Ein Konzept, das sich gewaschen hat

Interview mit Martin Berg, Geschäftsführer Heinzelmännchen Wäscheservice und Hausdienstleistungs GmbH

Wirtschaftsforum: Der Wäschereimarkt ist hart umkämpft und es setzen sich immer mehr größere Ketten durch. Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen?

Martin Berg: In der Tat hat der Preisdruck in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich zugenommen. Zum Teil ist das darin begründet, dass die Krankenhäuser und Rehakliniken immer stärker in Verbünden arbeiten und die Ausschreibungen deshalb im Volumen immer größer werden. Aus der Tradition heraus sind wir regional stark und im 1:1-Verhältnis gut aufgestellt. Hat ein Verbund allerdings Häuser bundesweit, ist dies eine Herausforderung. Wir begegnen diesem Trend mit gemeinnützigen Kooperationspartnern, sodass wir sukzessive unsere Reichweite vergrößern. Auch das Angebot Leasingwäsche wird immer häufiger in Anspruch genommen. Das bedeutet für die Wäschereien eine höhere Kapitalbindung. Gleichzeitig entstehen neue Tätigkeitsfelder, denn man muss zum Beispiel bevorraten und sortieren. Insgesamt stellen wir fest, dass die Logistik und Infrastruktur immer wichtiger werden. Die Kunden möchten möglichst wenig Arbeit mit dem Handling der Wäsche haben.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie die besonderen Stärken der „Heinzelmännchen“?

Martin Berg: Wir sind überall dort besonders stark, wo ein gewisses Maß an Individualität gefragt ist, zum Beispiel, wenn Häuser eigene Wäsche haben, oder aber im Bereich der Alten- und Pflegeheime, für die die Oberbekleidung der Bewohner gewaschen werden muss. Wir holen die Wäsche dort zentral ab, waschen und sortieren sie stations- und bewohnerbezogen und schnüren zum Beispiel für jeden Bewohner eines Altenheims ein eigenes Wäschepaket. Wir bieten dazu auch einen Schrankservice an, das heißt, wir bringen die Wäsche zu den Bewohnern und sortieren sie dort in die Schränke ein. Auch in den Krankenhäusern, für die wir tätig sind, bringen wir die Wäsche bis auf die Station. Aktuell ist dies aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen allerdings nicht möglich.

Wirtschaftsforum: Sie beschäftigen Menschen mit Schwerbehinderungen. Wie beeinflusst das das Arbeitsklima bei „Heinzelmännchen“?

Martin Berg: Rund 50% unserer Mitarbeiter sind beeinträchtigt. Dabei können dies ganz unterschiedliche Beeinträchtigungen sein, wie kognitive, sinnes- oder körperliche Beeinträchtigungen. Diese Menschen sind am Arbeitsmarkt schwer vermittelbar und waren häufig arbeitslos, ehe sie zu uns gekommen sind. Deshalb ist die Atmosphäre bei uns besonders. Wir stellen immer wieder fest, dass die Identifikation unserer Mitarbeiter mit unserem Unternehmen ungleich höher ist als in anderen Unternehmen, die kein Inklusionskonzept verfolgen. Wir haben eine Art familiäre Beziehungssituation. Zum Beispiel müssen wir ja auch Heiligabend und Silvester waschen – die Häuser brauchen ja weiterhin frische Wäsche. Wir haben nie ein Problem damit, für diese Tage Mitarbeiter zu finden, die sich bereiterklären, zu arbeiten.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet das Inklusionskonzept für die beruflichen Perspektiven Ihrer Mitarbeiter ohne Behinderung?

Martin Berg: Auch Leute ohne Behinderung kommen gerne zu uns. Wir haben uns im Laufe der Jahre einen guten Ruf am Markt erworben. Man weiß, wer wir sind. Zudem hat sich das schlechte Image, das Wäschereien grundsätzlich früher einmal hatten, inzwischen deutlich verbessert. Bei uns arbeiten Menschen mit Unterstützungsbedarf in allen Unternehmensbereichen. Das macht unsere Personalführung natürlich zu einer besonderen Herausforderung. Selbstverständlich ist es bei uns auch möglich, Karriere zu machen. Unsere Mitarbeiter profitieren hier zudem von der Integration der „Heinzelmännchen“ in unsere BWMK-Gruppe, die unterschiedlichste Unternehmen unter einem Dach vereint, wie zum Beispiel ein IT-Unternehmen, eine Gärtnerei oder einen Supermarkt. Seit Oktober 2020 gehört auch das erste inklusive Fitnessstudio deutschlandweit zu uns. In unserer Gruppe gibt es verschiedene Inklusionsunternehmen.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für „Heinzelmännchen“ für die nächste Zeit?

Martin Berg: Wir möchten unsere Tagesleistung von 18 auf rund 20 t steigern. Aktuell sind wir bei zwei bis drei vielversprechenden Ausschreibungen im Rennen, sodass wir unser Ziel sogar schon recht bald erreichen können. Deshalb investieren wir zurzeit in unsere Wäschelogistik. Wichtige Bereiche, die wir ausbauen möchten, sind unter anderem die Leasingwäsche und die Sortierung vor Ort. Darüber hinaus werden wir unseren Fuhrpark optimieren und unsere Frequenzen der Liefertouren noch besser aussteuern. Dies alles wird ebenfalls dazu beitragen, dass wir im Bereich der Logistik noch effizienter werden. Mittelfristig bereiten wir uns auf eine Übergabe des Geschäftes an die nächste Generation vor. Wir sind zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.

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