Bauen mit Zukunft

Interview mit Peter Jökel, Geschäftsführer der Jökel Bau GmbH & Co. KG

Nach dem zu frühen Tod ihres Vaters stehen die beiden Brüder nun seit mehr als zwei Jahrzehnten an der Spitze von Jökel Bau. Beide haben an der TU Darmstadt Bauingenieurwesen studiert und obwohl sie nie in diese Richtung gedrängt wurden, war es klar, dass beide in das Familienunternehmen einsteigen würden.

Wertvolles Erbe fortsetzen

Mit insgesamt sieben Kindern in der 6. Generation ist es wahrscheinlich, dass ihr Erbe fortgeführt wird. „Unser Vater hat uns ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen überlassen, das wir mit den gleichen Werten weiterführen wollten“, erklärt Peter Jökel, der sich um das schlüsselfertige Bauen kümmert, während sein Bruder auf den Tief- und Rohbau spezialisiert ist.

„Unser Erfolg beruht auf unserer Fähigkeit, unsere Mitarbeiter mit auf die Reise zu nehmen und die Ziele, die wir erreichen wollen, klar zu formulieren und kommunizieren.“

Menschen begeistern

Von Anfang an stand die Mitarbeiterbegeisterung im Vordergrund. „Das gehörte von Anfang an zu unserer Vorstellung einer idealen Unternehmensphilosophie“, betont Peter Jökel. „Denn nur wenn die Mitarbeiter des Unternehmens unsere Werte nach außen verkörpern, sind wir in der Lage, unsere Kunden nachhaltig zu überzeugen und als Stamm- und Empfehlungskunden für uns zu gewinnen sowie den wirtschaftlichen Erfolg dauerhaft zu sichern.“

Zielorientiert in die Zukunft

Deshalb haben sich die Brüder früh mit einer TQM-Strategie auseinandergesetzt. „2006 haben wir die ‘Vision 2015’ ins Leben gerufen, die genau diese Themenfelder der Mitarbeiter- und Kundenbegeisterung sowie wirtschaftlichen Erfolg als Hauptstrategiefelder hatte“, beschreibt Peter Jökel. „Hinzu kam auch das Thema Prozessbeherrschung. Anschließend haben wir diese übergreifenden Themen in zeitlich begrenzte Ziele aufgeteilt.“

Der Erfolg lässt sich messen

Der Erfolg dieser Strategie lässt sich an den Zahlen ablesen: Der Umsatz ist seit der Übernahme durch die Brüder von damals 30 Millionen EUR auf heute 95 Millionen EUR gestiegen. Davon entfallen 15 Millionen EUR auf den Tiefbau, 40 Millionen EUR auf den Rohbau und 40 Millionen EUR auf schlüsselfertige Bauvorhaben aller Art. „Heute arbeiten wir an der ‘Vision 27’, die das Thema Kunden- und Mitarbeiterbegeisterung weiterführt, aber auch Ziele in Bezug auf Expansion, Markenbildung, Innovation, Kompetenzentwicklung und wirtschaftlichen Erfolg beinhaltet“, erläutert Peter Jökel. „Das Setzen und Messen von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen liefert Daten, die wir zur Sicherung unseres langfristigen Erfolgs nutzen.“

Eine Branche im Wandel

Die letzten 20 Jahre haben allgemein eine klare Richtung für Gersfeldden Bausektor vorgegeben, die jetzt wieder im Wandel der Zeit steht. „Themen wie Digitalisierung, modulares Bauen, click & deliver, 3-D-Druck, Künstliche Intelligenz, Robotik, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie Kreislaufwirtschaft sind in den Vordergrund gerückt und wir beschäftigen uns derzeit damit, wie der Bausektor im Jahr 2040 aussehen wird“, unterstreicht Peter Jökel. „Als mittelständisches Unternehmen können wir nicht alle Themen gleichzeitig angehen. Derzeit setzen wir in den Bereichen BIM, klimaneutral und kreislauffähig, Künstliche Intelligenz und Robotik Prioritäten. Hierzu holen wir externe Berater ins Haus und versuchen dadurch die Weichen für die Zukunft zu stellen.“

Eine spannende Zeit

All dies geschieht vor dem Hintergrund eines krisengeschüttelten Sektors. Im Wohnungsbau sind laut Peter Jökel die Aufträge im zweiten Halbjahr 2022 um 20% und im ersten Quartal 2023 um nochmal 30% eingebrochen. „Die Aufträge bleiben im Moment wegen der gestiegenen Bau- und Materialkosten sowie der gestiegenen Zinsen aus“, bedauert Peter Jökel. „Der private Einfamilienhausbau ist komplett weggebrochen. Sogar der Markt für die professionellen Anleger ist unrentabel geworden. Dieses Jahr haben wir in diesem Bereich noch eine gute Auftragslage, aber für die darauffolgenden Jahre machen wir uns schon Gedanken.“

Breit aufgestellte Tätigkeitsfelder

Jökel Bau ist mit seinen Aktivitäten im Gewerbe- und Indus-triebau sowie Hoch- und Tiefbau breit genug aufgestellt, um einen Rückgang im Wohnungsbau zu kompensieren. Trotzdem stellt die jetzige Lage eine große Herausforderung dar. „Unsere Priorität ist es, die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter zu sichern, vor allem um ihrer, aber auch um unserer selbst willen“, sagt Peter Jökel. „Wenn die Konjunktur wieder anzieht, und das wird sie sicherlich, müssen wir dafür sorgen, dass wir davon profitieren können.“

Ein eingespieltes Team

Aus diesem Grund bildet Jökel Bau auch aus. „Wir haben derzeit 17 Azubis im Unternehmen und schon einige Verträge für das kommende Jahr abgeschlossen“, freut sich Peter Jökel. „Wir investieren in hohem Maße in die berufliche Entwicklung unserer Mitarbeiter und verfügen über eine eigene Jökel-Akademie, in der wir viermal so viele Weiterbildungsmaßnahmen anbieten wie in der Branche üblich.“ In Zeiten des Fachkräftemangels gelingt es Jökel Bau mit einem bunten Blumenstrauß an Anreizen und Beteiligungsmöglichkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. „Es kommen in Zukunft immer mehr Themen auf uns zu“, ist sich Peter Jökel sicher. „Erfolg gelingt uns nachhaltig nur mit unserem gut eingespielten Team.“

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