Zuverlässige Kabeltechnik als globaler Erfolgsfaktor
Interview mit Johannes Wick, Geschäftsführer der RINGSPANN RCS GmbH

Die Ursprünge von RINGSPANN reichen bis ins Jahr 1944 zurück, als das Traditionsunternehmen, welches in der Antriebstechnik tätig ist, seinen Anfang nahm. Vier Jahrzehnte später entstand die RINGSPANN RCS, welche sich seither auf mechanische Fernbetätigungen spezialisierte. Mit dem Wachstum kam auch die räumliche Veränderung: 2010 bezog die Gesellschaft ihren eigenen Standort in Oberursel, nachdem sie zuvor eng an die Muttergesellschaft in Bad Homburg angebunden gewesen war. Heute verfügt RINGSPANN RCS über eine eigene Fertigung und bildet das Kompetenzzentrum für mechanische Druck-Zug-Kabel innerhalb der Gruppe. „Ich habe 2015 hier als Azubi begonnen und durfte mich über die Jahre entwickeln – vom Kaufmann für Büromanagement bis zum Geschäftsführer. Diese persönliche Verwurzelung prägt meinen Anspruch, dem Unternehmen etwas zurückzugeben“, sagt Johannes Wick, der kürzlich sein zehnjähriges Jubiläum im Unternehmen feierte.
Qualität, Service und globale Stärke
Das Leistungsportfolio des Unternehmens umfasst das gesamte Feld der mechanischen Fernbetätigungen. Dazu gehören klassische Bowdenzüge, wie man sie etwa von der Fahrradbremse kennt. Das Spezialgebiet des Unternehmens sind jedoch mechanische Druck-Zug-Kabel, die nicht nur Zugkräfte, sondern auch Druckkräfte übertragen können – ein entscheidender Unterschied zum Bowdenzug. Rund 64% des Umsatzes stammen aus dieser Eigenfertigung, ergänzt durch ein breites Handelswarenportfolio. Eingesetzt werden die Produkte sowohl für die RINGSPANN-Gruppe als auch für externe Kunden in zahlreichen Branchen: Bahn, Automotive, Marine, Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Luftfahrt. Seit nunmehr vier Jahrzehnten steht RINGSPANN RCS für kontinuierliches Wachstum, getragen von hoher Qualität sowie langlebigen und wartungsfreien Produkten. Besonders wichtig: Viele Anwendungen sind sicherheitsrelevant – hier verlassen sich Kunden auf die Zuverlässigkeit der Produkte. Neben der Technik zählen Service und individuelle Lösungen zu den Stärken des Unternehmens. Kunden profitieren von einer engen Beratung und maßgeschneiderten Sonderlösungen, die gemeinsam entwickelt werden. In den vergangenen 20 Jahren hat RINGSPANN RCS ein internationales Lieferantennetzwerk aufgebaut. Gerade während der Coronapandemie erwies sich diese Strategie als entscheidend: Dank der Flexibilität eines Mittelständlers konnte das Unternehmen kurzfristig auf europäische Lieferanten umstellen. Für Johannes Wick war dies, wie er sagt, ein „Hallo-wach-Moment“, der deutlich machte, dass lokales Sourcing wieder an Bedeutung gewinnt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind die Mitarbeiter. Am Standort Oberursel arbeiten 14 Fachkräfte, die das Unternehmen tragen. Johannes Wick betont, dass Verantwortung und Verlässlichkeit gegenüber dem Team zentrale Leitlinien seines Handelns sind. „Mein Anspruch ist es, die Produktion hier erfolgreich zu halten – trotz hoher Kosten und zunehmender Regulierung. Wir wollen nicht nur bestehen, sondern wachsen.
Und das gelingt nur mit einem engagierten Team, das diesen Weg mitgeht“, so der Geschäftsführer. Auch Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind fest verankert. RINGSPANN RCS ist nach ISO 14001 und EMAS zertifiziert, veröffentlicht jährlich eine Umwelterklärung und setzt auf Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Die Anforderungen der Kunden sind in den letzten Jahren enorm gestiegen, was sich in Dokumentationspflichten und Nachweisen niederschlägt. Darauf reagiert das Unternehmen mit klaren Prozessen und umfassender Offenheit. Parallel modernisiert RINGSPANN RCS seine IT-Landschaft – von SAP über CRM bis hin zu digitalisierten Fertigungsprozessen – und bereitet so den Weg für eine stärkere Automatisierung. Diese Entwicklungen sind für den Geschäftsführer eng mit dem Stichwort Wettbewerbsfähigkeit verbunden, da sie die Grundlage für künftiges Wachstum und die Sicherung des Standorts bilden. Seit der Übernahme der Geschäftsführung im vergangenen Jahr und der parallelen Einführung eines neuen Vertriebsleiters befindet sich das Unternehmen zudem in einer Umstrukturierungsphase, die Johannes Wick als „Startbahn für die Umsetzung zahlreicher Ideen“ versteht. Die aktuelle Marktlage bleibt indes herausfordernd: Investitionen werden vielerorts zurückgehalten, Unsicherheiten prägen die Nachfrage. Für den Geschäftsführer ist daher die Politik gefordert: weniger Bürokratie, wettbewerbsfähige Energiepreise und bessere Rahmenbedingungen für Industrieunternehmen in Deutschland. „Wir haben in der Fertigung noch einen hohen Anteil Handarbeit – das macht den Faktor Mitarbeiter für uns besonders wichtig“, betont Johannes Wick, und verweist auf die Arbeitszeit-Debatte: „Steuerfreie Überstunden sind ein richtiger Ansatz – wir sollten uns Gedanken machen, ob wir uns die Debatten über eine weitere Reduzierung der Wochenarbeitszeit wirklich noch leisten können oder ob wir eher über eine Erhöhung der Arbeitszeit und Produktivität nachdenken sollten.“ Langfristig verfolgt er klare Ziele: die Marktanteile zu erhöhen, das globale Netzwerk mit 21 Gesellschaften noch intensiver zu nutzen und RINGSPANN RCS stärker aus der Nische zu führen.











