Bereit für den Wandel
Interview mit Hans-Peter Keller, Geschäftsführer und Stefanie Dubs, Mitglied der Geschäftsleitung der Hacontex AG
Wirtschaftsforum: Herr Keller, die Hacontex-Gruppe hat in den vergangenen Jahren einen grundlegenden Wandel durchlaufen, sich vom ursprünglichen Kerngeschäft entfernt und komplett neu aufgestellt. Können Sie diese Entwicklung beschreiben?
Hans-Peter Keller: Ich habe Hacontex 1985 als Textilrohstoffhandelsunternehmen gegründet. Viele Jahre waren wir als Baumwollspinnerei tätig, hatten verschiedene Betriebe in der Schweiz und Deutschland, bis der strukturelle Wandel der vergangenen zehn, zwanzig Jahre in der Textilbranche uns zum Um- und Neudenken zwang.
Wirtschaftsforum: Wie sah dieser Prozess aus?
Hans-Peter Keller: Wir haben sämtliche Betriebe geschlossen, Gebäudeumnutzungen eingeleitet und Wasserkraftwerke in der Schweiz gebaut. Diverse Immobilien wurden in Gesundheits- und Präventionszentren oder Wohnungen umgewandelt. So haben wir uns in einem Transformationsprozess vom Textilproduzenten zum Energieproduzenten und Immobilienindustriellen entwickelt.
Wirtschaftsforum: Wie stellt sich damit die heutige Struktur der Gruppe dar?
Hans-Peter Keller: Die Hacontex-Gruppe betreibt einige Wasserkraftwerke im Kanton Glarus und entwickelt Immobilien in der Agglomeration von Zürich und Glarus. Acht Mitarbeitende sind für die Gruppe tätig, zudem arbeiten wir mit externen Partnern für bestimmte Dienstleistungen zusammen. Der Umsatz liegt bei rund zehn Millionen CHF; als Textilhändler hatten wir in der Vergangenheit zwar einen höheren Umsatz, heute ist der Ertrag höher.
Wirtschaftsforum: Herr Keller, Sie sind Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer der Hacontex-Gruppe und haben mit der Neuaufstellung die Weichen rechtzeitig richtig Zukunft gestellt. Welche Eigenschaften sind für Sie persönlich wichtig, um als Unternehmer erfolgreich zu sein?
Hans-Peter Keller: Als Unternehmer arbeite ich mit großer Leidenschaft. Gleichzeitig muss man auch leiden können; die Erfahrung habe ich beispielsweise in der Transformationsphase gemacht. Ganz wichtig sind auch unternehmerischer Mut und der Glaube an das Positive.
Wirtschaftsforum: Wie lange sind Sie im Unternehmen, Frau Dubs?
Stefanie Dubs: Ich bin 2015 in den Verwaltungsrat gewählt worden und seit August 2021 in der Geschäftsleitung.
Wirtschaftsforum: Welche Projekte sind aktuell von Bedeutung für die Unternehmensentwicklung?
Hans-Peter Keller: Es gibt unter anderem Projekte im Bereich erneuerbare Energien; dabei handelt es sich um langfristige Projekte mit einer sehr guten Rentabilität, die über mehrere Jahre laufen. Im Kanton Schwyz am Zürichsee entwickeln wir Einfamilienhäuser in gehobenem Standard, die vor allem für deutsche Kunden interessant sein dürften, da der Kanton Schwyz einer der steuergünstigsten Kantone der Schweiz ist. Großes Potenzial hat auch unser Co-Living/Co-Working-Projekt, das mit einem Wohnpark verbunden ist. Auf unserem ehemaligen Industrieareal in Linthal entstehen 51 Wohnungen; es gibt ein Gesundheits- und Präventionszentrum, ein Café und weitere Dienstleister sowie einen direkten S-Bahn-Anschluss nach Zürich. Dank eigener Stromproduktion sind wir dort energieautark und CO2-neutral. Linthal ist ein sehr attraktiver Standort; inmitten der Natur und gleichzeitig perfekt angebunden an die Stadt Zürich. Mit dem Projekt werden alle Altersgruppen angesprochen, sowohl junge Familien, die aus der Stadt ziehen wollen, als auch Ältere. Auch angesichts des demografischen Wandels ist Linthal ein Projekt mit vielversprechendem Potenzial.
Wirtschaftsforum: Wie werden die Projekte vermarktet?
Hans-Peter Keller: Wir arbeiten mit Entwicklern, Investoren und Vermarktern eng zusammen.
Wirtschaftsforum: Mit den Projekten in den Bereichen Wohnen und Energie liefert Hacontex Antworten auf aktuelle Fragestellungen. Wie beurteilen Sie insgesamt die Branchenentwicklung?
Hans-Peter Keller: Zu unseren größten Herausforderungen gehören Auflagen der Behörden und der Politik, die die Arbeit erschweren. Hinzu kommt der Mangel an Arbeitskräften, ein Problem, das auch die Digitalisierung nicht lösen kann. Wir blicken dennoch positiv nach vorn; der Bedarf am Markt ist da und wir werden klein, aber fein bleiben.