Hier sind die Weichen auf Wachstum gestellt
Interview mit Stefan Kibbas, Vorsitzender der Geschäftsführung der RBH Logistics GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Kibbas, können Sie uns etwas zur bisherigen Entwicklung der RBH Logistics sagen?
Stefan Kibbas: Wir gehören als 100%-ige Tochter der DB Cargo AG zum DB-Konzern. Gegründet wurde unser Unternehmen schon 1913, damals als Königliche Zechenbahn. Es folgten diverse Umfirmierungen, bis 2006 die heutige RBH Logistics GmbH entstand. Heute haben wir 270 Mitarbeiter und arbeiten deutschlandweit mit einem Netzwerk von Dienstleistern zusammen, um optimal auf Kundenwünsche eingehen zu können. Im Jahr 2020 belief sich unser Umsatz auf 137 Millionen EUR und drei Millionen Ebit. Zur Zeit bauen wir einen weiteren Standort in Würzburg auf. Wir fahren 450 Züge in der Woche und sind für die verladende Industrie attraktiv, da wir CO2-neutrale Transportmöglichkeiten anbieten.
Wirtschaftsforum: Die Verlagerung auf die Schiene bietet ja generell insofern Vorteile, als der Transport mit Lkw viermal so hohe CO2-Emissionen wie der Schienentransport verursacht.
Stefan Kibbas: Das ist richtig. Allein im letzten Jahr konnten wir allein durch unsere Transporte im Vergleich zum Lkw-Transport 686.000 t CO2 einsparen. Das ist eine enorme Menge. Bei uns kommen zudem überwiegend Drehstrom-Lokomotiven zum Einsatz, insgesamt 30, daneben 15 Dieselloks. Es gibt aber auch weitere Vorteile, die sozusagen zu Markenzeichen von RBH Logistics geworden sind. Wir sind als besonders pünktlich bekannt und gelten als sehr flexibel, was das Eingehen auf Kundenwünsche angeht. Wir entwickeln individuelle, kundenspezifische Lösungen – auch spontan, wenn nötig. Wir bieten die Übernahme stabiler, planmäßiger Regelverkehre in enger Abstimmung mit unseren Kunden und Dienstleistern. Dabei ist unsere Qualität stark überdurchschnittlich.
Wirtschaftsforum: Inwieweit ist das Unternehmen von der Coronakrise betroffen?
Stefan Kibbas: Das Jahr 2021 stellt sicher eine Herausforderung dar. Bisher konnten wir aber Einbrüche stets durch die steigende Nachfrage in anderen Segmenten abfedern.
Wirtschaftsforum: Die RBH Logistics verfügt also über eine breite Kundenstruktur?
Stefan Kibbas: Wir wenden uns keinesfalls nur an Großkunden, sondern unbedingt auch an den Mittelstand. Im Wesentlichen bedienen wir drei Marktsegmente: den Kombinierten Verkehr, die Mineralölindustrie und alle sonstigen Verkehre. Dazu gehören Rohstahl, Automobiltransporte, Konsumgüter, Containerverkehre und vieles mehr. Selbstverständlich sind wir entsprechend zertifiziert und verfügen über ein starkes Sicherheitsmanagement. Wir gehen stets vom Kundennutzen aus und bieten in der Regel den Komplettservice aus einer Hand: Auf den Erstkontakt hin entwickeln wir eine individuelle Transportlösung. Diese umfasst den grenzenlosen Service der RBH Logistics inklusive Tracking und Tracing. Wir haben Mittelstandsflair und sind eng und nah am Kunden.
Wirtschaftsforum: Herr Kibbas, Sie sind seit Anfang März 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung. Wo setzen Sie eigene Impulse im Unternehmen?
Stefan Kibbas: Vor Übernahme dieser Aufgabe habe ich solide Branchenkenntnisse erworben und viele Jahre in Führungsfunktionen bei DB Cargo gearbeitet. Ich habe nun das Privileg, mit einem sehr motivierten Team zu arbeiten. Meine Mitarbeiter spornen mich an, die wirtschaftliche Entwicklung und Leistungsfähigkeit der RBH Logistics voranzutreiben. Ich richte das Unternehmen auf Wachstum und erweiterte Leistungen aus, die wir der Konkurrenz entgegensetzen. Großen Nachholbedarf sehe ich im Bereich der Digitalisierung: Wir führen nun gezielt EDV ein, um im Austausch mit Kundensystemen Daten austauschen zu können. Die Personalnachführung ist ein weiterer Punkt, der mir besonders am Herzen liegt. Wir haben eine eigene Ausbildungsabteilung und einen Qualifikationsbereich etabliert, um die hauseigene Aus- und Weiterbildung zu sichern.
Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel?
Stefan Kibbas: In NRW ist die Eisenbahn als Arbeitgeber interessanter geworden. In anderen Regionen müssen wir stärker werben. Wir sind aber als attraktiver Arbeitgeber bekannt, pflegen eine offene Unternehmenskultur, eine enge Betreuung und kontinuierliche Verbesserungsprozesse. Mitarbeiter mit dem richtigen Mindset sind wesentlich, um individuell auf Kundenanforderungen eingehen zu können.
Wirtschaftsforum: Welche weiteren Entwicklungen erwarten Sie in Zukunft?
Stefan Kibbas: Wir erwarten sehnsüchtig den Einsatz weiterer innovativer Technologien. Dazu gehören die automatische Kupplung und das GPS Tracking für unsere Wagenflotte. Wir müssen uns technischen Herausforderungen stellen, um leistungsfähig zu sein und uns auf große Wachstumsanforderungen einstellen zu können. Als Treiber sehe ich dabei zum einen die sich erholende Wirtschaft, zum andern die Verkehrswende mit der Verlagerung von der Straße auf die Schiene und der gewünschten CO2 Neutralität. Ich freue mich auf die Entwicklung des Schienengüterverkehrs in seiner Gesamtheit und möchte, dass wir optimal darauf vorbereitet sind. Wir wollen die Nummer Zwei in unserem Bereich bleiben und Kunden und Mitarbeitern bestmöglich gerecht werden.