„Die Schweiz ist ein absolutes Wärmepumpenland!“
Interview mit Roger Basler, CEO der Meier Tobler Group AG

Wirtschaftsforum: Herr Basler, vor sieben Jahren entstand die Meier Tobler AG in ihrer heutigen Form aus der Fusion zweier Unternehmen, die ihrerseits auf eine lange Tradition im Schweizer Haustechnikmarkt zurückblicken konnten – worin lagen die zentralen Gründe für diese strategische Entscheidung?
Roger Basler: Beide Firmen bestanden zum Zeitpunkt ihres Zusammenschlusses bereits seit vielen Jahrzehnten und hatten jeweils ihre eigenen Stärken, die sich hervorragend ergänzten. Denn während das Unternehmen Walter Meier besonders als Systemspezialist etabliert war und nur vergleichsweise geringe Handelsaktivitäten unterhielt, war die Tobler Haustechnik AG mit einem eher kleinen Heizungsgeschäftsbereich wiederum vor allem im Handel vertreten: eine Konstellation, die geradezu danach schrie, die beiden Heizungs- und Klimaspezialisten zusammenzubringen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Meier Tobler AG in diesem Zuge nun strategisch aufgestellt?
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Meier Tobler AG in diesem Zuge nun strategisch aufgestellt?
Roger Basler: Grundsätzlich verfolgen wir für die nächsten Jahre zwei übergeordnete Ziele: Wir wollen weiterhin in all unseren Segmenten wachsen und uns dabei gleichzeitig operativ noch besser aufstellen, also einfacher, effizienter und kostensparender agieren. Dabei treten wir schweizweit in insgesamt vier Geschäftsbereichen auf. Dazu gehört zunächst unser Handelsgeschäft, bei dem nicht nur ein umfassendes Sortiment und wettbewerbsfähige Preise erfolgsentscheidend sind, sondern vor allem auch die entsprechenden Handelsformate, sprich: Wie treten wir an die Installateure heran, um sie nachhaltig von uns als starkem Handelspartner zu überzeugen? In diesem Sinne betreiben wir insgesamt 47 Abhol-Shops sowie eine E-Commerce-Plattform, auf der wir inzwischen über 40% unseres Handelsumsatzes erzielen – Tendenz steigend. Unsere 100 Außendienstmitarbeiter sowie ihre 100 internen Kollegen kümmern sich derweil um die Bedürfnisse der etwa 10.000 Installateure, die in der Schweiz tätig sind.
Wirtschaftsforum: Worauf kommt es indes bei der Wärmeerzeugung an – dem zweiten von vier Geschäftsbereichen?
Roger Basler: Auch hier ist das Sortiment entscheidend, wobei unser Fokus inzwischen klar auf der Wärmepumpe liegt. Hier bieten wir ein breites Produktspektrum an, mit dem wir nicht nur Installationsbetriebe ansprechen, sondern uns auch direkt an die Eigenheimbesitzer als Endkunden richten – um so mitunter Leads zu generieren, die wir dann an die Installateure weiterleiten können. Zu einem besonders wichtigen Kommunikationskanal ist dabei unser Heizungskonfigurator im Internet geworden, über den die Verbraucher auf Basis der von ihnen eingegebenen Informationen zu ihrer Immobilie und der Geodaten zu ihrem Standort innerhalb weniger Minuten einen Vorschlag zu einem neuen passenden Heizsystem samt unverbindlichem Richtpreis erhalten. Besteht weitergehendes Interesse an der von uns vorgeschlagenen Lösung, stellen wir gerne den Kontakt zu einem Installationsbetrieb her, der dann ein verbindliches Angebot unterbreiten kann.
Wirtschaftsforum: Das Thema Wärmepumpe ist im gesamten DACH-Raum in aller Munde, während die gesamtwirtschaftlichen Verwerfungen in den letzten Jahren eher Zurückhaltung bei Investitionen aufkommen ließen. Wie hat Meier Tobler diese Zeit erlebt?
Roger Basler: Zu Beginn der Corona-Pandemie hatten wir gerade unsere neue Strategie ausgearbeitet und liefen damit in eine sehr starke Wachstumsphase hinein. Der russische Überfall auf die Ukraine und die damit einhergehenden Unsicherheiten an den Energiemärkten befeuerten den Riesentrend zur Wärmepumpe dann noch zusätzlich: Der Markt hat fast verrückt gespielt, und es gab riesige Supply-Chain-Issues, mit denen wir dank unserer langjährigen Erfahrung im Handel aber gut umgehen konnten. Nach dieser starken Wachstumsphase erlebte Meier Tobler schließlich 2024 eine leicht rückläufige Entwicklung, einfach weil der gesamte Heizungsmarkt zum ersten Mal seit vielen Jahren keine weiteren Zuwächse verbuchen konnte.
Wir gehen jedoch davon aus, dass wir möglicherweise schon im zweiten Halbjahr 2025 wieder ein leichtes Wachstum erzielen werden – und perspektivisch sind die Marktchancen natürlich enorm. Denn im internationalen Vergleich ist die Schweiz ein absolutes Wärmepumpenland: Wärmepumpen machen hierzulande inzwischen 90% der verkauften Heizsysteme aus! Gleichzeitig werden fast zwei Drittel der ca. 1,8 Millionen Gebäude in der Schweiz immer noch mit fossilen Brennstoffen beheizt, und als Zuwanderungsland entsteht auch permanent neuer Wohnraum: Dahinter verbirgt sich für unser Unternehmen also ein riesiges Potenzial.
Wirtschaftsforum: Auch jenseits des reinen Vertriebs?
Roger Basler: Über mehrere Stützpunkte verteilt sind für uns über 400 Service-Techniker in der gesamten Schweiz im Einsatz, damit wir unseren Kunden bei allen Wartungs- und Störungsfällen rund um die Uhr zur Verfügung stehen können – selbstverständlich auch über eine eigens dafür eingerichtete Hotline. Darüber hinaus engagieren wir uns, im Rahmen unseres vierten Geschäftsfelds, auch in der Umsetzung von Klimasystemprojekten, wo wir vor allem durch unser Swiss-Finish überzeugen können, also die genaue Anpassung der jeweiligen Komponenten an die individuellen Rahmenbedingungen unseres Auftraggebers.
Wirtschaftsforum: Insgesamt beschäftigt Meier Tobler heute über 1.300 Mitarbeiter, bei einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde CHF – wie stark können Sie als CEO vor diesem Hintergrund überhaupt das operative Tagesgeschäft prägen?
Roger Basler: Ich glaube, wenn CEOs sagen, dass sie allein auf der strategischen Ebene agieren, ist das meist eher ein Ausdruck einer gewissen Träumerei. Natürlich braucht man in meiner Position auch Träume und Visionen – aber vor allem eben auch einen guten Plan in Form einer Strategie, den man in der gesamten Organisation umsetzen muss. Genau darin sehe ich meine Hauptaufgabe bei Meier Tobler.