Deutscher Mittelständler baut größte Turmuhr der Welt in Mekka

Zeitanzeige der Superlative

Es ist nicht so, als hätte das Calwer Traditionsunternehmen Perrot Turmuhren und Läuteanlagen vorher noch keine Erfahrung mit Großprojekten gehabt. So stammte die bislang größte Turmuhr mit einem Zifferblattdurchmesser von 12,50 Metern auch von dem 30 Mitarbeiter großen Familienunternehmen. Doch als vor sieben Jahren das Telefon klingelte, war schnell klar, dass der bisherige Rekord deutlich übertroffen würde.

Das Architekturbüro SL Rasch GmbH mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hatte damals angefragt, ob es möglich wäre, eine noch größere Uhrenanlage zu bauen – auf dem Turm des Mecca Royal Clock Tower Hotels in der saudi-arabischen Pilgerstadt Mekka. Der Hotelkomplex gilt mit 601 Metern als das aktuell zweithöchste und volumenmäßig größte Gebäude der Welt.

Spezialisten für technisch schwierige Konstruktionen

Der Hintergrund: SL Rasch-Geschäftsführer Dr. Bodo Rasch und sein Team haben sich im arabischen Raum und in Asien über Jahrzehnte einen sehr guten Ruf im Hinblick auf technisch anspruchsvolle Konstruktionen erarbeitet, die gleichzeitig gut aussehen, leicht bedienbar und wartungsfreundlich sein sollen.

Eine besondere Herausforderung für SL Rasch und Perrot war nun die Realisierung der Makkah Clock im Auftrag des größten Bauunternehmens im arabischen Raum. SL Rasch erarbeitete die technischen Vorgaben und das Design der Turmuhr, die Verantwortung für die Planung, Fertigung und Montage trugen aber die Calwer. Aus beiden Firmen wurden Expertenteams gebildet, um die anspruchsvollen Kundenwünsche realisieren zu können.

Zifferblätter, Zahlen und Zeiger in gigantischen Größenordnungen

So waren beispielsweise die vier Zifferblätter eine Herausforderung für die Experten: Im Laufe der Planung wuchs ihr Durchmesser von anfangs 16 Meter auf am Ende gigantische 43 Meter an. Nicht das einzige Mal, bei dem das über 150 Jahre erworbene Know-how von Perrot entscheidend half.

Ein weiteres Beispiel sind die Zeiger: Allein die Zahlen haben eine Länge von 7 Metern, doch die Stundenzeiger (17 Meter) und die Minutenzeiger (22 Meter) übertreffen sie bei weitem. Jeder Zeiger hat ein Gesamtgewicht von bis zu 7,5 Tonnen.

Das Problem: Die sehr hohen Windlasten in der Höhe von über 400 Metern, in der die Turmuhr installiert werden sollte. Die Zeigerspitzen dürfen nur minimal schwanken, damit sie sich nicht gegenseitig oder das Zifferblatt beschädigen. Für die Zeiger wurde daher eine Form entworfen, die dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche bietet und Verwirbelungen auf ein absolutes Minimum reduziert.

 

Tonnenschwere Antriebe für die nächsten 100 Jahre

Eine weitere Herausforderung war der Antrieb: Er musste so konstruiert werden, dass er es nicht nur mit den Gewichten der Zeiger und den hohen Windlasten aufnehmen kann, sondern auch mehr als 100 Jahre lang läuft. Mit einem Gewicht von rund 21 Tonnen entstanden so die größten und schwersten jemals für Turmuhren gebauten Antriebe.

Nach über vier Jahren Bauzeit, die zur Realisierung des Großprojekts benötigt wurde, war es dann soweit und der saudische König Abdul Aziz weihte die in einem Umkreis von acht Kilometern sichtbare Makkah Clock feierlich ein.

Lesen Sie mehr über die Konstrukteure der größten Turmuhr der Welt im

Hidden-Champions-Interview mit Wirtschaftsforum.de

 

Weitere Bilder

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Wenn Handwerk auf Industrie trifft

Interview mit Paul Haacke, Geschäftsführer der Portawin GmbH

Wenn Handwerk auf Industrie trifft

Handwerk hat goldenen Boden. Ein Sprichwort, das lange gültig war und auch heute, trotz Krise am Bau und vieler bürokratischer Hürden, seine Berechtigung hat. Das sieht auch Paul Haacke so.…

Moderne Außenbereichslösungen: Wie innovative Materialien die Gartenlagerung revolutionieren

Moderne Außenbereichslösungen: Wie innovative Materialien die Gartenlagerung revolutionieren

Der Garten entwickelt sich zunehmend zum erweiterten Wohnraum, doch mit dieser Wandlung entstehen neue Herausforderungen bei der Lagerung.…

Effiziente Lagerlogistik als Erfolgsfaktor für den Mittelstand

Effiziente Lagerlogistik als Erfolgsfaktor für den Mittelstand

Effiziente Lagerlogistik ist heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für mittelständische Unternehmen. Was früher oft nur als notwendiges Übel betrachtet wurde, hat sich zur strategischen Drehscheibe des Unternehmenserfolgs entwickelt. Eine optimierte Lagerhaltung…

Aktuellste Interviews

Starke Marken: „Die Kraft der Frauen sehen lassen!“

Interview mit Karel Verlinde, CEO der Van de Velde NV

Starke Marken: „Die Kraft der Frauen sehen lassen!“

Lingerie ist weitaus mehr als nur Unterwäsche für Damen. Sie ist gleichermaßen auch Statement und Ausdruck der Persönlichkeit ihrer Trägerin. Die drei Premiummarken der belgischen Van de Velde NV werden…

Klarer Kurs und Transformation in der Sportmode

Interview mit Marco Hoffmeyer, Geschäftsführer der Scoretex GmbH

Klarer Kurs und Transformation in der Sportmode

Die Sport- und Freizeitbranche steht unter hohem Veränderungsdruck – von globalen Lieferketten bis zu wachsenden Onlinemärkten. Die Scoretex GmbH, die fünf Marken unter dem Plattformansatz Home of Brands bündelt, reagiert…

Medizin, die zuhört und weiterdenkt

Interview mit Florian König, Geschäftsführer der HNO-Klinik Bogenhausen Dr. Gaertner GmbH

Medizin, die zuhört und weiterdenkt

Die Gesundheitsbranche in Deutschland befindet sich im tiefgreifenden Wandel: Kostendruck, Fachkräftemangel, Digitalisierung und die Krankenhausreform stellen Kliniken vor enorme Herausforderungen. Gerade in diesem Umfeld zeigen kleinere, spezialisierte Häuser, wie patientennahe…

TOP