Schweizer Präzisionsarbeit
Interview mit Bruno Affolter, Leiter Marketing und Verkauf der Infotech AG

„Trotz Corona sind wir gewachsen“, berichtet Bruno Affolter, Leiter Marketing und Verkauf. In Europa sei zwar ein Investitionsrückgang zu verzeichnen, etwa in der klassischen Automobilbranche. Gleichzeitig profitiert Infotech von Wachstumsbranchen wie der Medizintechnik. „Wir wachsen mit den Branchen, die selbst wachsen. Die regionalen Märkte reagieren unterschiedlich. Asien zum Beispiel lief unverändert weiter. Und in den USA gibt es einen großen Nachholbedarf an Infrastruktur-Investitionen“, so der Marketingspezialist.
Mittlerweile hat Infotech weltweit mehr als 1.600 Anlagen installiert – so viele, dass das Unternehmen seinen After Sales-Service ausbauen musste. 120 Mitarbeiter sind heute in der 1984 gegründeten Firma beschäftigt. „Technologisch haben wir die Nase vorn“, sagt Bruno Affolter und verweist auf die Philosophie des Unternehmens: „Wir konfigurieren nur kundenspezifisch und machen nichts von der Stange. Oft fertigen wir Prototypen, die später zum Standard werden.“
Maschinen für präzises Dosieren und Bestücken
Das Spezialgebiet von Infotech sind Mikrodosierung und selektive Bestückung oder auch eine Kombination aus beidem. „Unsere Maschinen werden überall eingesetzt, wo Bauteile in höchster Präzision gehandhabt werden. Meist fertigen wir für die Leistungselektronik, aber auch für Optoelektronik, Halbleiterindustrie sowie die Uhrenindustrie, wo unter anderem viele kleine Zahnrädchen verbaut werden“, erklärt Bruno Affolter.
So reicht das Angebot von Dosiersystemen, Maschinen für die Powermodulfertigung und Kombinationslösungen zum Dosieren und Bestücken über Produktionslinien bis hin zum Sonderanlagenbau. Infotech setzt dabei auf die gemeinsame Entwicklung von Lösungen.
„Ideal ist es, wenn wir bereits in der Entwicklungsphase eines Produkts einsteigen. Durch unsere Komponentenmatrix sind wir in der Lage, eine Maschine nach den spezifischen Bedürfnissen des Kunden zu konfigurieren und zu fertigen.“ Durch die eigene Softwareentwicklung ist Infotech auch in diesem Bereich flexibel. „Wir sind heute schon State-of-the-Art, etwa im Bereich Traceability, und decken von Stand-alone-Lösungen mit intelligenten Maschinen bis hin zur Vernetzung alles ab.“ Bruno Affolter berichtet aber auch von einem Spannungsfeld zwischen der Entwicklungs- und der kommerziellen Seite: „Viele Märkte stehen durch die ausländische Konkurrenz unter Druck“, erzählt er.
Drei Erfolgszutaten: Top-Produkte, Unterstützung, Service
Seit etwa drei Jahren ist Infotech in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit ISO-zertifiziert. „Das spiegelt sich auch in den Lastenheften der Kunden wider“, betont Bruno Affolter. Dafür, dass das Unternehmen viele Stammkunden hat, die ‘einfach zufrieden sind’, nennt er mehrere gute Gründe: „Das liegt zum einen an unserem Quality Management. Wir liefern nicht nur die Maschinen, sondern bieten auch Unterstützung und Services. Dazu bieten wir Automationslösungen auf höchstem Niveau. Mit unserem Baukastensystem sind wir sehr flexibel und können kundenspezifische Lösungen anbieten, ohne wieder bei null anfangen zu müssen.“
Weiterhin hebt er die hohe Fertigungstiefe von der Entwicklung der Hard- und Software bis zur Endmontage hervor. Dem Management bescheinigt er ein gutes Gespür für Trends auf den Märkten. Die Personalpolitik ist darauf ausgerichtet, die eigenen Mitarbeiter aufzubauen. „Bei uns kann man intern Karriere machen. Wir stellen Ingenieure ein – auch von der Fachhochschule – und geben ihnen die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Unser FachnNiveau ist konstant hoch“, sagt der Marketing- und Vertriebsleiter.
All das zieht nicht nur Fachkräfte aus der Schweiz, sondern auch aus Deutschland an. Gedanken macht sich Bruno Affolter derzeit darüber, wie die komplett zum Erliegen gekommenen Messen kompensiert werden können. „Uns fehlen die Direktkontakte“, sagt er.
Neue Trends und Märkte erkennen
In der Schweiz ist Infotech vor allem in den Bereichen Medizintechnik und Uhrenindustrie tätig. Die DACH-Region, insbesondere Deutschland, spielt in Europa für das Unternehmen die größte Rolle. Das Wachstum, sagt Bruno Affolter, resultiert allerdings vor allem aus dem asiatischen, hier besonders dem chinesischen, Markt. „Er hat Europa überholt. Es bleibt abzuwarten, ob das so bleiben wird.“
In den USA orientiert sich Infotech derzeit verstärkt auf die Medizintechnik. Für 2021 sieht Bruno Affolter das Unternehmen im Bereich Powermodule bereits an der Spitze. „In den nächsten fünf Jahren müssen wir Trends und neue Märkte erkennen. Es gibt einige Veränderungen, denn COVID hat vielen Firmen zu neuen Produkten und mehr Umsatz verholfen.“ Die Ausgangslage ist eine gute Voraussetzung, um seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen: „Wir möchten unsere Innovationskraft erhalten und weiterhin auf eine motivierte Mannschaft zählen können. Außerdem wollen wir unseren Werten und unserer Philosophie auch in Zukunft treu bleiben.“