends erkennen und erwarten Sie dabei in der Schuhbranche?
Wir gehen davon aus, dass vor allem die Reduzierung der Retouren wichtiger werden – einfach auch um nachhaltiger zu wirtschaften. Services wie unsere Shoepassion ID werden von immer größerer Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Trend ist die Langlebigkeit von Schuhen, denn leider wird die Branche immer wieder mit Begriffen wie Fast Fashion verbunden. Daher bieten wir beispielsweise einen Werkstattservice an, damit unsere Produkte nicht weggeworfen, sondern weitergenutzt werden können.
3. Die geplante EU-Verordnung will Lieferketten nachhaltiger und transparenter machen. Wie konsequent denken Sie, wird dieser Vorschlag in Ihrer Branche umgesetzt? Denken Sie, dass vor allem bei großen Konzernen Sicherheits- und Umweltstandards genauer beobachtet werden?
Ich denke, dass es große Konzerne sicherlich einfacher haben werden, die Anforderungen umzusetzen. Schließlich sind Sie in der Regel auch diejenigen mit den am weitesten verzweigten Lieferketten rund um den Globus. Bei Unternehmen unserer Größenordnung ist der Bedarf gar nicht in der Form gegeben, da sie ohnehin häufiger lokal einkaufen und produzieren. Meist kennt man seine Produktionen sogar persönlich.
4. „Schuhe made in Europe“ ist euer Markenzeichen. Warum hat man sich hier ausgerechnet für Spanien als Produktionsstätte entschieden?
Wir wollten unsere Produkte in einem Land fertigen lassen, in welchem die Schuhproduktion noch ein traditionelles Handwerk darstellt. Die Cluster-Region Almansa hat uns dabei durch seine ausgezeichnete Wettbewerbsfähigkeit, speziell für hochwertig rahmengenähte Businessschuhe, überzeugt.
5. Die Pandemie hat auch viele bestehende Geschäftsmodelle geprägt und revolutioniert. Stichwort: New Work. Gab bzw. gibt es diesbezüglich auch Änderungen bei Ihnen im Unternehmen? Falls ja, welche?
Bezüglich unserer Arbeitsmodi waren wir schon immer sehr flexibel. Unsere Systeme haben das schon vor der Pandemie hergegeben. Einzig und allein das Bewusstsein für Remote-Arbeit ist nochmals weiter gestiegen.
6. Geben Sie uns noch einen kurzen Ausblick: Welche Ziele verfolgen Sie mit Shoepassion in den nächsten Jahren?
Wir werden unseren Plattformansatz mit unseren starken Eigenmarken Heinrich Dinkelacker, Henry Stevens und N91 weiter ausbauen. Bei neuen Produktentwicklungen hat bei uns nach wie vor der Umweltschutz und eine erstklassige Qualität oberste Priorität. Genauer gesagt legen wir besonders großen Wert auf Bio-Qualität, nachhaltige Verarbeitung und Langlebigkeit der Produkte. Darüber hinaus werden wir unter anderem unser Accessoire-Sortiment weiter ausbauen und unseren wertebasierten Ansatz auch in anderen Produktkategorien etablieren.