Ideen brauchen echte Gründer und keine Erfinder

Interview mit Frank Thelen, Unternehmer, Gründer und Skateboarder

Wirtschaftsforum: Herr Thelen, in einem Ihrer jüngsten Interviews behaupten Sie, dass der Krieg in jeder Industrie kommt. Was genau meinen Sie damit?

Frank Thelen: Die revolutionären Basis-Technologien wie Cloud-Computing, 3D-Druck, Künstliche-Intelligenz, 5G und viele weitere erlauben es, Produkte zehnmal so schnell, effizient, effektiv oder auch günstiger zu gestalten. Auf der einen Seite ist das eine wunderbare Nachricht für Konsumenten oder Firmen, die diese Produkte einsetzen. Auf der anderen Seite wird es jedoch die jeweiligen Hersteller vor große Herausforderungen stellen. Nehmen wir mal als Beispiel die Automobilindustrie: Auf einmal ist nach dem neuen Porsche 911er Turbo keine allzu große Nachfrage mehr, weil der Tesla Family-Van ihn an der Ampel stehen lässt. Und dieser Effekt, das 10x-Phänomen, wird in den nächsten 10 Jahren alle Industrien radikal verändern.

Wirtschaftsforum: Sie hatten in Ihrer Laufbahn als Unternehmer Erfolge und Misserfolge. Wie haben letztere Sie geprägt und was haben Sie daraus für die Zukunft gelernt?

Frank Thelen
„Ich bin jedes Mal wieder aufgestanden und trotzdem ein positiver und vor allem neugieriger Mensch geblieben“ Frank Thelen

Frank Thelen: Ich habe in der Vergangenheit viele harte Niederlagen verarbeiten müssen. Doch durch diese Rückschläge habe ich für mich das Wichtigste gelernt. Ich bin jedes Mal wieder aufgestanden und trotzdem ein positiver und vor allem neugieriger Mensch geblieben. Hinzu kommt noch, dass ich heutzutage mehr Erfahrung und Respekt vor neuen Herausforderungen habe. Auf mein gutes Gespür für Dinge, die bald sehr böse wehtun könnten, kann ich mich heute verlassen.

Wirtschaftsforum: Experten sehen Defizite in der deutschen Wirtschaft insbesondere beim Thema E-Mobilität und Digitalisierung. Was muss Ihrer Meinung getan werden, damit der Standort Deutschland in der Zukunft wettbewerbsfähig bleiben kann?

Frank Thelen: Das hängt von einigen Faktoren ab, die enormes Optimierungspotenzial bergen. Es fängt bei unserer Bildung an. Frontalunterricht oder auch Fächer wie Latein bringen sicher keine kreativen Software-Genies hervor. Wir benötigen mehr Universitäten wie beispielsweise die Code University oder ein deutsches MIT. Des Weiteren scheitern auch viele Unternehmensgründungen an unserer Bürokratie. Deshalb wäre ein Abbau der Bürokratie mehr als empfehlenswert, damit man schnell gründen kann und effizient wachsen kann. Ein weiterer Faktor ist das Kapital – wir benötigen mehr Venture-Capital. In den USA ist das Volumen in etwa einhundert Mal größer. Und auch in unseren Konzernen muss ein Wandel vollzogen werden. Wir brauchen mehr junge Vorstände die ähnlich ticken wie ein Elon Musk oder Jeff Bezos.

Frank Thelen
„Wir brauchen mehr junge Vorstände die ähnlich ticken wie ein Elon Musk oder Jeff Bezos.“ Frank Thelen

Wirtschaftsforum: Was braucht eine Idee, um damit ein Unternehmen gründen zu können?

Frank Thelen: Man braucht einen echten Gründer und keinen Erfinder. Das macht den großen und wichtigen Unterschied aus. Ein Gründer setzt seine Idee um, baut ein Team auf und begeistert auch andere für die Idee. Ein Erfinder hingegen kann oftmals nicht diese Passion vermitteln. Er hat eine gute Idee, aber dabei bleibt es dann meistens.

Wirtschaftsforum: Abschließend eine persönliche Frage: Sie sind passionierter Skateboarder. Ab wann glauben Sie auf dem fliegenden Hoverboard abheben zu können?

Frank Thelen: Im Grunde genommen gibt das bereits: Es ist nur sehr aufwendig und viel zu teuer. Man benötigt einen starken und neuen Jet-Ski und das Hoverboard. Das Board ist mit einem Schlauch mit dem Jetski verbunden und kann damit wirklich fliegen. Es ist halt nur viel zu teuer und umständlich. Aus den USA kommt unter anderem das Onewheel, das um die 1.000 EUR kostet und jeder alleine fahren kann. Aber es fliegt noch nicht, sondern gleitet elegant mit Gewichtsverlagerung. In den nächsten 4 bis 6 Jahren wird es ein Hoverboard geben, das wahrscheinlich “nur” 5.000 EUR kosten und ohne Begleitung fliegen wird.

Interview: Sarah Urquhart
Quelle Fotos: www.frank.io

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Interview mit Jens Junker, CEO der ROTOP Pharmaka GmbH

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Am Standort der ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden wird bereits seit 1958 im Bereich der Nuklearmedizin geforscht. Heute produziert das Unternehmen Pharmazeutika für die nuklearmedizinische Diagnostik, unter anderem im Bereich…

Wenn Kühe den Takt angeben

Interview mit Martin Huber, Geschäftsführer der DeLaval GesmbH

Wenn Kühe den Takt angeben

Wenn Kühe selbst zum Melken gehen und KI ihre Gesundheit überwacht, steckt oft DeLaval dahinter. Das schwedische Unternehmen mit weltweit über 4.800 Mitarbeitern prägt seit Jahrzehnten die moderne Milchviehhaltung und…

Lebensqualität und gute Sicht

Interview mit Domenic von Planta, CEO der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH

Lebensqualität und gute Sicht

„Better Quality of life for patients“ lautet die Vision der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH in Kleinostheim. Mit seinen Lasersystemen für die refraktive Augenchirurgie setzt das Unternehmen seit über 30 Jahren immer…

Spannendes aus der Region

TEKADOOR: Mit Luft Grenzen setzen

Interview mit Benjamin Meißner, Geschäftsführer der TEKADOOR GmbH

TEKADOOR: Mit Luft Grenzen setzen

Sie sind fast unsichtbar, sparen aber erfolgreich Energiekosten: Luftschleier von TEKADOOR sorgen für eine thermische Trennung zwischen Innen- und Außenbereich, ohne den Zugang zu behindern. Die Langenfelder Spezialisten haben sich…

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Interview mit Jens Junker, CEO der ROTOP Pharmaka GmbH

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Am Standort der ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden wird bereits seit 1958 im Bereich der Nuklearmedizin geforscht. Heute produziert das Unternehmen Pharmazeutika für die nuklearmedizinische Diagnostik, unter anderem im Bereich…

„Ob Teilstück oder Gesamtkonzept – wir liefern, was gebraucht wird“

Interview mit Sebastiano Guerini, General Manager der Crezza S.r.l.

„Ob Teilstück oder Gesamtkonzept – wir liefern, was gebraucht wird“

Ob Autobahnen, Tunnel oder Viadukte – die Anforderungen an moderne Verkehrsinfrastruktur steigen stetig. Neben technischer Präzision sind heute Nachhaltigkeit, Sicherheit und Effizienz gefragt. Die italienische Crezza S.r.l. mit Sitz in…

Das könnte Sie auch interessieren

Digitalisierung: Wie schaffen wir den Wandel unter Wahrung der Demokratie?

Interview mit Andreas Dohmen

Digitalisierung: Wie schaffen wir den Wandel unter Wahrung der Demokratie?

Wenn über Digitalisierung oder digitale Transformation gesprochen wird, winken viele Menschen leicht genervt ab. Das Thema kommt in den Medien als ein überstrapazierter Dauerbrenner daher und hat viel von seiner…

„Die Sprache muss verständlicher und ehrlicher werden – dann fallen auch die Lügner besser auf“

Interview mit Tom Buschardt, Medien- und Kommunikationstrainer, Gründer und Autor

„Die Sprache muss verständlicher und ehrlicher werden – dann fallen auch die Lügner besser auf“

In seinem kürzlich erschienen Buch „Warum wir Kommunikation neu lernen müssen“ analysiert Tom Buschardt, ausgehend von seiner langjährigen Erfahrung in der Medien-, PR- und Krisenkommunikation, die qualitativen Veränderungen unseres alltäglichen…

„Kundenzentrierung wird zur Nummer eins der künftigen Unternehmensaufgaben.“

Interview mit Anne M. Schüller, Managementdenker, Keynote-Speaker, Bestsellerautorin und Businesscoach

„Kundenzentrierung wird zur Nummer eins der künftigen Unternehmensaufgaben.“

Unternehmensformen- und strukturen haben sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Nur wenigen gelingt der Wandel. Doch wie schaffen Unternehmen es, sich weiterzuentwickeln und umzustrukturieren? Managementdenkerin und Businesscoach Anne M.…

TOP