Im Lager geht‘s hoch hinaus

Interview mit Frédéric Meyer, Geschäftsführer der Rauscher F.X. Lagertechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Meyer, wer bei Regalen nur an schlichte IKEA-Varianten denkt, wird bei Ihnen sicher eines Besseren belehrt. Wie hat sich die Welt der Regale und Lagermöglichkeiten bei Rauscher F.X. entwickelt?

Frédéric Meyer: Die Firma ist 1970 als Familienunternehmen von der Familie Rauscher gegründet worden und hat schon früh angefangen, Regalsysteme zu bauen – zunächst einfache Regale für den Haushalt, dann für Industriebetriebe. Schnell hat man erkannt, dass es besonders bei Autohäusern einen großen Bedarf gibt, da sie viele verschiedene Ersatzteile lagern müssen. Vor etwa 35 Jahren haben wir ein System für schwierige und schwere Teile entwickelt und als industriereifes Produkt auf den Markt gebracht. Es war bis zu 3 m hoch. Vor 15 bis 20 Jahren folgten die ersten mehrgeschossigen Anlagen, selbsttragende Regale, die heute bis zu fünfgeschossig sind. Dann wurde darüber nachgedacht, wie Lager optimiert werden können. Wir haben uns intensiv mit der Logistik beschäftigt und Tools erschaffen, aus denen ein ganzes Lagerkonzept entstanden ist. Heute bieten wir auch Unterstützung bei der Lageroptimierung, zum Beispiel der Verkürzung von Laufwegen und einer effektiveren Bewirtschaftung. So haben wir uns über die Jahre vom Produkt zum Lösungsanbieter entwickelt.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Unternehmen selbst in dieser Zeit entwickelt?

Frédéric Meyer: 2017 wurde es an die französische Provost Unternehmensgruppe verkauft. Sie ist in Westeuropa einer der Marktführer im Bereich Lagertechnik. Heute beschäftigen wir 30 Mitarbeiter, die sowohl für Rauscher F.X. als auch für das in Bad Soden ansässige Schwesterunternehmen Saar Lagertechnik arbeiten. Unser durchschnittlichen Jahresumsatz der letzten Jahre liegt bei zwölf Millionen EUR. Am Markt gibt es größere Anbieter als uns, aber mit unserer Unternehmensgröße sind wir sehr anpassungsfähig und bieten unseren Kunden Flexibilität. Wir produzieren zwar überwiegend Standardlösungen, doch ermöglicht unsere Flexibilität in der Produktion auch individuelle Lösungen, die 20 bis 30% ausmachen. Unser Unternehmen ist primär für die DACH Region zuständig, es gibt jedoch Ausnahmen in UK, Balkan und Niederlande.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte sind heute für das Unternehmen am wichtigsten?

Frédéric Meyer: Unsere bedeutendsten Produkte sind mehrgeschossige Fachbodenanlagen. Sie werden kundenspezifisch geplant. Dafür haben wir ein großes technisches Büro mit Ingenieuren und Technikern. Wir steigen tief in die Lösung ein und gehen individuell auf die Kundenwünsche ein, bevor wir ein Angebot machen. Unser Portfolio beinhaltet auch Systembühnen und Lösungen für Archivierungen. Dadurch sind wir für viele Industriebetriebe noch attraktiver geworden. Die Kombination von Bühne und mehrgeschossiger Anlage ist wichtig für die Zukunft. Der E-Commerce bietet hier viel Potenzial. Die Menschen bestellen immer mehr Online und lassen sich die Waren nach Hause liefern. Wir werden viele Unternehmen bei ihrem Schritt in den Onlinehandel begleiten. Neben dem E-Commerce sind wir vor allem im Automotivebereich unterwegs.

Wirtschaftsforum: Welche neuen Entwicklungen gibt es in Ihrem Portfolio oder sind noch zu erwarten?

Frédéric Meyer: Pick-by-Light Kamera- und Lasersysteme sind Entwicklungsthemen, mit denen wir uns beschäftigen. Neu sind Verschieberegalsysteme für Schwerlast- und Leichtregale, die durch ihre Flexibilität eine optimale Nutzung der Flächen ermöglichen. Durchlaufregalsysteme mit geneigten Durchlaufebenen transportieren Waren mithilfe der Schwerkraft. Darüber hinaus bieten wir innovative Just-in-Time-Lösungen.

Wirtschaftsforum: Welche Eigenschaften zeichnen Rauscher F.X. besonders aus?

Frédéric Meyer: Wir arbeiten sehr personenbezogen, setzen auf persönliche Kundenbeziehungen und individuelle Lösungen. Dabei profitieren wir von unserer Flexibilität. Eine unserer Stärken ist der Vertrieb. Im Markt haben wir eine hohe Präsenz; hier wird unsere Kompetenz anerkannt.

Wirtschaftsforum: Damit ist das Unternehmen bisher sehr erfolgreich gewesen. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Erfolgsfaktoren?

Frédéric Meyer: Das Unternehmen ist schon seit vielen Jahren am Markt und hat sich dort einen Namen gemacht. Rauscher F.X. steht in der Branche für Qualität.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Frédéric Meyer: Im vergangenen Jahr haben wir die Corona-bedingte Investitionsbremse bei den Kunden gespürt. Da sie schlecht langfristig planen konnten, wurden viele Projekte noch nicht umgesetzt, sondern auf später verschoben.

Wirtschaftsforum: Werfen wir zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft. Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?

Frédéric Meyer: In diesem und im nächsten Jahr wollen wir gemeinsam mit unseren Kunden wachsen. Wir haben namhafte E-Commerce-Kunden, die wir intensiv betreuen. Für 2025 visieren wir eine Umsatzsteigerung von mindestens 60% an. Das ist ambitioniert, aber machbar.

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