"Ohne Werbung würde der Rundfunkbeitrag um 1,25 Euro steigen"

Interview mit Hans-Joachim Strauch, Geschäftsführer der ZDF Werbefernsehen GmbH

Wirtschaftsforum: „Herr Strauch, ist das Zeitfenster für Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und damit Ihr Spielraum nicht sehr begrenzt?“

Hans-Joachim Strauch: „Ja, wir dürfen maximal 20 Minuten Werbung pro Werktag ausstrahlen und das in der Zeitschiene ab Sendestart um 5.30 Uhr, mit Beginn des Morgenmagazins, und bis 20 Uhr. Für die Zeiteinheiten, in denen wir die meisten Zuschauer haben, platzieren wir das entsprechende Angebot. Die Werbung ist gewissermaßen das Anhängsel vom Programm.“

Wirtschaftsforum: „Und was ist mit der Bierwerbung in der Halbzeitpause nach 20 Uhr?“

Hans-Joachim Strauch: „(lacht) Dieses Sponsoring zählt laut Rundfunkstaatsvertrag nicht zur Werbung, unterliegt aber inzwischen den gleichen zeitlichen Begrenzungen. Eine Ausnahme bilden Sportgroßereignisse, in deren Umfeld auch Sponsoring nach 20 Uhr zugelassen ist.“

Wirtschaftsforum: „Immer wieder wird öffentlich diskutiert, ob es nicht besser wäre, die Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ganz abzuschaffen. Wie stark würde denn der Rundfunkbeitrag ohne die Werbeinnahmen steigen?“

Hans-Joachim Strauch: „Bei einem Wegfall von Werbung und Sponsoring wäre der Rundfunkbeitrag um 1,25 Euro höher.“

Wirtschaftsforum: „Wie setzt sich dieser Gebührenzuschlag zusammen?“

Hans-Joachim Strauch: „Auf Werbung entfallen davon 1,10 Euro und 0,15 Euro auf Sponsoring. Bezogen auf die Sendeanstalten verteilen sich die 1,25 Euro auf 0,84 Euro bei der ARD und 0,41 Euro beim ZDF.“

Wirtschaftsforum: „Welchen Anteil hat Ihr Unternehmen am Gesamtumsatz des ZDF?“

Hans-Joachim Strauch: „Unser Anteil am ZDF-Haushalt liegt unter 10%, ist immer knapp im zweistelligen Bereich. Das hängt natürlich vom jeweiligen Haushalt ab.“

Wirtschaftsforum: „Beim ZDF-Werbefernsehen denken viele Zuschauer natürlich an die Mainzelmännchen, die ja mit dem ZDF im vergangenen Jahr 50 Jahre alt geworden sind. Sind die Mainzelmännchen sozusagen der Werbeträger des ZDF?“

Hans-Joachim Strauch: „Die Mainzelmännchen sind seit dem 2. April 1963 on air, also einen Tag nach dem Sendestart. Sie sind inzwischen die emotionale Marke des ZDF und generieren eine extrem hohe Bindung an die Zuschauerschaft und zwar in durchweg allen Alterssegmenten, was für eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt sehr wichtig ist.“

Wirtschaftsforum: „Welche Bedeutung haben die Mainzelmännchen für Ihr Unternehmen?“

Hans-Joachim Strauch: „Ohne Werbung würde es auch keine Mainzelmännchen geben, weil sie entsprechend dem Rundfunkstaatsvertrag die Funktion haben, die Werbung optisch und akustisch vom Programm zu trennen. Zwischen jedem Werbespot gibt es eine kleine Geschichte, die das Programmumfeld noch attraktiver macht.“

Wirtschaftsforum: „Welche Werbeinsel ist denn die attraktivste?“

Hans-Joachim Strauch: „Das ist unser so genanntes ‚Best Wetter‘: Montags bis samstags um 19.18 Uhr, unmittelbar nach den heute-Nachrichten und vor dem Wetter, umrahmt von thematischen Wetter-Mainzelmännchen. Das ist ein Werbeblock mit meist drei Spots, der mit die höchste Reichweite hat.“

Wirtschaftsforum: „Unterscheidet Sie die Kürze der Werbeblöcke von Mitbewerbern?“

Hans-Joachim Strauch: „Ja, wir haben mit der ARD zusammen die kürzesten Werbeblöcke im deutschen Fernsehen. Neben der Quote ist es für den Werbepartner natürlich ganz wesentlich, ob ich nun einer von fünf in einem Werbeblock bin oder nur einer von 25. Außerdem haben wir bei unseren Werbeblöcken die geringsten Zuschauer-Verluste.“

Wirtschaftsforum: „Warum?“

Hans-Joachim Strauch: „Die Zuschauer wissen: Wenn beim ZDF die Werbung kommt, dann sind es nur wenige Spots mit den Mainzelmännchen zwischendurch. Es gibt kein Guerilla-Marketing, bei dem man noch dreimal durchgeschüttelt wird, sondern eine seit 1963 unveränderte, verlässliche Struktur. Die Zuschauer schätzen das, vertrauen den Mainzelmännchen und bleiben deshalb dran.“

Wirtschaftsforum: „Welche Zielgruppen haben Sie im Blick?“

Hans-Joachim Strauch: „Das ist vor allem die kaufkräftige Zielgruppe. Wir wissen auch, dass wir eine sehr hohe Reichweite bei den Premium- und Marken-Käufern haben. Das sind die Verbraucher, die neben einem hohen Einkommen auch über eine entsprechende Lebenserfahrung verfügen.“

Wirtschaftsforum: „Richtet sich für Sie die Werberelevanz also nicht nach dem Alter, wie die vielzitierte Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren?“

Hans-Joachim Strauch: „Genau, es stellt sich doch die Frage, was überhaupt werberelevant ist. Werberelevanz kann doch nur Absatz bedeuten. Und dann kann es eben nur um den Kauf von Produkten gehen, die sich eben nur bestimmte Zielgruppen leisten können.“

Wirtschaftsforum: „In welche Richtung wird sich denn der Markt Ihrer Meinung nach entwickeln?“

Hans-Joachim Strauch: „Der TV-Markt wird sich positiv entwickeln, denke ich, weil die Printmedien schwächeln. Wenn selbst Verleger nicht mehr an ihre Druckerzeugnisse glauben, ohne Alternativen zu haben, dann ist das ein fatales Signal. Wir merken auch, dass sich viele Werbepartner umorientieren. Insbesondere wir öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten werden von diesem Schwenk profitieren.“

Wirtschaftsforum: „Wie meinen Sie das?“

Hans-Joachim Strauch: „Das Online-Geschäft hat seinen Zenit überschritten. Viele, die relativ früh in die digitale Welt eingestiegen sind, steigen wieder aus, weil einfach der Return on Investment (ROI) nicht funktioniert. Dann kehrt man doch lieber zu dem bewährten Medium TV zurück, zu dem man schließlich Erfahrungsdaten hat. Werbeexperten wissen, wo man wie investieren muss, um einen bestimmten ROI zu erhalten, was beim Online-Geschäft so eben nicht funktioniert hat.“

Wirtschaftsforum: „Welche Erwartungen haben Sie mit Blick auf die Olympischen Spiele und die Fußball-Weltmeisterschaft an das Supersportjahr 2014?“

Hans-Joachim Strauch: „Wir werden in diesem Jahr noch besser performen als im vergangenen, was schon ein hervorragendes Jahr war. Ich rechne mit einem Plus in Höhe von zehn Prozent.“

Wirtschaftsforum: „Vielen Dank für das Gespräch, Herr Strauch.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Bauprojekte für Menschen und Medizin

Interview mit Karsten Felsner, Geschäftsführer der Felsner Consult GmbH

Bauprojekte für Menschen und Medizin

Kaum ein Bereich im Bauwesen ist so komplex und anspruchsvoll wie der Krankenhausbau. Hier treffen technische Höchstleistung, organisatorische Vielschichtigkeit und menschliche Verantwortung aufeinander. Die Felsner Consult GmbH aus Berlin hat…

Europas größer Fotoverbund – und noch viel mehr

Interview mit Thilo Röhrig, Geschäftsführer der Ringfoto GmbH & Co. KG

Europas größer Fotoverbund – und noch viel mehr

Seit über 60 Jahren bündelt Ringfoto die Schlagkraft von über 1.200 Fotofachhändlern in Deutschland und 26 weiteren europäischen Märkten und geht in seinem Selbstverständnis wie in seinem Leistungsspektrum weit über…

Hotellerie, die den Wandel meistert

Interview mit David Etmenan, Chief Executive Officer & Owner NOVUM Hospitality

Hotellerie, die den Wandel meistert

Vom Familienbetrieb in Hamburg zu einer der größten Hotelgruppen Europas: Die Novum Hospitality GmbH betreibt, entwickelt und managt Hotels in verschiedenen Segmenten – vom Midscale- bis zum Premiumbereich. Das Unternehmen…

Spannendes aus der Region

Bauprojekte für Menschen und Medizin

Interview mit Karsten Felsner, Geschäftsführer der Felsner Consult GmbH

Bauprojekte für Menschen und Medizin

Kaum ein Bereich im Bauwesen ist so komplex und anspruchsvoll wie der Krankenhausbau. Hier treffen technische Höchstleistung, organisatorische Vielschichtigkeit und menschliche Verantwortung aufeinander. Die Felsner Consult GmbH aus Berlin hat…

Vom Reststoff zur Ressource – eine Erfolgsgeschichte im Kreislauf

Interview mit Dirk Kopplow, Geschäftsführer und Benjamin Fiekens, Vertrieb der GVÖ Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH

Vom Reststoff zur Ressource – eine Erfolgsgeschichte im Kreislauf

Die Kreislaufwirtschaft ist längst mehr als ein ökologisches Ideal – sie ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Steigende Rohstoffpreise, strengere Umweltgesetze und das wachsende Bewusstsein für nachhaltiges Handeln verändern die Industrie grundlegend.…

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Interview mit Dr. Ronald Bernstein, Geschäftsführer der BERGI-PLAST GmbH

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Steigende Kosten, globaler Wettbewerbsdruck und der rasche technologische Wandel fordern die Kunststoffindustrie heraus. Die BERGI-PLAST GmbH aus Bad Gottleuba-Berggießhübel begegnet diesen Entwicklungen mit konsequenter Automatisierung, digitaler Weiterentwicklung und einem klaren…

Das könnte Sie auch interessieren

„Menschen erfolgreich machen“

Interview mit Tobias Leinweber, Vorstand der Continum AG

„Menschen erfolgreich machen“

Die Continum AG mit Sitz in Freiburg ist ein mittelständi-scher IT-Dienstleister, der sich auf Cloud- und Sicherheitslö-sungen spezialisiert hat. Vorstand Tobias Leinweber spricht im Interview über die strategische Neuausrichtung, die…

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

„Maßgeschneiderte  Software für spezifische Kundenanforderungen“

Interview mit Frederik Pakai, Geschäftsführer der SYSTECS Informations-systeme GmbH

„Maßgeschneiderte Software für spezifische Kundenanforderungen“

Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, komplexe Projekte effizient zu planen, zu steuern und umzusetzen. Spezialisierte Softwarelösungen bieten hierfür maßgeschneiderte Unterstützung. Sie ermöglichen eine präzise Ressourcenzuweisung, verbessern die Zusammenarbeit zwischen…

TOP