„Positives Zeichen für Toleranz und Offenheit in unserem Land setzen“

Interview mit Marlies Peine, Sprecherin von „Wir zusammen“

Wirtschaftsforum: Frau Peine, warum braucht es eine Plattform wie „Wir zusammen“ überhaupt?

Marlies Peine: „Wir zusammen“ ist aus dem Dialog führender Vertreter der deutschen Wirtschaft entstanden, die angesichts der großen Anzahl von Flüchtlingen, die 2015 nach Deutschland kamen, gemeinsam ein Zeichen setzen wollten. Sie alle waren zu diesem Zeitpunkt schon mit Projekten für die Neuankömmlinge aktiv und hatten die Idee ihr Engagement zu bündeln und die Initiativen stärker transparent zu machen, um so weitere Unternehmen zu motivieren, eigene Aktivitäten zu starten.

Marlies Peine, Sprecherin von „Wir zusammen“
„Mehr als 5.500 Flüchtlinge haben bei unseren Mitgliedern bereits Praktika absolviert, eine Ausbildung begonnen oder eine Festanstellung gefunden.“ Marlies Peine

Wirtschaftsforum: Gegründet wurde die Plattform im Februar 2016 mit 36 Initiatoren. Wie hat sie sich seitdem entwickelt?

Marlies Peine: Inzwischen haben sich fast 200 Unternehmen „Wir zusammen“ angeschlossen. Wir sind aber nicht nur gewachsen, auch die Projekte haben sich weiterentwickelt. Stand am Anfang noch die Erstversorgung der Ankommenden im Vordergrund, liegt der Fokus heute auf der Integration in die Arbeitswelt und damit in die Gesellschaft. Mehr als 5.500 Flüchtlinge haben bei unseren Mitgliedern bereits Praktika absolviert, eine Ausbildung begonnen oder eine Festanstellung gefunden. Zudem wird der Austausch innerhalb unseres Netzwerks immer intensiver, so dass bestehende Mitglieder von den Erfahrungen der anderen profitieren können und es für neue Unternehmen immer leichter wird, eigene Projekte aufzusetzen.

Wirtschaftsforum: Inwiefern würden Sie „Wir zusammen“ als ein Projekt bezeichnen, bei dem Politik und Wirtschaft Hand in Hand gehen?

Marlies Peine: Wie erwähnt ist „Wir zusammen“ ein Netzwerk der deutschen Wirtschaft und nicht der Politik. Dennoch pflegen wir den Austausch mit Ämtern, Behörden und Institutionen, um Signale zu setzen, Dinge zu bewegen und gemeinsam Hürden zu überwinden. Dadurch möchten wir die besten Lösungen für die Integration der Flüchtlinge finden.

Wirtschaftsforum: „Wir zusammen“ ist medial sehr präsent. Wie wichtig ist das Marketing für den Erfolg des Projekts?

Marlies Peine: In den Medien präsent zu sein, ist die Voraussetzung dafür, dass wir von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Mit TV-Spots, Anzeigen, Social-Media-Aktivitäten, Veranstaltungen und vielem mehr verfolgen wir zwei unserer wichtigsten Ziele: ein positives Zeichen für Toleranz und Offenheit in unserem Land zu setzen sowie weitere Unternehmen zu motivieren, sich uns mit einem Integrationsprojekt anzuschließen.

Marlies Peine, Sprecherin von „Wir zusammen“
„Wir möchten die besten Lösungen für die Integration der Flüchtlinge finden.“ Marlies Peine

Wirtschaftsforum: Die Ralph und Judith Dommermuth Stiftung trägt maßgeblich zur Finanzierung des Projekts bei. Glauben Sie, dass künftig Stiftungen mehr staatliche Aufgaben im Bereich Soziales und Integration übernehmen können beziehungsweise sogar müssen?

Marlies Peine: Die Ralph und Judith Dommermuth Stiftung unterstützt ausschließlich die übergeordnete Arbeit des Netzwerks und damit verbundenen Kommunikationsmaßnahmen. Die einzelnen Projekte werden von den Unternehmen selbst getragen. Ihr großer Einsatz ist ein guter Indikator dafür, wie wichtig soziales Engagement in deutschen Unternehmen in den vergangenen Jahren geworden ist. Und die Beispiele zeigen auch, wo die Stärken der Wirtschaft liegen: Bei Themen wie Qualifizierung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Andererseits, so glaube ich persönlich, können Unternehmen selbst mit großangelegten Engagements nicht ganzheitlich staatliche Aufgaben übernehmen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Förderung als Motor für Wachstum und Zukunft in Niedersachsen

Interview mit Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank)

Förderung als Motor für Wachstum und Zukunft in Niedersachsen

Förderung ist ein Schlüssel für Wachstum, Innovation und Stabilität – besonders in Zeiten des Wandels. Als zentrale Förderbank des Landes nimmt sich die Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank) in Hannover…

Zwei Marken, ein Anspruch – Genuss, der überzeugt

Interview mit Stefan Kunzmann, Managing Director der Euryza GmbH

Zwei Marken, ein Anspruch – Genuss, der überzeugt

Reis ist weit mehr als eine schlichte Sättigungsbeilage: kalorienarm, nährstoffreich, glutenfrei und voller komplexer Kohlenhydrate liefert er Energie, die lange vorhält – und passt in jede moderne Ernährungsweise. Für die…

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

Spannendes aus der Region

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Die Prinzhorn Group mit Sitz in Wien zählt zu Europas führenden Unternehmen im Bereich Papier, Verpackung und Recycling. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht Gerald Prinzhorn, CEO der Gruppe und Vertreter…

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

Zwei Marken, ein Anspruch – Genuss, der überzeugt

Interview mit Stefan Kunzmann, Managing Director der Euryza GmbH

Zwei Marken, ein Anspruch – Genuss, der überzeugt

Reis ist weit mehr als eine schlichte Sättigungsbeilage: kalorienarm, nährstoffreich, glutenfrei und voller komplexer Kohlenhydrate liefert er Energie, die lange vorhält – und passt in jede moderne Ernährungsweise. Für die…

Das könnte Sie auch interessieren

Innovationen für eine  vernetzte Gesellschaft

Interview mit Sascha Schaub, Geschäftsführer der hotsplots GmbH

Innovationen für eine vernetzte Gesellschaft

WLAN ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken– ob im öffentlichen Nahverkehr, in Hotels oder in Smart Cities. Die Anforderungen an diese Technologie sind jedoch vielfältiger denn je: Sie muss…

Gestern Plakat, heute Pixel

Interview mit Adriano Beti, CEO der Livesystems Group AG

Gestern Plakat, heute Pixel

In der Außenwerbung ist ein grundlegender Wandel im Gange: Statt statischer Plakate dominieren zunehmend digitale Screens, die flexibel, datenbasiert und punktgenau Inhalte ausspielen. In der Schweiz treibt die Livesystems AG…

Lösungen für die neuen  hybriden Arbeitswelten

Interview mit Simon Härke, Geschäftsführer der DEKOM GmbH

Lösungen für die neuen hybriden Arbeitswelten

Die DEKOM GmbH ist ein innovatives IT-Systemhaus, das sich auf hochwertige AV-Technik spezialisiert hat. Mit über 280 Mitarbeitern und 15 internationalen Standorten ist das Unternehmen ein führender Anbieter von Lösungen…

TOP