Marken mit Leidenschaft
Interview mit Michael Kirschenhofer, Geschäftsführer, KSR Group GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kirschenhofer, wie ist die KSR Group entstanden?
Michael Kirschenhofer: Die Firma wurde von meinem Bruder Christian und von mir gegründet. Unsere Familie ist bereits seit 1916 als Unternehmer tätig. Ich war immer begeisterter Motorradfahrer und hatte damals einen Unfall, unverschuldet. Nach fast 27 Operationen und zwei Jahren Rekonvaleszenz waren wir auf einer Messe und haben uns Vertriebsverträge für den österreichischen Markt gesichert, für Zweiräder und dann auch für elektrische und dieselbetriebene Vierräder. So sind wir in die ganze Mobilitätswelt eingetaucht. Wir haben sehr schnell erkannt, dass wir die Kontrolle über die eigenen Marken bekommen müssen. Wir können das nicht Externen überlassen. Aus diesem Grund haben wir 2015 die Konzernmarke Brixton Motorcycles gelauncht. 2017 erfolgte dann der Relaunch der Marke Lambretta, gefolgt von Malaguti im Jahr 2018. Für diese Marken machen wir die gesamte Produktentwicklung, das Produktdesign und die Markenführerschaft inhouse. Mein Bruder ist sehr stark vertriebsgetrieben und öffnet uns immer wieder neue Türen, während ich für die starken strategischen Ansätze und den kreativen Prozess verantwortlich bin.
Wirtschaftsforum: Die Marke steht für Sie im Vordergrund. Was genau heißt das?
Michael Kirschenhofer: Uns ist das Markenthema sehr wichtig. Wir entwickeln Marken, produzieren Marken und hauchen alten Marken wieder neues Leben ein. Dabei sehen wir die Marken ganzheitlich. Es fängt beim weißen Blatt Papier an, geht über die Designabteilung bis zu den Konstrukteuren im Haus. Wir entwickeln das Fahrzeug zum fertigen Produkt, inklusive der gesamten Marketingkomponenten im Online- und Offline-Bereich. Mit Brixton Motorcycles haben wir zum Beispiel 250.000 Fans pro Monat auf der Homepage, das ist eine sehr gute Markenwahrnehmung.
Wirtschaftsforum: Mittlerweile gehören Sie zu den führenden Importeuren von zweirädrigen Fahrzeugen in Europa. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Michael Kirschenhofer: Der starke Markenfokus, den wir haben. Wir schaffen es mittlerweile, Weltmarken zu kreieren, die von Vietnam über China und Europa bis in die USA vertrieben werden. Dabei nehmen wir das Zepter selbst in die Hand, von der Marke bis zum Produkt und Servicekonzept organisieren wir alles komplett selbst. Der Motorradbereich ist auch ein ganz emotionales Thema. Für viele Menschen ist das Ganze mehr als nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft. Aus diesem Grund muss man die Marken auch extrem emotional aufladen, damit das Ganze funktioniert. Hier geht es uns vor allem darum, mit Leidenschaft diese Markenwelt umzusetzen.
Wirtschaftsforum: Neben den Mobilitätsprodukten haben sie mittlerweile auch eine weitere Division unter dem Dach der KSR Group etabliert?
Michael Kirschenhofer: Das ist richtig. Zu unserem Produktportfolio gehören mittlerweile Consumer Goods oder Smart Products für die Bereiche Haushalt, Wellness, Gartenarbeit und E-Mobilität. Hier sind wir auch großflächig vertreten und sind Kooperationspartner der großen Handelshäuser, Discounter sowie Möbelketten. Wir haben es geschafft, in mehreren Segmenten europaweit Marktführer zu werden und entwickeln coole Angebote für diverse Zielgruppen.
Wirtschaftsforum: Sie haben sich in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt und erwarten auch in diesem Jahr ein Umsatzwachstum. Wie wollen Sie diesen Wachstumskurs in Zukunft beibehalten?
Michael Kirschenhofer: Es war ein Jahr voller Herausforderungen, dennoch erwarten wir ein Wachstum von 140 auf 185 Millionen EUR. Es hätte mehr sein können, aber die Lieferketten waren unterbrochen und wir konnten nur auf Sicht fahren. Zukünftig wollen wir die Marken weiter nach vorne bringen, uns neu aufstellen und an die neuen Herausforderungen anpassen. Wir sehen einen Trend zur Individualisierung und das Sharing beziehungsweise eine Shared Economy ist ebenfalls ein mega Thema, da haben wir Verträge mit großen amerikanischen Unternehmen abgeschlossen. Wir beschäftigen uns bereits in der frühen Phase mit den neuen Themen, die am Markt aufkommen. Gleichzeitig müssen wir auch als Arbeitgeber wahrgenommen werden, obwohl wir als Firma eigentlich im Hintergrund agieren. Wir haben ein neues Gebäude bezogen und wollen eventuell einen Unternehmenscampus gründen mit Benefits für die Mitarbeiter wie ein Schwimmteich, eine Küche oder einen Kindergarten. Damit wollen wir einen kreativen Kraftplatz schaffen, wo man Innovation ganzheitlich sieht und vor Ort auf neue Ideen kommt. Zukünftiges Wachstum durch Kreativität und Flexibilität ist unser weiteres Ziel.