Aus gutem Holz geschnitzt

Interview mit Gunther Ulbricht, Geschäftsführer der Seiffener Nußknackerhaus Christian Ulbricht GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Traditionelle Holzarbeiten zu Weihnachten sind eng mit dem Namen Seiffen verknüpft. Daran ist das Haus Ulbricht nicht ganz unschuldig.

Gunther Ulbricht: Das kann man sagen. Mein Großvater Otto Ulbricht gewann bei der Pariser Weltausstellung 1937 eine Goldmedaille für seine Entwürfe. Schon damals fertigte unser Familienunternehmen, das 1928 gegründet wurde, filigrane Holzarbeiten, die heute in der ganzen Welt bekannt sind.

Wirtschaftsforum: Wie entwickelte sich das Unternehmen hin zu seiner heutigen Position mit zwei Standorten, einem in Seiffen und einem zweiten in Lauingen an der Donau?

Gunther Ulbricht: Nach dem Krieg erfolgte die Enteignung in Seiffen, sodass sich meine Familie entschloss, in Westdeutschland ein neues Unternehmen zu beginnen. Erst nach der Wiedervereinigung konnten wir unseren alten Betrieb in Seiffen zurückkaufen, der seitdem wächst. Unser Wunsch ist es, das aktuelle Wachstum fortzusetzen, sodass wir in Seiffen weiter investieren können.

Wirtschaftsforum: Was ist an weiteren Investitionen geplant?

Gunther Ulbricht: Wir möchten ein komplett neues Logistikzentrum errichten. Dies ist derzeit in der Planungsphase. Insgesamt sind wir äußerst zufrieden. In den letzten Jahren konnten wir den Umsatz um 20% steigern.

Wirtschaftsforum: Wohin gehen die bekannten Rauchmänner, Nussknacker und Pyramiden, die aus der Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken sind?

Gunther Ulbricht: Natürlich ist der Hauptabsatzmarkt nach wie vor Deutschland, aber wir liefern viele Produkte nach Japan und in die USA. Derzeit liegt der Exportanteil bei 20%. Gerade bei den Nussknackern sind wir stark. Unsere Nussknacker der Premiumserie gehen in die USA. Amerikaner sind leidenschaftliche Sammler. Die Leute kommen in die Geschäfte und lassen ihre Nussknacker signieren, um deren Marktwert zu steigern. Ich gebe in den USA sogar Autogrammstunden und fungiere sozusagen als Markenbotschafter für die Nussknacker. Die Unterschrift steht auf dem Sockel, das erhöht den Marktwert. Nussknacker sind eine eigene Welt in den USA, und unseren Produkten wird nicht nur dort eine große Wertschätzung entgegengebracht.

Wirtschaftsforum: Das hört sich ja wirklich so an, als hätten traditionelle Produkte das Zeug zum Kultobjekt.

Gunther Ulbricht: In der Tat. Schließlich ist jedes Stück ein Unikat – mit viel Liebe zum Detail und mit großem Können in unseren Werkstätten gefertigt. Bei uns entstehen noch handwerklich gefertigte Stücke, – trotz der zunehmenden Technik, die alles beherrscht. Das ist sicher auch ein Grund für unseren Erfolg.

Wirtschaftsforum: Was ist es, was die Menschen an Ihren Produkten lieben?

Gunther Ulbricht: Neben der perfekten Verarbeitung ist die Musterentwicklung eine Stärke unseres Hauses. Es gibt keine externen Designer, sondern wir entwickeln alle Modelle bei uns im Haus. Durch Neuentwicklungen lebt das Unternehmen weiter. Die Kunden besuchen uns auf der Messe und fragen auch gezielt nach neuen Produkten. Sie wären regelrecht enttäuscht, wenn wir nichts Neues zu bieten hätten. Innovationen sind quasi unser Motor.

Wirtschaftsforum: Gibt es in jeder Produktgruppe Neuentwicklungen?

Gunther Ulbricht: Ob Nussknacker, Räuchermänner, Christbaumschmuck, Pyramiden oder Spieldosen und Osterschmuck – wir probieren immer, für jede Artikelgruppe ein bisschen an Neuem zu bringen. Unser Erfolg ist unsere Kontinuität, und wir wollen stets gute Neuentwicklungen präsentieren. Ich lasse den Kunden entscheiden, auch wenn wir in Konkurrenz zu etwa 180 Handwerkern und zwei bis drei größeren Betrieben stehen.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie an?

Gunther Ulbricht: Die Herausforderung ständig bereit zu sein und sich flexibel auf neue Situationen einzustellen, finde ich spannend. Stolz gehört sicherlich dazu, denn ist es schon eine Leistung, das Unternehmen über 80 Jahre in der Familie zu erhalten und beständig weiterzuentwickeln. Das Erzgebirge und seine typischen Produkte haben ein enormes Potenzial, denn die bekannten Produkte werden wirklich nur dort gefertigt. Das Erzgebirge muss auch in Sachen Infrastruktur vorankommen, um sich weiterentwickeln zu können. Unseren Kurs möchten wir auch in Zukunft auf jeden Fall erfolgreich weiterführen und unsere Position am Markt weiter stärken.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

Mehr als Masse: Die  Zukunft der Tierernährung

Interview mit Heinz Schuster, Geschäftsführer der Trouw Nutrition Deutschland GmbH

Mehr als Masse: Die Zukunft der Tierernährung

Ob Jungtierfutter oder Zusatzstoffe für Rind, Schwein und Geflügel – die Trouw Nutrition Deutschland GmbH zählt zu den führenden Spezialisten für innovative, nachhaltige Tierernährung. Als Teil der international agierenden Nutreco-Gruppe…

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Interview mit Felix Bredenkamp, Geschäftsleiter und Kai Wysocki, Teamleiter Vertrieb der Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Ob Schreibwaren, Klebstoffe oder Markierungssprays – die Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH aus Espelkamp ist seit Jahrzehnten als vielseitiger Anbieter im Markt präsent. Heute gehört das Unternehmen zur französischen Technima-Gruppe…

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Interview mit Chagai Goldstoff, CEO der Venson Amsterdam BV

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Edelmetalle und Diamanten sowie daraus gefertigter Schmuck faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Dass diese Faszination ungebrochen ist, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von Venson Amsterdam. Das 2017 aus einer Juwelierfamilie…

Spannendes aus der Region Erzgebirgskreis

Nutzenstifter mit Werten

Interview mit Michael Klink, Geschäftsführer der μ-Tec GmbH

Nutzenstifter mit Werten

Mit seinen Produkten und Dienstleistungen konkreten Nutzen und damit Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen, ist der Anspruch, der bei der μ-TEC GMBH jeden Tag aufs Neue umgesetzt wird. ‘Nutzenstifter’…

Von Verbindungen und Verbundenheit

Interview mit Mandy Haase, Geschäftsführerin der Emes Kabel GmbH

Von Verbindungen und Verbundenheit

Aufgeben war keine Option. Als Mandy Haase im Jahr 2001 den elterlichen Betrieb übernahm, sah es nicht gut aus für das Unternehmen, das heute als Emes Kabel GmbH agiert und…

Zukunftsweisende  Antriebstechnik im Fokus

Interview mit Martin Kroschk, Geschäftsführer und Gunther Budig, Geschäftsführer der EAAT GmbH Chemnitz

Zukunftsweisende Antriebstechnik im Fokus

Seit ihrer Gründung hat sich die EAAT GmbH Chemnitz zu einem führenden Anbieter in der elektrischen Automatisierungs- und Antriebstechnik entwickelt. Das Unternehmen ist bekannt für seine maßgeschneiderten Lösungen und Serienfertigungen,…

Das könnte Sie auch interessieren

Hotellerie, die den Wandel meistert

Interview mit David Etmenan, Chief Executive Officer & Owner NOVUM Hospitality

Hotellerie, die den Wandel meistert

Vom Familienbetrieb in Hamburg zu einer der größten Hotelgruppen Europas: Die Novum Hospitality GmbH betreibt, entwickelt und managt Hotels in verschiedenen Segmenten – vom Midscale- bis zum Premiumbereich. Das Unternehmen…

Erfolgreich aus dem Quark gekommen

Interview mit Andrej Volynec, Geschäftsführer der Quarki fresh food GmbH

Erfolgreich aus dem Quark gekommen

Milch – Kulturgut und hochwertiges Lebensmittel, das eine Vielzahl an Nährstoffen enthält. Milch liefert wertvolles Eiweiß, Calcium, Jod, Vitamin B2 und B12. Für viele Menschen ist der tägliche Verzehr von…

Vom Reststoff zur Ressource – eine Erfolgsgeschichte im Kreislauf

Interview mit Dirk Kopplow, Geschäftsführer und Benjamin Fiekens, Vertrieb der GVÖ Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH

Vom Reststoff zur Ressource – eine Erfolgsgeschichte im Kreislauf

Die Kreislaufwirtschaft ist längst mehr als ein ökologisches Ideal – sie ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Steigende Rohstoffpreise, strengere Umweltgesetze und das wachsende Bewusstsein für nachhaltiges Handeln verändern die Industrie grundlegend.…

TOP