Hervorragender Ruf als Innovationsmotor
Interview

Die elektronischen Hightech-Produkte zur Energieverteilung, entwickelt für den Einsatz im Luftfahrtbereich, der HS Elektronik Systeme GmbH aus dem schwäbischen Nördlingen sind weltweit begehrt. Sie zählen zu dem Besten, was der Markt zu bieten hat und bescheren dem Unternehmen zweistellige Wachstumsraten.
In den meisten Flugzeugen der westlichen Welt finden sich Komponenten der HS Elektronik Systeme GmbH. Intelligente Leistungsschalter finden, mehrfach verwendet, in sogenannten Solid State Power Modulen (SPM) in Systemen der elektrischen Energieerzeugung sowie in der primären und sekundären Stromverteilung Anwendung. Dabei handelt es sich um patentgeschützte und kundenspezifische Produkte.
"Wir bieten für die Kunden immer optimal zugeschnittene, individuelle Entwicklungen an", erklärt Josef Maier, Geschäftsführer der HS Elektronik Systeme. "Aber bei all diesen Lösungen können wir auf etablierte und qualifizierte Technologien zurückgreifen, die hier am Standort speziell für die Luftfahrtindustrie entwickelt und ausgereift wurden."
Neue Technologie
HS Elektronik Systeme ist ein Geschäftsbereich der US-amerikanischen UTC Aerospace Systems. Diese wiederum gehört zur United Technologies Corporation (UTC). HS Elektronik Systeme wurde Mitte der 1980er Jahre ins Leben gerufen und wurde 1997 von dem US-Unternehmen Sundstrand und danach 1999 von UTC akquiriert.
Vision des Unternehmens war und ist es, die üblichen, zentral angeordneten, elektromechanischen Relais und thermischen Sicherungsautomaten im Flugzeug durch intelligente Halbleiter zu ersetzen, die dezentral platziert werden und dadurch im Flugzeug Verkabelung und somit Installation, Kosten und Gewicht einsparen.
Das Ergebnis sind neue, halbleiterbasierte Module, die die Funktion des Relais und des Sicherungsautomaten in einer Komponente vereinigen. Die ursprünglich dafür verwendete Chip-and-Wire-Technologie wird seit 2003 zunehmend durch Surface-Mount-Technologie (SMT) ersetzt, wobei auch hier Halbleiter Chips in einem Spezialverfahren direkt auf Leiterplatten aufgebracht werden.
Im Boeing Dreamliner 787 kam diese neue Technik erstmals für die komplette elektrische Sekundärenergieverteilung in einem Flugzeug zum Einsatz.
Zweistelliges Wachstum
"Unsere bestehende Technologie wurde von unseren Ingenieuren am Standort revolutioniert", hebt Josef Maier hervor. "Die Vorteile der alten Technologie haben wir beibehalten und ausgefeilt, ihre Nachteile eliminiert. Wir waren wohl die erste Firma, die die Energieverteilung programmierbar machte, was bedeutet, dass Sicherungscharakteristik und das Schaltverhalten durch Software konfiguriert werden können."
Seit 2003 hat die HS Elektronik Systeme GmbH durch UTC Aerospace Systems die Ausschreibung für fast jedes namhafte Flugzeugprojekt gewonnen, unter anderem für den Dreamliner Boeing 787, den Airbus A400M und den Airbus A350.
"Wir konnten die letzten Jahre zweistellige Wachstumsraten verzeichnen und erwarten dieses Wachstum in der Zukunft beizubehalten. Mit dem Projekt Boeing 787 ging es zum ersten Mal nicht nur um Sekundärstromverteilung, sondern auch um Teile der Primärstromverteilung."
Namhafte Kunden
Direkter Kunde der HS Elektronik Systeme GmbH ist die Mutterfirma UTC Aerospace Systems. In deren Systeme werden die Produkte aus Nördlingen integriert. Zu den Endkunden gehören unter anderem Airbus, Boeing, Bombardier und Embraer.

„Unsere bestehende Technologie wurde von unseren Ingenieuren am Standort revolutioniert.“ Josef MaierGeschäftsführer
Hinzu kommen weltweit weitere Flugzeughersteller aus Russland, Japan und China. Eingesetzt werden die Systeme vor allem in der zivilen Luftfahrt und zum Teil auch in militärischen Anwendungen.
Hohe Investitionen
"In den meisten Flugzeugen der westlichen Welt werden unsere Chip-and-Wire-Produkte oder unsere Chip-on-Board-Module angewendet. Sie können sicher sein, wenn Sie in den Urlaub oder auf Geschäftsreisen fliegen, dass unsere Produkte Sie begleiten", betont Josef Maier nicht ohne Stolz.
Die rasante Entwicklung des Unternehmens mit 85 Beschäftigten wäre ohne das in den Firmengenen verankerte Innovationsdenken nicht vorstellbar. So werden ständig große Summen in Forschung und Entwicklung investiert, jeder dritte Mitarbeiter ist auf diesem Gebiet tätig. Deshalb verwundert es auch nicht, dass HS Elektronik Systeme innerhalb des UTC Konzerns einen hervorragenden Ruf als Innovationsmotor genießt.
Feinabstimmung
Die Hauptstärken des Unternehmens sind die Prinzipien des "Concurrent Engineering" und des "Design for Manufacturability". Hier geht es darum, Produkt, Herstellungsprozesse und Produktionsmittel aufeinander abzustimmen und im Einklang miteinander zu entwickeln.
"Vom ersten Tag der Entwicklung an legen wir Wert auf stringentes Zielkostenmanagement und automatische Herstellbarkeit durch die richtigen Produktionsprozesse", betont Josef Maier.
Lebenslang lernen
HS Elektronik Systeme setzt auch auf das Konzept des lebenslangen Lernens im Konzern. Die Weiterqualifizierung von Mitarbeitern wird gefördert und auch der Aufnahme eines ergänzenden Studiums steht das Unternehmen stets positiv gegenüber.
Maßgeblich für den Erfolg ist sicherlich auch das enorme Investitionspotenzial des Gesamt-Konzerns. 2012 hat UTC mehrere Milliarden USD in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter weltweit investiert.
Neues Betriebsgebäude
Noch im zweiten Quartal 2013 wird die HS Elektronik Systeme GmbH in Nördlingen ein neues Firmengebäude beziehen. "Das ist optimal auf uns zugeschnitten", freut sich Josef Maier, "Das Produktionslayout wurde von unseren eigenen Mitarbeitern unter Anwendung von Lean-Prinzipien für den optimalen Herstellungsfluss entwickelt. Wir haben unsere Betriebsfläche verdoppelt, wovon der Produktion nun 40% zur Verfügung stehen. Der Rest ist für Forschung und Entwicklung, Labor und Büros."
Das modular gestaltete Gebäude zeichnet sich durch optimale Energie-Effizienz aus, die aus der Verwendung modernster Baumaterialien entstand, was den Ausstoß von CO2 auf ein Minimum reduzierte. Der gesamte Gebäudekomplex wird daher einer "Green Building Zertifizierung" nach dem amerikanischen LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) Standard unterzogen und soll den Gold Status erreichen.
Erst kürzlich erhielt UTC Aerospace Systems den "MERLIN Award" von der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für diese außerordentliche Investition in Deutschland verliehen, eine Auszeichnung und Ehre, die selten einer Firma zuteil wird.