„Die Medizintechnik muss die Menschen erreichen!“

Interview mit Dr. Jakob Dohse, Geschäftsführer von MeKo Manufacturing

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Dohse, Ihr Unternehmen blickt auf eine über 30-jährige Erfahrung im Laserschneiden, -bohren und -schweißen von Metallen und anderen Materialien zurück. Welche Branchen machen dabei den Kern Ihrer Tätigkeit aus?

Dr. Jakob Dohse: Neben der Blechbearbeitung engagiert sich MeKo vornehmlich in der Medizinprodukteindustrie, wo wir beispielsweise Stents, Gerüste für Herzklappen oder Komponenten für Augenimplantate fertigen. Dabei treten wir vor allem in Anwendungsfeldern mit einem besonders hohen Komplexitäts- und Detailierungsgrad auf und haben uns in diesem Zuge in den letzten Jahren zunehmend zum Lösungsanbieter gewandelt. Während MeKo früher hauptsächlich als Lohnfertiger fungierte, der sich auf Basis entsprechender technischer Zeichnungen des Kunden vornehmlich mit der Fertigungsausführung beschäftigte, treten wir nun meist schon sehr früh im Produktentwicklungsprozess in einen lösungsorientierten Dialog mit unseren Kunden, um gemeinsam die besten Komponenten für den jeweiligen Anwendungszweck zu entwickeln. Im Rahmen dieses iterativen Prozesses können wir beispielsweise zielorientierte Vorschläge zur Verbesserung der Röntgensichtbarkeit oder der mechanischen Eigenschaften machen. Auch Simulationen zur Applikation des eigentlichen Medizinprodukts sind mittlerweile Teil des Angebotes und liefern oftmals wichtige Erkenntnisse.

Wirtschaftsforum: Ein wichtiger Wettbewerbsvorteil?

Dr. Jakob Dohse: Natürlich – denn mit unserer Ausrichtung auf komplexe, aber vergleichsweise kleine Komponenten, die mit geringem logistischen Aufwand um die ganze Welt geschickt werden können, stehen wir auch mit Marktteilnehmern aus Regionen mit anderen Kostenstrukturen und geringeren bürokratischen Hürden als in Deutschland im Wettbewerb. Unsere Kunden sind ebenfalls in vielen verschiedenen Ländern tätig – denn der Markt für Medizinprodukte ist trotz strenger regulatorischer Hürden stark international geprägt.

Wirtschaftsforum: Mit welchen Innovationen beschäftigen Sie sich derzeit?

Dr. Jakob Dohse: Schon vor über zehn Jahren haben wir mit der Entwicklung von Resoloy begonnen, einer resorbierbaren Magnesiumlegierung, die es Kunden ermöglicht, Stents zu entwickeln, die dieselben Eigenschaften wie herkömmliche Stents aufweisen, sich jedoch innerhalb von 1-2 Jahren nach der Implantation selbstständig im menschlichen Körper auflösen. Mit Vasculoy haben wir zudem eine nickel- und kobaltfreie Legierung mit hoher Biokompatibilität entwickelt, die die Herstellung von Implantaten für Patientinnen und Patienten mit entsprechenden Allergien ermöglicht. Darüber hinaus haben wir unser Kompetenzspektrum inzwischen um umfangreiche 3D-Metalldruckverfahren erweitert, mit denen wir besonders präzise und patientenangepasste Komponenten entwickeln. Derzeit handelt es sich um Prototypen, wir sind aber überzeugt, diese Prozesse perspektivisch auch im Rahmen der Serienfertigung einsetzen zu können.

Wirtschaftsforum: Welche weiteren Innovationen erwarten Sie in den nächsten Jahren?

Dr. Jakob Dohse: Gerade im Bereich der medizintechnischen Werkstoffe gibt es viele weitere spannende Entwicklungen, die mit Sicherheit einen großen Nutzen für die Patienten bringen werden. Die Formgedächtnislegierung NiTi (auch Nitinol genannt) gewinnt aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften, die noch nicht vollständig erforscht sind, zunehmend an Bedeutung. Auch resorbierbare Polymere werden aufgrund neuer Entwicklungen wieder mehr nachgefragt, vor allem, weil sie - wie bei unserem PolyMediX - die Möglichkeit bieten, Wirkstoffe in das Material zu integrieren. In der Fertigungstechnik wird die Simulation von Bauteilen immer wichtiger - auch dank unseres ganzheitlichen Lösungsansatzes. So können diese bereits im Vorfeld für die Fertigung und den Einsatz optimiert werden. In der Lasertechnik wird vor allem im Bereich der Ultrakurzpulslaser entwickelt. Diese ermöglichen für bestimmte Anwendungen noch präzisere Ergebnisse.

Wirtschaftsforum: Wie bedeutsam ist es für MeKo, dass derartige Innovationen das Gros der Patienten letztlich auch erreichen werden?

Dr. Jakob Dohse: Hierin liegt ein zentrales Element unserer Haltung: Denn wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern dafür sorgen, dass Medizintechnik wirklich dort ankommt, wo sie tatsächlich benötigt wird, und dazu beitragen, die Lebensqualität der Patienten substanziell zu verbessern. Des-halb sondieren wir stets aktiv mit unseren Partnern, wie sich die Kosten des Endprodukts zielführend reduzieren lassen, natürlich ohne dabei Kompromisse bei der Patientensicherheit einzugehen. Denn Medizintechnik soll ein Gut sein, das allen Menschen offen steht und nicht nur einzelnen finanzstarken Patientengruppen.

Wirtschaftsforum: Mit welchen Veränderungen beschäftigt sich MeKo derzeit auf Unternehmensebene?

Dr. Jakob Dohse: Erst letztes Jahr haben wir einen neuen Geschäftsbau fertiggestellt und planen für 2024 bereits mit einer neuerlichen Erweiterung unserer Produktionsflächen, damit wir die sich uns bietenden Wachstumspotenziale auch effektiv nutzen können. Gleichzeitig wollen wir unsere Kooperationen mit Hochschulen sowie unsere Stellung als Ausbildungsbetrieb noch nachhaltiger schärfen, um auch perspektivisch als wissensintensives Unternehmen bestehen zu können.

MeKo Manufacturing
Im Kirchenfelde 12-14
31157 Sarstedt
Deutschland
+49 5066 70790
laser(at)meko.de
www.meko.de

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