myposter weiter auf Erfolgskurs
Interview mit René Ruhland, Geschäftsführer der myposter GmbH

Wirtschaftsforum: myposter ist ein erfolgreiches E-Commerce Unternehmen im Bereich des Premium Digitaldrucks. Kunden haben bei Ihnen die Möglichkeit ihre Fotoprodukte nach individuellen Wünschen anfertigen zu lassen. Die Geschäftsidee als solche ist nicht neu, dennoch sind die erzielten Wachstumsraten von myposter herausragend. Worin liegt der Schlüssel zum Erfolg?
René Ruhland: Wir sind als Unternehmen auch nicht mehr so neu, wir gehen nun schon in unser siebtes Jahr. Wir wachsen dieses Jahr wieder mit circa 45% und haben inzwischen 200 Mitarbeiter. Unser Erfolg lässt sich sicherlich auf unterschiedliche Schlüssel zurückführen. Ein sehr wichtiger ist unser kompetentes und motiviertes Team. Im Recruitingprozess legen wir sehr viel Wert darauf, dass wir Experten und Wissensträger einstellen. Das ist einerseits sinnvoll, um die Kompetenzen im Team weiter auszubauen und andererseits motiviert das unsere bestehenden Mitarbeiter, da nur Voll-Profis und keine Blender das Team verstärken. Gemeinsam arbeiten wir hart für unsere Ziele. Ein weiterer wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist die Kombination aus Onlinehandel und Produktion. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern produzieren wir 98% unserer Produkte selbst. Wir haben eine eigene Produktion, was uns zum einen extrem schnell und flexibel macht und zum anderen haben wir so immer die Kontrolle über unsere Prozesse und Qualität. Ein Großteil des Erfolgs kommt auch daher, dass wir unsere Software komplett im Haus schreiben und so in der Lage sind komplexe Features schnell und effizient umzusetzen.
Wirtschaftsforum: Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, Geschäftsideen beziehungsweise -modelle zu starten. Viele verschwinden nach kurzer Zeit. Wie stellen Sie den Fortbestand und Erfolg Ihres Unternehmens in diesem schnelllebigen Markt sicher?
René Ruhland: Das gelingt uns vor allem dadurch, dass wir keine Veränderungen scheuen und unsere Entscheidungen ständig überdenken und anpassen. Wir wissen, dass wir in einem so schnelllebigen Markt nur weiter erfolgreich sein können, wenn wir uns permanent weiterentwickeln und beweglich bleiben. Beweglich zu sein gehört zu unseren Werten und das fordern wir auch von jedem unserer Mitarbeiter ein, also Veränderungen gegenüber aufgeschlossen zu sein und selbst mitzugestalten. Sicherlich ist ein weiterer Erfolgsfaktor auch, dass wir an die Dinge immer mit Vollgas und Anspruch rangehen. Das gehört ebenso zu unseren Grundwerten wie ein ehrlicher Umgang miteinander und dass wir uns aufeinander verlassen können.
Wirtschaftsforum: Expansion bedeutet auch örtliche Veränderung. Hat der Standort Breitenau Auswirkungen für das Unternehmen beispielsweise bei der Mitarbeitersuche?
René Ruhland: Wir haben vor fünf Jahren in der Breitenau angefangen und konnten dort glücklicherweise jedes Jahr neue Flächen dazu mieten, um dem Wachstum Stand zu halten. Für die Mitarbeitersuche war der Standort immer zwiegespalten. Zum einen haben wir dort sehr viele und gute Mitarbeiter aus der Gegend gefunden. Mittlerweile sind wir als Marke vor Ort richtig bekannt, weshalb wir auch inzwischen viele Mitarbeiter über Empfehlungen gewinnen können. Auf der anderen Seite haben wir uns immer schwer damit getan Mitarbeiter aus der Innenstadt Münchens zu uns zu bekommen. Aus diesem Grund haben wir letztes Jahr auch noch ein 1.000 m² Innenstadt-Büro eröffnet, um für Mitarbeiter noch attraktiver zu werden. Da wir in Zukunft aber noch weiterwachsen und unsere Produktionskapazitäten erhöhen wollen, haben wir uns noch für einen weiteren Produktionsstandort bei Leipzig entschieden. Dort stellen wir circa 2.000 Produkte pro Tag her.
Wirtschaftsforum: Was sind die größten Herausforderungen für Sie und Ihr Unternehmen, mit denen Sie täglich umgehen müssen?
René Ruhland: Eine der größten Herausforderungen, die wir bewältigen müssen, sind unsere Strukturen und unser Personal an unser schnelles Wachstum anzupassen und mitwachsen zu lassen. Dabei müssen wir zum einen darauf achten, genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die unsere Themen vorantreiben, und zum anderen die Firma personell nicht zu stark aufzublähen. Je größer unsere Teams werden, desto schwieriger werden natürlich auch die Abstimmungen untereinander und vor allem teamübergreifend. Hier arbeiten wir hart daran Kommunikationsbarrieren nicht entstehen zu lassen und trotz steigender Mitarbeiterzahl dynamisch zu agieren und die kurzen Entscheidungswege beizubehalten. Eine weitere Herausforderung in unserer Branche ist das doch sehr starke saisonale Geschäft. Zur Weihnachtszeit erhöht sich unser Bestellvolumen um das Dreifache im Vergleich zu den Sommermonaten. Dies stellt unsere Produktion jedes Jahr aufs Neue vor eine Herausforderung. Hier müssen alle Prozesse und Produktionsabläufe genau passen, um das Volumen gut zu bewältigen.
Wirtschaftsforum: Sie hatten in Ihrer bisherigen Laufbahn als Unternehmer und Firmengründer Erfolge und Misserfolge. Wie haben Letztere Sie als Gründer persönlich geprägt und was haben Sie daraus für die Zukunft gelernt?
René Ruhland: Zu unserer Anfangszeit haben wir noch mit verschiedenen Handelsketten gearbeitet. Auch wenn die Bestellvolumina sehr attraktiv sind, wurde uns die Abhängigkeit zu den Händlern zu groß und wir haben uns dann voll darauf konzentriert den Endkunden direkt anzusprechen. Die myposter GmbH verkauft heute direkt online an den Endkunden. Es hat sich gezeigt, dass es ein sehr steiniger Weg ist, der sich allerdings definitiv lohnt. Die Unabhängigkeit und eine gewisse Ruhe, die unser Unternehmen dadurch gewonnen hat, ist ein wichtiger Faktor für unseren Erfolg. Wir wurden von Anfang an von einem kompetenten Beirat begleitet, der uns schon sehr früh dazu angehalten hat profitabel zu werden. Die Profitabilität und der damit einhergehende große Freiheitsgrad sind auch ausschlaggebend für unseren Erfolg. So können wir unabhängig bestimmen, welche Strategien wir verfolgen und welche Projekte als Nächstes umgesetzt werden. Was ich sicherlich auch erst lernen musste, ist nicht ausschließlich auf mein Bauchgefühl zu vertrauen. Wenn man ein Unternehmen frisch aufbaut, trifft man viele unternehmerische oder personelle Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Wir sind damit das ein oder andere Mal auf die Nase gefallen und arbeiten mittlerweile wesentlich daten- und faktenbasierter als früher. Hier den richtigen Mittelweg zu finden, ist als Unternehmer nicht immer einfach, aber es wird besser. Außerdem muss ich gelegentlich eingestehen, dass ein Unternehmen nicht immer nur auf Vollgas fahren kann, sondern dass es auch mal wichtig ist innezuhalten und abgeschlossene Projekte zu feiern und nicht direkt ohne Pause weiter zu pushen. Wir feiern gern und regelmäßig. Das ist gut für uns und für unsere Mitarbeiter und motiviert uns alle!