Bezahlbarer Wohnraum für alle
Interview mit Markus Derling, Geschäftsführer der Strausberger Wohnungsbaugesellschaft mbH
Als die Strausberger Wohnungsbaugesellschaft (SWG) 1990 gegründet wurde, war sie zu 100% im Eigentum der brandenburgischen Stadt Strausberg.
„Wir haben mit 3.200 Wohnungen angefangen. Heute sind es 5.020“, berichtet Geschäftsführer Markus Derling und erzählt auch, wie es dazu kam: „Im Verlauf der 1990er Jahre gab es neben eigenen Neubauprojekten viele Zukäufe. Strausberg war schon immer Militärstandort. Nachdem die Nationale Volksarmee zur Bundeswehr geworden war, haben wir Wohnungen vom Bund erworben.“
Die Entscheidung, 1993 die Tochterfirma Haus-Service GmbH zu gründen, macht sich heute mehr als bezahlt, so der Geschäftsführer: „Sie beschäftigt 40 Handwerker. Für uns ist das aufgrund des Fachkräftemangels in diesem Bereich jetzt von großem Vorteil.“
2018 wurde die SWG, die selbst 44 Mitarbeiter, davon vier Auszubildende beschäftigt, durch Übernahme von 90% der Geschäftsanteile in die Stadtwerke-Gruppe integriert. Und damit Teil eines kommunalen Unternehmensverbundes. Der Jahresumsatz beläuft sich auf 26 Millionen EUR, davon resultieren 19 Millionen EUR aus der Vermietung. Corona habe die wirtschaftliche Lage nicht beeinträchtigt, berichtet Markus Derling: „Unsere Mieter haben bisher zuverlässig gezahlt.“
Weitere Neubauprojekte geplant
Als größter Vermieter der Stadt sei das Unternehmen absoluter Bestandshalter von Wohnungen und dabei ausschließlich in Strausberg präsent, so der Geschäftsführer. Neben den Wohnungen besitzt die SWG auch 65 Gewerbeeinheiten, die jedoch für das Unternehmen von eher untergeordneter Bedeutung seien.
Bei den Neubauprojekten handelt es sich in der Regel um Wohnhäuser, gelegentlich auch kombinierte Wohn- und Geschäftshäuser. „Bei uns im Osten war oft Abriss ein großes Thema. Für uns gilt das nicht. Der wesentliche Bestand sind Wohnungen in industrieller Plattenbauweise aus der DDR-Zeit. Wir haben gezielt andere Qualitäten gebaut“, sagt Markus Derling.
Auch einige Spezialimmobilien wie eine Kita oder eine Polizeiinspektion sowie den Umbau einer Schule in ein altersgerechtes Wohngebäude hat die SWG bereits realisiert. Ebenso wie in den vergangenen Jahren wird auch zukünftig insbesondere die Arrondierung des Bestandes im Vordergrund stehen. „Wir planen in den nächsten drei Jahren eine Erweiterung um weitere 150 Einheiten“, so Markus Derling.
„Wir sind Teil der Stadtentwicklung. Strausberg will wachsen.“ Markus DerlingGeschäftsführer
Trends und Themen der Zukunft
Über mangelnde Nachfrage kann sich das Unternehmen nicht beklagen. „Es gibt einfach viel zu wenig Wohnungen. Durch unsere Nähe zur Hauptstadt verzeichnen wir von dort eine große Nachfrage. Wir sind natürlich preiswerter als Berlin“, sagt der Geschäftsführer und ergänzt: „Wir bemerken auch einen Trend, dass gerade ältere Menschen in die Städte zurückkehren.“
Zudem kehre sich der über Jahre anhaltende Trend zu kleineren Haushalten um – es werden wieder mehr große Wohnungen für Familien nachgefragt. Als kommunales Unternehmen fühlt sich die SWG dem Thema Nachhaltigkeit besonders verpflichtet.
„Unsere Stadt hat ein Klimaschutzgesetz zur CO2- Vermeidung erlassen. Das haben wir natürlich alles im Blick“, so Markus Derling. Im Bereich der Digitalisierung sieht er Veränderungen insbesondere durch immer mehr Smart-Features. Und auch die E-Mobilität werde wichtiger. „Mit einem Energiedienstleister als Schwestergesellschaft, die direkt nebenan sitzt, haben wir hier einen großen Vorteil“, ist er überzeugt.
Derzeit beschäftige man sich zudem intensiv mit der Nachrüstung von Aufzügen. Die Zielgruppe ist breit gefächert und reicht von Singles über Paare bis hin zu Familien und Senioren mit besonderen Bedürfnissen.
Im Dialog mit den Mietern
In einem unterscheidet sich die SWG von vielen anderen Wohnungsbauunternehmen: „Die Wohnungswirtschaft steht sehr unter Beschuss. Doch unser Hauptziel ist nicht die Gewinnmaximierung – das ist kommunalpolitisch fest verankert“, erklärt Markus Derling.
Dementsprechend genießt das Unternehmen als Vermieter großes Vertrauen. „Wir sind als zuverlässig und fair bekannt, immer erreichbar und im ständigen Dialog mit unseren Mietern. Durch unsere eigenen Handwerker können wir sehr schnell unsere Dienstleistungen erbringen“, betont er.
Außenanlagen verschönern, Wohnqualität verbessern
Für 2020 hat Markus Derling insbesondere die Sicherung der Einnahmen im Blick. Die Kontaktpflege mit den Mietern spielt dabei auch weiterhin eine große Rolle. Derzeit laufen verschiedene Modernisierungs- und Planungsvorhaben.
Zudem verfolgt die SWG ein besonderes Anliegen: „Ein Schwerpunktthema sind unsere Außenanlagen. Es geht um die Verschönerung und Verbesserung des Wohnklimas, etwa indem hässliche Mülltonnen abgeschottet und Fahrradhäuschen errichtet werden.“
Daneben gilt es, Energiekonzepte zu entwickeln und dezentrale Versorgungen zu prüfen. Die weitere Ausrichtung ist für Markus Derling offensichtlich: „Als kommunale Tochter haben wir einen klaren Auftrag: Wir werden auch in Zukunft für breite Bevölkerungsschichten Wohnungen zu sozialverträglichen Preisen anbieten. Beim Bau oder der Modernisierung müssen wir allerdings mit steigenden Kosten rechnen, und auch die gesetzlichen Anforderungen werden immer höher.“
Diesen Herausforderungen möchte er durch maßgeschneiderte Bestandspflege begegnen. Zudem sieht sich die SWG als Teil der Stadtentwicklung. „Tesla baut 20 km von uns entfernt seine Fabrik. Daraus wollen wir einen Einwohnerzuwachs für unsere Stadt generieren.“