Starke Gewebe aus Thüringen
Interview

Auf über 40 Webstühlen produziert die Vitrulan Technical Textiles GmbH technische Textilien aus Glas, Polyester und anderen Garnmaterialien, die als Armierungs- und Trägergewebe verwendet werden. Mögliche Anwendungen sind unter anderem die Abdeckung von Spannungsrissen an Außenfassaden oder in mineralischen Plattensystemen wie Schaumstoff-, Leichtbau und Lehmbauplatten. „Glas erfüllt wichtige Brandschutzvorgaben“, hebt Geschäftsführer Hans-Jochen Häusler einen Vorteil hervor.
Geeignet sind die technischen Textilien auch als Glasgitterlaminate für Dach- und Dichtungsbahnen sowie zum Sanieren von Frostrissen im Asphalt. Weiter konzentriert sich Vitrulan auf Nischenprodukte wie Stapelfasergarne, die zu einem Faserband gewebt werden. In diesem Segment beliefert die Vitrulan Technical Textiles GmbH auch das Schwesterunternehmen Vitrulan Textile Glass GmbH im bayrischen Marktschorgast, das textile Wandgewebe herstellt. „Die Technologie der Stapelfasergarne werden wir weiterentwickeln, um in Zukunft zusätzliche Märkte zu erschließen“, erklärt Hans-Jochen Häusler.
Investitionsplan
Die am Firmensitz gefertigten technischen Textilien können nach Kundenanforderung in unterschiedlichen Farben produziert, mit Kundenlogos bedruckt und auf die gewünschten Rollenlängen und -breiten konfektioniert werden. „Seit 2011 verarbeiten wir auch Polyester, da wir durch die Ausweitung auf andere Rohstoffe eine längere Wertschöpfungskette erreichen wollen, zum Beispiel für Laminierungen“, erläutert Hans-Jochen Häusler. Bis 2013 wurde ein Investitionsplan aufgestellt, um in andere Herstellungsverfahren zu investieren.
Forschung & Entwicklung
Heute arbeiten in dem Unternehmen, das im Jahr 1921 unter dem Namen Thüringische Glaswollindustrie von den Hamburger Gesellschaftern Koch, Greiner-Petter sowie Goldmann & Cordts mit Sitz in Lauscha gegründet wurde, 136 Beschäftigte.
„Die Technologie der Stapelfasergarne werden wir weiterentwickeln, um in Zukunft zusätzliche Märkte zu erschließen.“ Hans-Jochen HäuslerGeschäftsführer
Der Umsatz liegt zwischen 26 und 27 Millionen EUR. Das Schwesterunternehmen im bayrischen Marktschorgast fertigt Glasgewebe-Tapeten verschiedener Typisierung, unter anderem auch pigmentierte Vliese. „Als klassisches mittelständisches Unternehmen sind wir schnell, flexibel, auf unsere Kunden orientiert und an engen Entwicklungspartnerschaften interessiert“, sagt Hans-Jochen Häusler. „Wenn es um Beschichtungen und Materialkombinationen geht, ist Forschung und Entwicklung für uns ein entscheidender Faktor.“
Patentiert und zertifiziert
Vitrulan Technical Textiles hält verschiedene Patente und ist nach ISO 9001 sowie EPD ISO 14025 zertifiziert. Ein Großteil der Rohstoffe wird recycelt und seit 2011 gehört Vitrulan Technical Textiles zum Verband für nachhaltiges Wirtschaften NAT-Thüringen. Von der IHK Südthüringen wurde die Firma auch als Unternehmen des Jahres 2012 ausgezeichnet.
Zu den Kunden gehören produzierende Industrien der Baubranche wie STO, Bauder, Wedi und Caparol. Beim Vermarkten setzt Vitrulan auf das Key-Account-Geschäft, da Industriekunden, zum Beispiel Rockwool, über zentrale Einkaufsorganisationen verfügen. Wichtigste Fachmesse ist die Frankfurter Techtextil. Etwa 45 Prozent der Produkte werden außerhalb Deutschlands in Länder Europas, Afrikas und Asiens exportiert. Vor allem den Mittleren Osten sieht Hans-Jochen Häusler als wichtigen Zukunftsmarkt an.
Komplexere Produktlösungen
„2011 war für uns eines der erfolgreichsten Jahre“, freut sich Hans- Jochen-Häusler. „Auch für den Binnenmarkt sehe ich leichte Tendenzen
nach oben. Hier wird wieder mehr investiert, jedoch vor allem von Privathaushalten.“ In der nächsten Zeit will Hans-Jochen Häusler die Wertschöpfungskette noch weiter entwickeln, etwa durch komplexere Produktlösungen.
„Wir wollen noch stärker als Hightech-Lieferant erkannt werden und die Internationalisierung forcieren. Dabei beobachten wir die Entwicklung der Märkte in Osteuropa weiter sehr genau.“