Nachhaltigkeit ist Programm
Interview mit Tanja Hofmann, Strategische Leiterin der LUSH GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Hofmann, welche Meilensteine in der Geschichte von Lush sind besonders hervorzuheben?
Tanja Hofmann: Lush wurde 1995 von sechs Gründern ins Leben gerufen. Im britischen Poole eröffneten sie den ersten Shop. Dem war schon einiges vorausgegangen: Die Shampoo Bars, unsere festen Shampoos, und die Badebomben waren bereits Ende der 1980er-Jahre entwickelt worden. In Deutschland gibt es Lush seit 2002. Der erste deutsche Shop in Hamburg ist noch heute einer unserer wichtigsten Standorte. Wichtig war auch die Einführung des Lush Preises, einer mit 250.000 GBP dotierten Auszeichnung, mit der wir Aktivitäten zur Verhinderung von Tierversuchen fördern. Der Preis wird in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen. 2015 haben wir unsere Manufaktur in Düsseldorf eröffnet.
Wirtschaftsforum: Wie ist Lush heute aufgestellt?
Tanja Hofmann: Es gibt 34 deutsche Standorte, und wir wollen uns weiter vergrößern. 300 Mitarbeiter sind in Deutschland beschäftigt. Der totale Umsatz von Lush Deutschland liegt bei etwa 30 Millionen EUR. Derzeit ist unser Ziel, das Vor-Corona-Niveau wieder zu erreichen. In den nächsten drei Jahren gehen wir aber von einem Wachstum auf 45 Millionen EUR aus. Weltweit betreibt Lush um die 900 Shops in über 40 Ländern.
Wirtschaftsforum: Wie sind Sie zu Lush gekommen?
Tanja Hofmann: Eigentlich bin ich Historikerin. 2006 habe ich neben meinem Studium in der Filiale in Düsseldorf als Minijobberin angefangen. 2010 wurde ich Projektmanagerin mit der Aufgabe, unseren Charity Pot in Deutschland einzuführen. Das ist ein karitatives Produkt, dessen Erlöse zu 100% Initiativen in den Bereichen Tierschutz, Umweltschutz und Menschenrechte zugute kommen. Ich war dann verantwortlich für die Kommunikation in den ethisch-sozialen Themen und habe das Marketingteam aufgebaut und geleitet. Danach war ich in England in den Bereichen Marketing und E-Commerce tätig. Nach meiner Elternzeit bin ich ins deutsche Team zurückgekehrt.
Wirtschaftsforum: Welche Impulse konnten und können Sie dem Unternehmen in Ihrer jetzigen Position geben?
Tanja Hofmann: Unser neues Recyclingprogramm ‘Bring it back’ geht auf meine Initiative zurück. Lush Verpackungen können in den Filialen gegen die Rückzahlung des Pfands von 50 Cent zurückgegeben werden. Aus ihnen stellen wir neue Umverpackungen her. Nachhaltigkeitsthemen sind unsere Kernthemen. Dazu gehören auch unverpackte Produkte sowie der Kampf gegen Tierversuche. Global konzentrieren wir uns gerade auf selbstkonservierende Kosmetik, die ohne das Hinzufügen von Konservierungsmitteln, allein durch die Inhaltsstoffe, haltbar ist. Grundsätzlich ist unser Ziel, den Menschen etwas zu bieten, das Mehrwert hat.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?
Tanja Hofmann: Unsere Kultur – und auch die Unternehmensgründung an sich – beruht darauf, dass ein Unternehmen Fehler machen und wieder neu beginnen darf. Resilienz steht bei uns immer Vordergrund. Wir probieren gern Dinge aus. Neue Mitarbeiter sind oft über unsere Flexibilität erstaunt, die auf den englischen Ursprung von Lush zurückzuführen ist.
Wirtschaftsforum: Was ist für Sie persönlich die Motivation für Ihre Arbeit?
Tanja Hofmann: Ich gebe meine Energie und meine Leidenschaft sehr gern für das Unternehmen her, denn ich weiß, welche Motivation und welche Werte dahinter stehen. Lush ist ein außergewöhnlich menschliches Unternehmen. Es ist wie mein zweites Zuhause.