„Die Digitalisierung ist im Handwerk längst angekommen“
Interview mit Vera Söder, Geschäftsführerin der Metallbau Söder GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Frau Söder, als Partner für individuelle Lösungen am Bau passt Ihr Unternehmen seine Produkte stets genau an die Kundenwünsche an. Ist dieser Grad an Individualisierung angesichts der starken Standardisierung im Bausektor überhaupt erforderlich?
Vera Söder: Natürlich entsprechen auch unsere Produkte allen geltenden Normen. Im Privatkundenbereich gibt es aber tatsächlich viele individuelle Wünsche im Hinblick auf die Größe oder die genaue Ausführung des jeweiligen Bauelements. Auch die baulichen Gegebenheiten vor Ort sind oft sehr unterschiedlich. Wir haben unsere Flexibilität deshalb zum Konzept erhoben und verfolgen den Grundsatz, keine Produkte von der Stange herzustellen. Unsere Vielseitigkeit schlägt sich dabei auch im Umfang unseres Angebotsspektrums nieder: Wir fertigen im Grunde alles, was man aus Metall und Glas herstellen kann – von Fenster- und Türelementen über Rauch- und Brandschutzanlagen bis hin zu Lichtdächern.
Wirtschaftsforum: Ein hohes Maß an Flexibilität bedeutet gerade im Baubereich meist besondere Herausforderungen.
Vera Söder: Die aktuellen Herausforderungen ergeben sich vor allem aus der Materialbeschaffung und der Preisfindung auf dem Markt und betreffen uns damit nicht anders als jedes andere Metallbauunternehmen auch. Um uns fit für die Zukunft zu machen, setzen wir dabei schon lange auf digitale Prozesse, die gerade auch im Handwerk erhebliche Vorteile mit sich bringen – darin liegt weiterhin ein zentraler Wettbewerbsvorteil von Metallbeau Söder.
Wirtschaftsforum: Welche Digitalisierungsmaßnahmen hat Ihr Unternehmen bisher umgesetzt?
Vera Söder: Schon seit etwa zehn Jahren laufen beispielsweise unsere Aufmaß-Prozesse gänzlich digital ab: Dabei werden die entsprechenden Maße auf der Baustelle digital über Tablets erfasst und von dort aus direkt in unsere Kalkulationsabteilung geschickt, wo die Daten zügig weiterverarbeitet werden können und anschließend über unsere Glasfaserkabel in die Produktion überführt werden. Auch die Material- und Zeiterfassung auf der Baustelle laufen mittlerweile vollständig digital ab; natürlich liegen beim Einbau unserer Elemente auch sämtliche Baupläne in digitaler Form vor. Die Vorteile liegen auf der Hand: Einmal generierte Informationen gehen so nicht mehr verloren, alle Daten können effizient mehrfach genutzt werden, wodurch sich leicht entsprechende Synergie-Effekte erzeugen lassen, und die Papierlosigkeit des gesamten Prozesses ist ein weiterer sinnvoller Beitrag zu unserer positiven Nachhaltigkeitsbilanz.
Wirtschaftsforum: Welche Ambitionen verfolgen Sie beim Thema Nachhaltigkeit genau?
Vera Söder: Neben neueren Maßnahmen wie der Errichtung eines eigenen Blockheizkraftwerks und einer Photovoltaikanlage hat unser Unternehmen schon vor 25 Jahren ein betriebsinternes Recycling-Konzept entwickelt. Unserem Handeln liegt dabei die Überzeugung zugrunde, dass die sogenannten Abfallprodukte unserer Metallbauarbeiten in sich wieder Rohstoffe sind, die wir dem Recycling-Prozess zuführen können. Dabei würde ich mir jedoch wünschen, dass diese Rohstoffe gerade in Zeiten der schwierigen Materialbeschaffung vermehrt in Europa verbleiben, um die heimische Wirtschaft zu stützen, anstatt freimütig exportiert zu werden. Allein wir als vergleichsweise kleiner Handwerksbetrieb verfügen derzeit über 50 Tonnen Aluminium, die wir wieder dem Kreislauf zuführen könnten.
Wirtschaftsforum: Mit welchen weiteren Maßnahmen könnte die Politik aus Ihrer Sicht positive Veränderungen bewirken?
Vera Söder: Ich würde mir wünschen, dass die politischen Entscheidungsträger in einen intensiveren Austausch mit der wirtschaftlichen Basis treten würden. Dabei würden sie auch feststellen, wie wichtig die vielfältigen Handwerksberufe für unsere Wirtschaftskraft sind und dass sich mit einer verstärkten Akademisierung viele Probleme eben nicht lösen lassen – als studierte Bauingenieurin, die sich seit 30 Jahren in den elterlichen Handwerksbetrieb einbringt, sage ich das mit vollem Selbstbewusstsein.
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