Ein Kreislauf, auf den man zählen kann

Interview mit Wilhelm Mauß, Geschäftsführer der Lorenz GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Mauß, der Name Lorenz ist Inbegriff für technologisch ausgereifte Wohnungs-, Haus- und Großwasserzähler, die in privaten Haushalten ebenso wie in Industrieanlagen eingesetzt werden. Gleichzeitig wird der Name mit den Themen Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung verbunden. Wie kam es dazu?

Wilhelm Mauß: Lorenz ist ein 1963 gegründetes Familienunternehmen, das ich 2003 als Geschäftsführer übernommen habe. Seitdem widmen wir uns konsequent der Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung, fühlen uns als Pionier der circular economy und werden auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen. Diese Trendthemen sind für uns aus ganz natürlichen Überlegungen wichtig geworden.

Wirtschaftsforum: Was heißt das genau?

Wilhelm Mauß: Wir haben damals gemerkt, dass Wettbewerber international aufgestellt sind und wollten als deutscher Hersteller dagegenhalten. Das ist uns bis heute sehr gut gelungen. Wir produzieren nach wie vor ausschließlich in Deutschland und arbeiten hier mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft; das heißt, die Zähler werden einmal gekauft und mehrfach verwendet. 2009 haben wir den Funkwasserzähler eingeführt, von dem heute zwei Millionen Stück auf dem Markt sind. 2016 gab es ein komplett neues Produkt und eine neue Produktion; ein vollständig digitales Produkt kombiniert mit einer vollständig digitalen Produktion. Durch diesen Prozess ergeben sich signifikante Kostenvorteile, sogar gegenüber Billiglohnländern. Digitalisierung und Umweltschutz gehen bei uns Hand in Hand; die Resultate überzeugen ökonomisch und ökologisch.

Wirtschaftsforum: Wie setzt Lorenz das Prinzip der Kreislaufwirtschaft konkret um?

Wilhelm Mauß: Kunden kaufen bei uns einen Zähler, geben diesen nach Nutzungsdauer an uns zurück, wir kaufen ihn zustandsabhängig zurück, setzen ihn instand und verkaufen ihn mit Garantie weiter. Nach Zerlegung und Instandsetzung können Kunden sich darauf verlassen, ein vollfunktionsfähiges Gerät zu erhalten. Ein weiteres Modell ist, dass wir uns auf den Kern des Produkts, also den Wasserzähler besinnen, der Messwerte ermittelt und Daten überträgt; das geschieht in der Regel über sechs oder zwölf Jahre. Für diesen Zeitraum übergeben wir Kunden das Produkt, bevor es an uns zurückkommt. Dieses Kreislaufmodell hat drei Gewinner. Kunden und Lieferanten haben wirtschaftliche Vorteile, durch die Materialeinsparung ergeben sich ökologische Vorteile, zudem können durch den Prozess Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden; hier ergibt sich also ein sozialer Gewinn.

Wirtschaftsforum: Was charakterisiert die Zähler in technischer Hinsicht?

Wilhelm Mauß: Unsere Zähler arbeiten entweder mit dem Mess-prinzip der Flügelradzähler oder mit Ultraschall. Durch das Eichgesetz wird die Genauigkeit der Messungen geregelt; uns beaufsichtigt die Eich-Direktion Baden-Württemberg. Hier im Werk gibt es neun Prüfstände, die jeden einzelnen Zähler prüfen können. Exakte Messungen sind damit garantiert.

Wirtschaftsforum: Lorenz ist ein Pionier in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Wie spiegelt sich der digitale Aspekt im Unternehmen wider?

Wilhelm Mauß: Beispielhaft ist der Funkkonfigurator auf unserer Homepage. Kunden können online Bestellungen individuell konfigurieren, wir spielen die Datei in die Produktion ein, das heißt, es gibt keine Zwischenschritte. Die digitale Bestellung geht unmittelbar in die digitale Produktion und nur wenn alles hundertprozentig stimmt, wird ein Etikett zum Verschicken des Pakets herausgegeben.

Wirtschaftsforum: Lorenz hat heute 260 Mitarbeiter und setzte 2021 28 Millionen EUR um. Momentan wird die Produktion ausgebaut, das heißt, die Zeichen stehen auf Expansion. Was ist der Motor hinter diesem Erfolg?

Wilhelm Mauß: Unsere Produkte sind nachhaltig, kreislaufwirtschaftsfähig, digital und in Deutschland produziert. Wir haben kurze Wege und ein überaus vertrauenswürdiges Verhältnis zu unseren Kunden. Es ist schön, wenn sie zurückkommen, zufrieden sind und uns weiterempfehlen. Wir haben keinen Außendienst, sondern leben im Wesentlichen von den Empfehlungen zufriedener Kunden.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr persönlicher Antrieb aus?

Wilhelm Mauß: Wenn man etwas bewegen möchte, braucht man wirtschaftlichen Erfolg. Ich war zwölf Jahre bei der Bundeswehr und weiß auch aus dieser Zeit, dass man mit einer Mannschaft nur Erfolg haben kann, wenn diese mitzieht, wenn Prinzipien klar sind, alle an einem Strang ziehen. Ich versuche, wirtschaftlich erfolgreich zu sein und möchte den Mitarbeitern eine berufliche Heimat bieten – möglichst vielen Mitarbeitern. Dazu braucht man gute Produkte und moderne Fertigungsmethoden. Wenn man das Ganze kombiniert mit anständigen Grundüberzeugungen wie dem fairen Umgang mit den Mitarbeitern und der Umwelt, dann kann man etwas bewegen. Das ist sehr erfüllend.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Interview mit Matthias Nett, Geschäftsführer der Allego GmbH

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Die Allego GmbH mit Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, den Markt der Elektromobilität zu revolutionieren. Mit einem der größten Netzwerke von Ladestationen in Europa möchte das Unternehmen…

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Interview mit Frank Seifert, Geschäftsführer und Lukas Kühner, Geschäftsführer der Kühner GmbH

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Die Kühner GmbH in Winnweiler zählt zu den etablierten Fachbetrieben für Heizungs-, Sanitär-, Klima- und regenerative Energietechnik in der Westpfalz. Das 1966 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute 38 Mitarbeiter und betreut…

Für gutes Klima in 3. Generation

Interview mit Christian Stark, Geschäftsführer der Klima Becker Full Service GmbH und Sophie Becker, Business Development Manager der Klima Becker Anlagenbau GmbH

Für gutes Klima in 3. Generation

Aus einem Handwerksbetrieb ist eine Unternehmensgruppe mit breitem Leistungsspektrum geworden: Klima Becker vereint rund 500 Mitarbeiter an elf Standorten in Südwestdeutschland, Frankreich und Luxemburg. Die Firma setzt auf qualifizierten Nachwuchs,…

Spannendes aus der Region Alb-Donau-Kreis

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Interview mit Dr. René Heine Geschäftsführer der Cubert GmbH

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Chlorophyllgehalt in Pflanzen messen, Hämoglobinfluss verfolgen oder Kontaminationen erkennen – die Ulmer Firma Cubert macht mit hyperspektraler Bildgebung das Unsichtbare sichtbar. Ihre Spezialkameras führen komplette chemische Analysen in Echtzeit durch,…

„Wir sprechen IT“ – und leben es.

Interview mit Volker Lehnert, Geschäftsführer der c-entron Software GmbH

„Wir sprechen IT“ – und leben es.

ERP-Software für Systemhäuser – spezialisiert und ganz nah am Kunden: Die c-entron Software GmbH aus Ulm zählt seit Jahren zu den führenden Anbietern in ihrer Nische. Im Gespräch mit Geschäftsführer…

Von der Vision zur Plüschikone

Interview mit Frank Rheinboldt, CEO der Margarete Steiff GmbH

Von der Vision zur Plüschikone

Die Marke Steiff ist nicht nur ein Synonym für hochwertige Plüschtiere, sondern gilt als eine Ikone der Spielzeugindustrie. Gegründet von der visionären Margarete Steiff, die trotz ihrer Behinderung eine beeindruckende…

Das könnte Sie auch interessieren

Das Auge im System

Interview mit Sven Schönfelder, Geschäftsführer der INSION GmbH

Das Auge im System

Durch den rasanten technischen Fortschritt steht die Spektroskopie als analytische Technologie heute breiteren Anwenderkreisen offen als je zuvor: vom klassischen Laborumfeld über die Prozesstechnik, die Lebensmittel- und Agrarindustrie bis hin…

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Interview mit Dr. René Heine Geschäftsführer der Cubert GmbH

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Chlorophyllgehalt in Pflanzen messen, Hämoglobinfluss verfolgen oder Kontaminationen erkennen – die Ulmer Firma Cubert macht mit hyperspektraler Bildgebung das Unsichtbare sichtbar. Ihre Spezialkameras führen komplette chemische Analysen in Echtzeit durch,…

Wenn es ganz genau sein soll ...

Interview mit Michael Zintl, Geschäftsführer der DZG Metering GmbH

Wenn es ganz genau sein soll ...

Die schrittweise Umstellung des Stromnetzes hin zu Smart Energy ist in vollem Gange. Bis 2032 sollen alle Haushalte in Deutschland mit digitalen Stromzählern ausgestattet sein. Smart Meter spielen für die…

TOP