„Im Hochlohnland Deutschland ist Know-how das Wichtigste“

Interview mit Erich Schmidt, Geschäftsführer der JuHa Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Schmidt, Ihr Unternehmen trägt seine Expertise auf dem Gebiet der Kunststoffverarbeitung bereits im Namen. Welche Lösungen bieten Sie im Markt genau an?

Erich Schmidt: Die JuHa Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG ist in den frühen 1980er-Jahren aus der seit 1974 bestehenden Junker und Halverscheid Formenbau GmbH & Co. KG hervorgegangen. Als der Kunde nicht nur das Werkzeug, sondern auch erste Teile, kleine Serien und die Produktion der Serienteile von uns beziehen wollte. Das Herzstück der JuHa Kunststoffverarbeitung ist somit bis heute der Werkzeugbau. Wir liefern etwa 90% unserer Teile an die Automobilindustrie. Dabei produzieren wir insbesondere Stecker und Dichtungen, die anschließend von Kabelsatzherstellern zu den eigentlichen Endprodukten weiterverarbeitet werden. Unsere Abnehmer sind dabei über die ganze Welt verstreut – von Marokko über die USA bis nach China.

Wirtschaftsforum: Welches Know-how macht Sie im Werkzeugbau zu einem weltweit gefragten Partner?

Erich Schmidt: Um unsere Wettbewerbsfähigkeit beständig aufrechtzuerhalten, müssen wir uns im Hochlohnland Deutschland konsequent durch neue Technologien und Fertigungsverfahren von den Massenherstellern abheben. Neben unserer ausgewiesenen Expertise bei Thermoplast- und Silikonwerkzeugen setzen wir dabei vor allem auf besonders komplexe Montagetechniken, etwa wenn zwei oder mehr verschiedene Teile gespritzt werden müssen, die dann im Werkzeug montiert werden. Bei unseren Thermoplastprodukten bestechen wir hier insbesondere durch Sonderkühlungslösungen zur Erzielung kurzer Zykluszeiten, die unseren Kunden ein wettbewerbsfähiges Produkt für flexible und zielgerichtete Verwendung der von uns hergestellten Komponenten ermöglichen.

Wirtschaftsforum: Welche technologischen Entwicklungen bestimmen aktuell das Marktgeschehen?

Erich Schmidt: Gerade die Digitalisierung und CT-Vermessung hat zu merklichen Fortschritten bei einer möglichst nahtlosen Auftragsabwicklung geführt: Heute erhalten wir von unseren Auftraggebern 3-D-Modelle der zu fertigenden Komponenten, woraufhin wir das dafür benötigte Werkzeug generieren und es anschließend unserem Kunden vorstellen, bevor schließlich die eigentliche Fertigung ansteht. Dieser gesamte Prozess ist mittlerweile vollkommen papierlos darstellbar, wodurch alle Beteiligten Zeit, Ressourcen und Abstimmungskosten sparen können. Perspektivisch werden sicherlich auch die umfassenden Möglichkeiten des 3-D-Drucks eine große Rolle für unser Unternehmen spielen, da mithilfe dieser Technologie Werkzeuge hergestellt werden können, die sich aus vielen verschiedenen Materialien zugleich zusammensetzen.

Wirtschaftsforum: Wie energieintensiv gestaltet sich dabei Ihre Unternehmenstätigkeit – und welche Nachhaltigkeitsziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Erich Schmidt: Klar ist: Ohne Heiz- und Kühlaufwand können wir unsere Produkte schlicht nicht fertigen. Beim Thermoplastverfahren wird heiße Schmelze in das kalte Werkzeug gespritzt, während beim Silikon die kalte Schmelze in das warme Werkzeug gelangt. Derzeit werden die Werkzeuge in der Produktion über Heizpatronen auf circa 180 °C erwärmt. Mittlerweile stehen jedoch auch Induktionsheizungen zur Verfügung, die separat eingesetzt werden können. Dadurch ergeben sich gerade bei 2K-Werkzeugen, bei denen eine thermische Trennung erforderlich ist, zudem neue technologische Möglichkeiten. Von den neuen 3-D-Druck-Verfahren erhoffen wir uns mittel- bis langfristig noch weitere signifikante Einsparmöglichkeiten.

Derzeit ergeben sich die größten positiven Effekte auf unsere Nachhaltigkeitsbilanz durch unsere Wärmerückgewinnungsverfahren, in deren Rahmen wir die Abwärme unserer Anlagen nutzbar machen, und die sukzessive Umstellung unserer hydraulischen Maschinen auf elektrische Pendants. Unsere Erfolge können wir dabei nicht zuletzt durch die uns verliehenen ISO-50001- und ISO-14001-Zertifizierungen nachweisen.

Wirtschaftsforum: Sie selbst engagieren sich mittlerweile seit fast 35 Jahren im Unternehmen. Wodurch ist Ihre Tätigkeit bei JuHa allzeit spannend geblieben?

Erich Schmidt: Bei JuHa können alle Mitarbeiter den gesamten Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt verfolgen, was für technikbegeisterte Menschen natürlich ganz entscheidend für die Freude am Beruf ist. Jeden Tag aufs Neue müssen wir uns den Herausforderungen des Marktes stellen, was uns unablässig fordert. Dabei sind wir stets unverrückbar ein Familienunternehmen geblieben – eine Kombination, die gerade in einem Arbeitnehmermarkt ein wichtiges Erfolgskriterium darstellt.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Glänzende Aussichten für die  Metallverarbeitung

Interview mit Alexander Döring, Geschäftsführer der OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG

Glänzende Aussichten für die Metallverarbeitung

Ob Automobilbau, Bauwesen oder Energietechnik – erst durch präzise gefertigte Metallbauteile entstehen langlebige, sichere und leistungsfähige Produkte für den Alltag und die Zukunft. Seit über 80 Jahren steht die OTTO…

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Die Verpackung in der Verpackung

Interview mit Dr. Axel Weiler, CEO der ROUNDLINER Gruppe

Die Verpackung in der Verpackung

Bis 2050 soll es weltweit 65% mehr Abfall geben – das besagt eine Studie des UN-Umweltprogramms. Um Müll zu reduzieren, wird der bewusste Umgang mit Ressourcen immer wichtiger. Die ROUNDLINER…

Spannendes aus der Region Märkischer Kreis

Mobilität mit Anspruch: Markenstärke trifft Zukunft

Interview mit Frank Döhring, Vorsitzender Geschäftsführer der Jürgens GmbH

Mobilität mit Anspruch: Markenstärke trifft Zukunft

Seit über 100 Jahren ist die Jürgens Gruppe fester Bestandteil der Automobilwelt in Südwestfalen – mit Mercedes-Benz als Partner der ersten Stunde. Heute präsentiert sich das Familienunternehmen als regional verankerter…

Zwischen Tradition und Transformation

Interview mit Dieter Kleen, Geschäftsführer der IAS GmbH

Zwischen Tradition und Transformation

Die Elektrifizierung gilt als Schlüsselstrategie, um die Energiewende zu gestalten und nach vorn zu bringen. Dabei geht es um viel mehr als nur die Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Ein wichtiger Baustein…

Das könnte Sie auch interessieren

Formvollendet: Wie Kunststoff echte Lösungen schafft

Interview mit Philipp Hartung, Geschäftsführer der KVH Hartung GmbH

Formvollendet: Wie Kunststoff echte Lösungen schafft

Die KVH Hartung GmbH ist seit über 50 Jahren eine feste Größe in der Thermoformbranche. Ob Gehäuseteile für medizinische Geräte, technische Kunststofflösungen oder anspruchsvolle Verkleidungssysteme – das Unternehmen kombiniert traditionelle…

Sicher verpackt, weltweit im Einsatz

Interview mit Lucio Sirotti, Export Manager der Panaro S.r.l.

Sicher verpackt, weltweit im Einsatz

Ob sensible Elektronik, hochpräzises Werkzeug oder Outdoor-Equipment – für den sicheren Transport und die geschützte Aufbewahrung kommt es auf die richtige Verpackung an. Die familiengeführte Panaro S.r.l aus Vignola, Italien,…

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Interview mit Hinrich Hampe, Head of Governmental Affairs der Teijin Carbon Europe GmbH

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Carbonfasern haben viele Vorteile. Einer ist ihr geringes Gewicht. In der Entwicklung dieses Hightechmaterials steckt viel Know-how. Dieses ist in Deutschland nur bei der Teijin Carbon Europe GmbH mit Sitz…

TOP