Crowdbutching: Von der Schnauze bis zum Schwanz

Interview mit Berend te Voortwis, Geschäftsführer von Kaufnekuh.de

Wirtschaftsforum: Das Konzept hinter „Crowdbutching“ – Teile einer Kuh zu kaufen, die erst geschlachtet wird, wenn sie zur Gänze verkauft ist, – mutet auf den ersten Blick ein wenig obskur an. Wie ist die Idee zu dem Unternehmen entstanden?

Berend te Voortwis: Ich bin auf einem Bauernhof mit Tieren aufgewachsen. Dort haben wir jährlich eine Kuh geschlachtet. Davon ging die Hälfte in den Gefrierschrank für uns und die andere Hälfte ging an Freunde und Verwandte. Unser Metzger portionierte das Fleisch für uns in schöne Cuts und zum Beispiel Burger, so wie es der Brauch war in kleineren Gemeinschaften, die sich ein Tier teilten.

Die Qualität des Fleisches bei den anderen Metzgern wurde mit der Zeit immer schlechter und nahm den Kunden das Vertrauen. Dadurch bekamen wir immer mehr Anfragen zu unserem Rindfleisch und haben schließlich in nur einem Winter elf Kühe geschlachtet und bei uns auf dem Hof verarbeitet. Das war der Anfang unseres Familienbetriebes – und heute, 25 Jahre später, arbeiten wir immer noch auf die gleiche Art und Weise. Das Konzept haben wir noch weiter verfeinert und schließlich online umgesetzt. So ist Crowdbutching entstanden!

Berend te Voortwis, Geschäftsführer von Kaufnekuh.de
„Ich bin auf einem Bauernhof mit Tieren aufgewachsen und heute, 25 Jahre später, arbeiten wir immer noch auf die gleiche Art und Weise. Das Konzept haben wir noch weiter verfeinert und schließlich online umgesetzt. So ist Crowdbutching entstanden!“ Berend te Voortwis

Wirtschaftsforum: Welchen Vorteil bietet Crowdbutching beziehungsweise Kaufnekuh.de gegenüber einem herkömmlichen Metzgereibesuch?

Berend te Voortwis: Der Verbraucher profitiert zunächst vor allem vom Komfort der Lieferung: Das Fleisch wird frisch vakuumiert und gekühlt in Portionen geliefert. Dann kann es nach Bedarf eingefroren und aufgetaut werden. So hat man immer gutes und zurückverfolgbares Fleisch im Haus und kann die Beutel in einer Viertelstunde verbrauchsfertig auftauen. Das ist natürlich ideal, wenn man mal weniger Zeit hat.

Ein weiterer Vorteil ist ganz klar die Transparenz. Das Kaufnekuh.de-Paket lässt sich bis zum Bauern zurückverfolgen und die Ziffern der Kuh-Ohrmarke sind sowohl auf dem Paket als auch den einzelnen Produktetiketten ausgewiesen. Da wir ohne weitere Zwischenhändler arbeiten, können wir den Bauern einen fairen Preis für die Tiere garantieren.

Außerdem gibt es bei uns keine Verschwendung: Das Tier wird erst geschlachtet, wenn es auf unserer Website zu 100% verkauft wurde. Anschließend wird es von der Schnauze bis zum Schwanz verarbeitet. Damit wollen wir auch den Verbraucher zum Umdenken bewegen: Es gibt so viele leckere Rindfleischstücke und eben nicht nur das feine Rinderfilet! Iss weniger Fleisch – aber dafür nur Gutes und Zurückverfolgbares!

Berend te Voortwis, Geschäftsführer von Kaufnekuh.de
„Wir kennen alle unsere Bauern persönlich und besuchen sie zusammen mit unseren Viehhändlern, bevor die Bauern ihre Tiere mit den entsprechenden Ohrmarken bei uns anmelden und auf die Website kommen.“ Berend te Voortwis

Wirtschaftsforum: Wie funktioniert die Logistik bei Kaufnekuh.de von der Kuh-Akquise über die Schlachtung bis hin zur Lieferung über den Express Service – und wie stellen Sie als deutschlandweit liefernder Internethändler sicher, dass Ihnen bei einem etwaigen sprunghaften Bestellanstieg nicht die Kühe ausgehen?

Berend te Voortwis: Wir arbeiten mit direkten und sehr überschaubaren Prozessen. Wir kennen alle unsere Bauern persönlich und besuchen sie zusammen mit unseren Viehhändlern, bevor die Bauern ihre Tiere mit den entsprechenden Ohrmarken bei uns anmelden und auf die Website kommen.

Die verkauften Tiere werden dann bei den Höfen abgeholt und zu den jeweiligen Schlachtbetrieben in Aub oder Überlingen gebracht. Dort werden die Tiere geschlachtet, verarbeitet, das Fleisch wird gereift, portioniert, verpackt und von unserem Logistikpartner abgeholt. Unsere Pakete sind isoliert und mit Kühlelementen ausgestattet, sodass das Fleisch frisch und gut gekühlt beim Kunden ankommt.

Wir hatten schon länger den Plan, einen zweiten Standort zu eröffnen, aber das erhöhte Interesse an unserem Konzept und der daraus resultierende Anstieg der Bestellungen hat ihn Ende letzten Jahres beschleunigt. Seit ein paar Monaten operieren wir auch von Aub aus.

Wirtschaftsforum: Vergleicht man die Preise zwischen denen von Kaufnekuh.de und Supermarktprodukten, liegen die von Kaufnekuh.de nur unbedeutend höher. Wie gelingt es Ihrem Unternehmen, ohne Massentierhaltung und Discounter-Margen auch preislich mit dem Massenmarkt mitzuhalten?

Berend te Voortwis: Ganz einfach: Keine Zwischenhändler! Wir arbeiten direkt mit den Bauern zusammen und haben bereits ein großes Netzwerk aufgebaut. Dadurch, dass die Tiere vollständig verwertet werden, vermeiden wir Verschwendung – was neben den Kaufnekuh.de-Paketen übrigbleibt, geht an Tierfutterhersteller und Gerber. Die Knochen werden beispielsweise zu Leim verarbeitet.

Berend te Voortwis, Geschäftsführer von Kaufnekuh.de
„Wo es keinen vertrauten Dorfmetzger gibt, spüren wir einen großen Bedarf, Fleisch mit nachvollziehbarer Herkunft zu kaufen.“ Berend te Voortwis

Wirtschaftsforum: Stichwort Zielgruppe: Zielt das Angebot von Kaufnekuh.de vor dem Hintergrund, dass viele Fleischkonsumenten auf dem Land ihre Produkte hauptsächlich vom Metzger oder Landwirt ihres Vertrauens direkt beziehen, eher auf Städter?

Berend te Voortwis: Unsere Zielgruppe befindet sich überwiegend um die Ballungsgebiete der deutschen Großstädte. Wo es keinen vertrauten Dorfmetzger gibt, spüren wir einen großen Bedarf, Fleisch mit nachvollziehbarer Herkunft zu kaufen. Bei Crowdbutching kann man das Fleisch mit gutem Gewissen essen, weil man weiß, dass das Tier ein gutes Leben hatte.

Wir haben unsere eigenen Kaufnekuh.de-Garantien, die all unsere Bauern erfüllen: gentechnikfreies und zum größten Teil selbst erzeugtes Futter, keine präventiven Antibiotika, viel Platz im Laufstall auf Stroh und/oder auf der Weide, und jede Kuh ist über ihre Ohrnummer zurückverfolgbar.

Wirtschaftsforum: Auf Kaufnekuh.de finden sich auch Rezepte von Ihnen und Ihren Kunden. Welches davon finden Sie am leckersten? Und wie wichtig ist solcher Content in Hinblick auf das Customer Engagement?

Berend te Voortwis: Die Rezepte haben insgesamt keinen großen Einfluss auf das Engagement, da spielen Themen wie Herkunft und Haltung eine dominantere Rolle. Wichtig ist unseren Kunden, zu wissen, wie sie die einzelnen Fleischstücke aus dem Paket zubereiten können, da stehen wir immer gerne mit Tipps und Vorschlägen parat. Mein persönlicher Favorit aus dem Kaufnekuh.de-Paket: die Rindfleischrouladen –Unbedingt probieren!

Interview: Julian Miller

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