Den Bakterien auf der Spur, General Manager der Schweizer Niederlassung von Promega
Interview mit Dr. Mauro Ciglic,

Alles begann 1978 in Madison im US-Staat Wisconsin. Damals wurde Promega aus der Taufe gehoben. „Die Gründung fand quasi im ‘Goldrausch‘ der Biotechnologie statt. Am Anfang standen keine medizinischen Entwicklungen, sondern Werkzeuge für Forscher im Fokus des Unternehmens“, erzählt Dr. Mauro Ciglic, seit 2012 General Manager der Schweizer Niederlassung von Promega, welche 1991 gegründet wurde. Auch dort hat sich im Lauf der Jahre einiges verändert.
„Während ursprünglich die Konzentration vor allem auf der akademischen Forschung und Biomedizin lag, sind wir mittlerweile ein wichtiger Partner von Pharmafirmen. Konkret unterstützen wir diese mit oftmals maßgeschneiderten zellulären Tests für die Arzneimittelforschung“, erklärt der studierte Chemiker und Molekularbiologe.
Kunden aus der Pharmaindustrie, der akademischen und klinischen Forschung, aber auch in kleineren Biotech-Firmen, Unternehmen und Institutionen aus der molekularbiologischen Diagnostik und Industriebetrieben vertrauen auf die Erfahrung des Teams rund um Dr. Mauro Ciglic. Die Bandbreite des Kundenportfolios ist in den letzten Jahren stark gewachsen – und tut es weiterhin. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt Promegas stetigem Innovationsgeist.
Neue Märkte
„Ender der 1990er-Jahre sind wir in die Forensik eingestiegen“, sagt der General Manager. „Dort sind wir weltweit mittlerweile die Nummer 2. Unsere Reagenzien werden dort für die Erfassung von sogenannten genetischen Fingerabdrücken in Routinebereichen eingesetzt. Darüber hinaus vertreiben wir mittlerweile auch Instrumente und Reagenzien, um DNA aus Spuren, wie beispielsweise Blutreste, zu isolieren.
Eine weitere wichtige Technologie sind die zellulären Assays, mit welchen sich Promega als Marktführer positionieren konnte. Hiermit werden mittels sogenannter Luciferasen – Enzyme, die durch eine katalysierte Reaktion Licht erzeugen können – bestimmte Mechanismen in Zellen sichtbar gemacht, was wiederum bei der Entwicklung von Medikamenten hilft. Mit demselben Ansatz können aber auch beispielsweise lebende Bakterien im Wasser erkannt werden.
„Damit haben sich uns ganz neue Industriezweige geöffnet. Hier benötigt man die Luciferase beispielsweise zur Wasseranalyse in Kühltürmen und anderen Bereichen, in denen Bakterien aufgespürt werden müssen, um eine Korrosion zu vermeiden“, verdeutlicht Dr. Mauro Ciglic. Auch in der DNA-Analyse kommen die Produkte des Schweizer Unternehmens zum Einsatz. Sei es für die manuelle oder automatisierte DNA/RNA Isolierung oder deren Amplifikation.
„Ende der 1990er-Jahre sind wir in die Forensik eingestiegen und dort heute weltweit die Nummer 1.“ Dr. Mauro CiglicGeneral Manager
„Die Innovation endet bei uns aber nicht bei den Produkten, sondern umfasst auch die Frage, wie die Produkte zum Kunden gelangen“, betont Dr. Mauro Ciglic. „Hierfür haben wir das HELIX®-System entwickelt. Dieses kann man sich als großen Tiefkühlschrank vorstellen, in dem die Reagenzien lagern. Dieser Tiefkühler ist über das Internet mit uns verbunden. Arbeitet der Kunde beispielsweise an einer Forschungsreihe und benötigt ein bestimmtes Produkt, öffnet er mittels einer Chipkarte oder einer Smartphone-App den Tiefkühler und entnimmt das Produkt. Sobald er die Tür wieder schließt, scannt der Tiefkühlschrank den Inhalt und die Rechnung über die entnommenen Produkte wird automatisch dem Kunden per E-Mail zugestellt. Außerdem findet automatisch eine Nachbestellung statt, sodass immer ein bestimmter Lagerbestand an den benötigten Produkten vorhanden ist.“
Diese innovative Entwicklung, versichert der General Manager, sei nur der Anfang auf dem Weg der Digitalisierung. „Die Forschung verlagert sich aus dem klassischen Labor in die IT. Das ist auch ein wichtiger Punkt für uns. Wahrscheinlich wird unser gesamter Bereich in zehn bis zwanzig Jahren ganz anders aussehen als heute.“
Sorgen bereitet Dr. Mauro Ciglic das Thema Personal. „Es ist für uns sehr schwierig, gute Leute zu finden. Das gilt vor allem für unsere Außendienstmitarbeiter. Diese brauchen zum einen den nötigen wissenschaftlichen Hintergrund, zum anderen aber natürlich auch das Talent und den Hang zum Verkaufen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Biotechnologie in der Schweiz boomt. Das macht es natürlich noch schwerer, an gute Leute zu kommen. Unsere 20 Mitarbeiter stammen aus zehn oder elf unterschiedlichen Nationen.“
Um den Kontakt zu jungen Nachwuchstalenten zu fördern, arbeitet die Promega AG intensiv mit unterschiedlichen Hochschulen zusammen und ermöglicht den Studierenden beispielsweise im Rahmen von Career Days einen Einblick in die Praxis. Seinen Mitarbeitern bringt Dr. Mauro Ciglic großes Vertrauen entgegen. „Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, zu erkennen, dass man nicht allwissend ist. Man muss als Führungskraft auch loslassen können. Die Manager der Abteilungen kennen sich mit ihrer jeweiligen Materie meist besser aus als ich als General Manager. Man muss ihnen die Chance geben, ihren Bereich zu entwickeln.“ In Zukunft möchte Promega noch weitere Marktsegmente für sich erschließen. „Die Strategien sind entsprechend angepasst und müssen nun umgesetzt werden“, so der General Manager.