„Mit Louis Renner trifft man immer den perfekten Ton“
Interview mit Christian Mayer, Geschäftsführer und Sabine Manal, Geschäftsführerin der Louis Renner GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Mayer, Ihr Unternehmen steht für ‘das Herz eines jeden Klaviers’ – wie sorgt Louis Renner dafür, dass der Pianist dabei immer den richtigen Ton treffen kann?
Christian Mayer: Wir sind sehr stolz, auf eine fast 150 Jahre währende Tradition zurückblicken zu können, in deren Rahmen wir uns eine enorme Expertise für Spielwerke und Hammerköpfe erarbeitet haben. Mittlerweile treten wir dabei als 100%ige Tochtergesellschaft des weltberühmten Flügelbauers Steinway & Sons auf, was unseren unbedingten Qualitätsanspruch in aller Deutlichkeit unterstreicht: Jedes Klavier und jeder Flügel der Spitzenklasse wird durch unsere Produkte weiter aufgewertet. Dabei stellen wir von der Anschlagsmechanik über das Hebeglied und den Hammerkopf bis hin zum Dämpfer, der sich nach dem Anschlag auf die Saite legt, sämtliche Komponenten her, die zwischen Taste und Saite für einen wundervollen Klang sorgen.
Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen bewegt sich seit über einem Jahrhundert im Markt; das Klavier als Instrument ist noch einmal deutlich älter. Wie wichtig sind Innovationen in einem Marktsegment, das gerade von der Beständigkeit lebt?
Sabine Manal: Sie haben Recht – in der Welt der Musik geht es um Gefühle, um Nahbarkeit und Herzenswärme. Somit engagieren wir uns in einer Branche, die sich sehr stark mit ihren Traditionen und ihrer Geschichte identifiziert. Gleichzeitig herrscht ein enormer Grad an Individualität – jeder Klavierbauer, den wir beliefern, hat sein ganz eigenes Geheimnis, das sich hinter seinem spezifischen Klangerlebnis verbirgt. Diese Ansprüche versuchen wir bestmöglich in die von uns gefertigten Spielwerke und Hammerköpfe zu übersetzen, wobei unsere jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit den anspruchsvollsten Marktteilnehmern und unsere kaum messbare Reklamationsquote wohl unser wichtigstes Gütesiegel sind. Das Klavier mag – wie auch unser Unternehmen – auf eine lange Geschichte zurückblicken, doch jeder Klavierhersteller arbeitet beständig an kleinen individuellen Innovationen, worauf sich auch Louis Renner bei der Herstellung seiner Komponenten einstellen muss.
Wirtschaftsforum: Mit welchen neuen Impulsen beschäftigen Sie sich derzeit?
Christian Mayer: Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz genießen auch bei Louis Renner eine enorme Bedeutung. Wir setzen in unserer Produktion hauptsächlich Hölzer aus Weißbuche ein, die in ihren Wuchsgebieten nicht kommerziell aufforstbar ist. Hier stehen wir selbstverständlich dafür ein, mit den entsprechenden Ausgangsmaterialien so ressourcenschonend wie möglich umzugehen – eine weitere Herausforderung neben der hohen Präzision in unserer Fertigung; schließlich arbeiten wir grundsätzlich im Hundertsteltoleranzbereich, um die besonderen Qualitätsansprüche unserer Kunden konsequent erfüllen zu können.
Wirtschaftsforum: Lassen sich die Vorteile der Digitalisierung dabei überhaupt mit Ihrer traditionsgeprägten Herstellungspraxis vereinen?
Sabine Manal: Das ist für uns in der Tat ein großes Thema – unser Maschinenpark ist zwar teilweise schon mehrere Jahrzehnte alt, in seiner Substanz aber immer noch erstklassig. Hier werden wir in der nächsten Zeit eher gewisse Veränderungen bei der Steuerungstechnik erleben. Gleichzeitig versuchen wir, komplexe Geometrien verstärkt mithilfe von Robotik umzusetzen, und sehen hier auch in entsprechenden Pick-and-Place-Lösungen wichtige Innovationen. In den letzten beiden Jahren haben wir über eine Million EUR investiert, um an dieser Stelle wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen; dabei flossen diese Mittel nicht nur in neue Fertigungslösungen, sondern auch in ein neues ERP-System, um unsere Verwaltungsprozesse weiter zu verschlanken. Trotz aller Impulse zur behutsamen Automatisierung bestimmter Produktionsverfahren dürfen wir jedoch nie den menschlichen Touch und unsere traditionelle Nahbarkeit verlieren – denn die emotionale Wärme, die entsteht, wenn Menschen über die Musik zueinander finden, wollen und dürfen wir auch in unserem eigenen unternehmerischen Selbstverständnis niemals aufgeben.
Wirtschaftsforum: Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Mitarbeiter auch perspektivisch das wichtigste Asset von Louis Renner bleiben werden – in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels sicherlich keine einfache Aufgabe?
Christian Mayer: Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, um auch perspektivisch als Top-Arbeitgeber überzeugen zu können, und in diesem Zuge einen wichtigen Change-Prozess durchlaufen, um die etablierten Hierarchien unserer Führungsstrukturen aufzubrechen, damit sich jeder auch im Tagesgeschäft mit seinen Ideen einbringen kann. Bei Louis Renner erwartet unsere Mitarbeiter:innen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe – wir wollen uns gemeinsam mit unseren Fachkräften weiterentwickeln, um unsere Position als Hidden Champion der qualitativen Spitzenklasse zu festigen, damit wir auch auf Jahrzehnte hinaus weiterhin den perfekten Ton treffen.