Das Fenster zur Zukunft
Interview mit Matthias König, Geschäftsführer der al bohn Fenster-Systeme GmbH
Wirtschaftsforum: Herr König, können Sie uns einen kurzen Überblick über die Unternehmensentwicklung bis zum heutigen Tag geben?
Matthias König: Namensgeber Alfred Bohn gründete das Unternehmen 1961, allerdings standen zunächst Rollladenkästen im Fokus des als DIBO Bautenschutz operierenden Unternehmens. Seit Beginn arbeitete man als Bauzulieferer, allerdings verschoben sich die Schwerpunkte im Laufe der Zeit. Eine Konstante blieb der Bereich Fenster und Fassade; 1969 lief die Herstellung von Kunststofffenstern an. Eine weitere Zäsur markierte der Beginn der Produktion von Isolierglas in Grombach 1971 als reines B2BGeschäft; es war eine weitsichtige Entscheidung, die mit einer größeren Unabhängigkeit von Zulieferbetrieben einherging. Um noch effizienter produzieren zu können, wurde 1974 in Sinsheim ein neues Isolierglaswerk in Betrieb genommen, parallel dazu erfolgte die Gründung der Firma Sinsheimer Glas. 1981 wurde mit der al bohn Fenster-Systeme GmbH ein auf Kunststofffenster spezialisiertes Unternehmen etabliert. Nach der 2006 erfolgten Integration der Tebau umfasst die Gruppe heute 400 Mitarbeiter und setzt 60 Millionen EUR um.
Wirtschaftsforum: Albohn ist damit konstant gewachsen. Haben Corona oder aktuell der Krieg diese positive Entwicklung gestoppt?
Matthias König: Während der Pandemie konnten wir eine verstärkte Nachfrage verzeichnen. Am Bau boomte es, zudem begannen die Leute ihre Gärten umzugestalten, zu renovieren oder Wintergärten zu bauen. Cocooning war ein großes Thema und bescherte uns volle Auftragsbücher. Probleme bereiteten uns gestörte Lieferketten bei Kunststoff, Aluminium und Stahl sowie fehlendes Personal. Durch den Krieg wurde die Situation nochmals verschärft. Zudem machen wir momentan die Erfahrung, dass Sanierungen zurückgestellt werden, obwohl es Förderungen gibt. Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß; hinzu kommen Preissteigerungen bei Material und Energie. Auch wir sehen uns gezwungen, die erhöhten Kosten an die Kunden weiterzugeben.
Wirtschaftsforum: Wie stellt sich heute die Produktpalette dar?
Matthias König: Fenster, Türen, Sommer- und Wintergärten, Vordächer, Isolierglas, Einscheiben-Sicherheitsglas sowie Verbund-Sicherheitsglas dominieren unser Angebot. Kernprodukte sind Kunststofffenster, aber wir sind hochintegriert und am Ende macht das Gesamtpaket den Unterschied.
Wirtschaftsforum: Wie sieht dieses Gesamtpaket genau aus?
Matthias König: Wir decken mit unseren Produkten und Services unterschiedlichste Bedarfssituationen ab. Kunden, in erster Linie Handwerksbetriebe, profitieren zum Beispiel von verlängerten Garantieversprechen, flächendeckendem Vertriebsaußendienst und kompetenten Kundenberatungen. Nicht zuletzt stehen wir als regional verankertes Unternehmen für Quality made in Germany, was in der Bauzulieferindustrie von Relevanz ist.
Wirtschaftsforum: Regionalität geht mit kurzen Wegen und damit Nachhaltigkeit einher. Welche Rolle spielt das Thema im Unternehmen?
Matthias König: Eine sehr große Rolle. Wir arbeiten mit recycelten Materialien wie ausgebauten Fenstern, sind Mitglied der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen und der Vereinigung Rewindo, einer Recycling-Initiative für die Fenster- und Türenindustrie. Damit verbunden ist Idee, Ressourcen zu sparen und mit geschlossenen Stoffkreisläufen zu arbeiten. Glas beziehen wir ausschließlich von unserer benachbarten Schwesterfirma Sinsheimer Glas; dabei handelt es sich immer um Maßanfertigungen.
Wirtschaftsforum: Fühlen Sie sich dank dieser Aufstellung gut für die Zukunft gerüstet?
Matthias König: Wir agieren im vorderen Viertel der Fensterbauer auf einem wettbewerbsintensiven Markt. Es gibt rund 4.000 Hersteller in Deutschland; Albohn ist der komplexesten Hersteller von Bauelementen; diese Position wollen wir natürlich konsolidieren. Wir beschäftigen uns intensiv und sehr konstruktiv mit Themen wie energetischer Sanierung, Digitalisierung und dem Personalmangel auseinandersetzen und versuchen, die Fluktuation durch Maßnahmen wie leistungsorientierte Entlohnungsmodelle und gezielte interne Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen gering zu halten. 2024 planen wir umfassende Investitionen in die Kunststofffertigung, entsprechende Vorbereitungen werden 2023 beginnen. Zudem wird es im Bereich Tebau ein neues Produkt geben. Zunächst geht es allerdings darum, mit der Kriegssituation und den damit verbundenen Folgen wie der Energiekrise und Preissteigerungen klarzukommen.
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