„Verpackungen werden immer individueller“
Interview mit Joachim Barthelme, Geschäftsführer der Nyquist Systems GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Barthelme, als ein Unternehmen aus der BST-Gruppe, die wiederum der elexis AG angehört, tritt Nyquist Systems als Teil eines Konzerns auf, der verschiedenste Lösungen für die Produktion und Veredelung bahnförmiger Materialien anbietet. Auf welche Leistungen konzentrieren Sie sich in diesem Kontext genau?
Joachim Barthelme: Nyquist Systems beschäftigt sich mit Druckinspektionssystemen, mit denen wir insbesondere das Schmalbahnsegment im Blick haben. Ein zentrales Anwendungsfeld liegt somit in der Herstellung von Etiketten und Sicherheitslabels für den Consumerbereich, etwa für Weinflaschen oder Shampoo- und Parfumverpackungen. Dabei überprüfen unsere Systeme die entsprechenden Erzeugnisse auf ihre Korrektheit und Vollständigkeit sowie auf die Qualität des Druckbilds – eine Aufgabe, die weder hinsichtlich der dafür erforderlichen Technologie noch bezüglich der zulässigen Fehlertoleranz trivial ist.
Wirtschaftsforum: Wo liegen dabei die zentralen Herausforderungen?
Joachim Barthelme: Unsere Systeme können beispielsweise auch QR-, Datamatrix- und Barcodes auslesen und die dabei erfassten Informationen in Datenbanken zurückschreiben, um so ihre korrekte Wiedergabe auf dem ausgedruckten Etikett zu validieren. Gerade bei Sicherheitslabels ist es von elementarer Bedeutung, dass ihre etwaigen Zahlenkombinationen vollständig und in der richtigen Reihenfolge gedruckt werden. Dies inspizieren unsere Systeme auf den Druckmaschinen und allen Weiterverarbeitungsanlagen, womit wir für unsere Kunden vom Druck bis zum Versand des Artikels eine holistische Qualitätskontrolle gewährleisten und ihnen hierfür ein Protokoll zur lückenlosen Nachverfolgung an die Hand geben.
Wirtschaftsforum: Wie funktioniert Ihre Lösung genau?
Joachim Barthelme: Wir setzen ein optisches System in Form einer Matrix-Kamera ein, die das jeweilige Bild aufnimmt. Dieses wird im Anschluss von entsprechend leistungsfähigen Software-Algorithmen auf ein Masterbild referenziert und mit Vorstufendaten abgeglichen, die uns digital zur Verfügung gestellt werden, sodass wir Abweichungen zielgerichtet erkennen und in einem Protokoll erfassen, beziehungsweise bedarfsindividuell beim Kunden skalieren können – das alles wohlgemerkt im laufenden Druckbeziehungsweise Weiterverarbeitungsprozess bei Bahngeschwindigkeiten von bis zu 600 Metern pro Minute.
Wirtschaftsforum: Dabei dienen Verpackungsetiketten nicht nur der Kommunikation essenzieller Sicherheitshinweise, sondern fungieren gleichermaßen als wichtiges emotionales Markenführungsinstrument – ergeben sich daraus auch Herausforderungen für Nyquist Systems?
Joachim Barthelme: Natürlich müssen wir uns dem Markt anpassen – und der verlangt heute insbesondere eine immer stärkere Personalisierung der Verpackungsmöglichkeiten. Denken Sie etwa an bekannte Kampagnen wie ‘Trink ‘ne Coke mit’ von Coca-Cola oder ‘Mein Müsli’, in deren Rahmen die Vornamen der Verbraucherinnen auf den Verpackungen erscheinen, um eine starke emotionale Ansprache zu erzeugen. Auf der technischen Ebene hat dies zur Folge, dass variable Daten gedruckt werden müssen, was ganz andere Workflows erforderlich macht. Hier können wir unsere Kunden natürlich mit unserem gewachsenen Know-how unterstützen. Gleichzeitig ist das Verbraucherverhalten noch in ganz anderer Hinsicht ausschlaggebend für zentrale Innovationen im Packaging-Bereich, weil viele Konsumentinnen mittlerweile nachhaltige Lösungen verlangen, die mit einem deutlich geringeren Materialeinsatz und entsprechend dünneren Verpackungen einhergehen. Auch das hat Auswirkungen auf unsere Technologie. Hinzu kommen ausgesprochen schnelle Entwicklungszyklen bei den von uns verwendeten Kameras, und auch die Algorithmen werden mit rasanter Geschwindigkeit immer potenter. Insgesamt bewegen wir uns somit in einem hochdynamischen Markt, dessen Anforderungen wir nur mit einer ebenso großen Flexibilität und Weiterentwicklungsbereitschaft erfüllen können.
Wirtschaftsforum: Wie gestaltet sich dabei die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden – und wie umfassend wird Ihre Technologie im Markt bereits eingesetzt?
Joachim Barthelme: Die Workflows unserer Kunden sind sehr komplex und unsere Lösung ist für die Gewährleistung einer konstant hochwertigen Qualität des Endprodukts unerlässlich. Deshalb leisten wir grundsätzlich eine sehr umfassende technische Unterstützung, die sich von der Analyse der bestehenden Applikation über die Auswahl der richtigen Lösung bis hin zu ihrer Implementierung erstreckt. So entsteht aus einem ersten Kontakt oftmals eine langjährige Partnerschaft, die sich insbesondere bei der Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen dann oftmals auf verschiedene Standorte erstreckt. Seit der ersten Technologieeinführung unserer Lösung in kleinen Stückzahlen im Jahr 2013 konnten wir inzwischen über 3.000 Systeme im Markt implementieren, die heute in über 100 Ländern betrieben werden. Gerade in diesem Kontext setzen wir natürlich auch auf die gewachsene Schlagkraft der elexis AG, mit der wir das extreme Potenzial unserer disruptiven Technologie weltweit umsetzen. Ich freue mich darauf, diese Strukturen mit unserem dynamischen Team in den nächsten Jahren noch stringenter zu nutzen, um uns nachhaltig als Marktführer in unserem Segment zu positionieren.