Kleine, aber feine Nische
Interview mit Rüdiger Schury, Geschäftsführer der MAE. Maschinen- und Apparatebau Götzen GmbH

„Unsere Technologie haben wir stets weiterentwickelt, bleiben aber in unserer Nische, in der wir uns sehr wohlfühlen“, skizziert Dipl.-Ing. MBA Rüdiger Schury, Geschäftsführer der MAE. Maschinen- und Apparatebau Götzen GmbH. Ob manuelle Richtpressen, automatische Richtmaschinen, Radsatzpressen, Messmaschinen oder hydraulische Pressen – geliefert werden die Spezialmaschinen an Stahlwerke, Automobilindustrie oder für die Bahntechnologie.
Richtungsweisend
Zu Beginn konzentrierte sich das 1931 von der Familie Götzen gegründete Unternehmen auf Hochregalbau und Bremskomponenten für Straßenbahnen. In den 1950er-Jahren entwickelte sich zunächst der Pressenbau, später entstanden daraus Richtmaschinen für Wellen im Automobilbau, wie beispielsweise Nocken-, Getriebe- und Antriebswellen.
„Ein großer Wurf war Anfang der 1990er-Jahre unsere neue patentierte Richtmaschine“, erklärt Rüdiger Schury. „Bis heute bauen wir dieses Modell in Baukastenform in Richtkräften zwischen 60 und 1.400 kN und bieten es mit kompletter Transporttechnik an.“
Zu Beginn der Jahrtausendwende wurde mit Groß-Richtmaschinen für Stahlwerke ein neues Kundensegment angesprochen und die erste 1.000-Tonnen-Presse auf den Markt gebracht. Für Furore sorgte 2017 auch die weltweit erste 4.000-Tonnen-Richtmaschine.
Starke Marktposition Radsatzpressen
Zu einem wichtigen Standbein haben sich auch die 2008 vollständig überarbeiteten Radsatzpressen entwickelt, mit denen sich MAE. schnell an die Weltspitze der Branche katapultierte. „Richten und Radsatzpressen sind kleine, aber feine Nischen“, sagt Rüdiger Schury. „Hier gibt es nur wenig Mitbewerber. Diese spornen uns aber zu stetiger Weiterentwicklung an. Beim 3-D-Richten haben wir zum Beispiel Lösungen für Alu- und Druckgussteile für den Automobilbau entwickelt, ebenso wie Schweiß-Baugruppen für Autogetriebe oder Sonderanwendungen.“
„Wir streben moderates Wachstum als weltweiter Technologieführer an.“ Rüdiger SchuryGeschäftsführer

Stets größere Bedeutung gewinnen auch digitale Maschinenschnittstellen im Rahmen von Industrie 4.0. So wird intensiv daran gearbeitet, dass die Maschinen regelmäßig mit Leitrechnern kommunizieren, ihren Status melden und Produktionsdaten austauschen.
Strukturen verändert
Seit der Gründung 1931 ist Erkrath der Firmensitz. Nach vielen Erweiterungen wurde 2012 ein neues Bürogebäude errichtet. 2013 eröffnete MAE. eine Tochtergesellschaft in China. Ein Highlight der Firmengeschichte war 2014 die Übernahme eines US-Wettbewerbers. MAE.-Eitel bedient nun den kompletten nordamerikanischen Markt – von Mexiko bis Kanada.
Die positive Entwicklung zeigt sich auch an den Mitarbeiterzahlen. Sie stiegen allein in Erkrath von 110 im Jahr 2012 bis auf aktuell 170. Der vom Standort Erkrath erzielte Umsatz liegt zur Zeit zwischen 33 und 38 Millionen EUR. Hinzu kommen weitere neun bis zehn Millionen EUR Umsatz, die zirca 46 Mitarbeiter in den USA erwirtschaften.
Der heutige Geschäftsführer Dipl.-Ing. MBA Rüdiger Schury startete seine Karriere im Unternehmen 2002 als Konstrukteur im technischen Büro. Später wurde er Gruppenleiter und danach Leiter der Konstruktionsabteilung. 2012 hat er MAE., die vom letzten Spross der Gründerfamilie Götzen an die GESCO AG verkauft worden war, als Geschäftsführer übernommen.
Die erste Aufgabe war, das Unternehmen nach einem deutlichen Umsatzsprung neu aufzustellen. Unter der Leitung von Rüdiger Schury wurden Strukturen verändert: kürzere Lieferzeiten, schnellere Durchläufe und verbesserter Service sind nur einige Ergebnisse. Darauf verlassen sich auch die namhaften Kunden – unter anderem VW, Daimler, Audi, BMW und die Deutsche Bahn.
„Wir haben ein sehr gutes Team, sind innovationsfreudig, risikobereit und bestens vernetzt“, freut sich der Geschäftsführer. „Wir streben moderates Wachstum als weltweiter Technologieführer an, wollen unsere Durchlaufzeiten weiter verkürzen und unsere Produkte mehr standardisieren.“