Das Material für viele Fälle

Interview mit Robert Bednarek, Geschäftsführer der Grupa Azoty ATT Polymers GmbH

„Wir stellen mit PA 6 ein Standardprodukt her, das es in unterschiedlichen Kettengrößen gibt“, erläutert Robert Bednarek, Geschäftsführer der Grupa Azoty ATT Polymers GmbH. „Wir sind im marktüblichen Segment vertreten, gehen aber auch auf Kundenbedürfnisse ein und bieten spezifische Lösungen an. PA 6 vertreiben wir als Granulat. Es hat viele gute Eigenschaften, ist farbecht, resistent und lässt sich gut im Spritzguss verarbeiten.“

Verpackt wird das Granulat wahlweise in Big Bags oder in achteckigen Octobeans, ausgeliefert mit Lkw. Für Frachten nach Übersee werden Container mit dem Zug zu den Häfen in Hamburg oder Rotterdam gebracht und von dort aus verschifft.

Vielseitiges Material

„Unsere Kunden sind Compondeure“, sagt der Geschäftsführer. „Sie schmelzen unsere PA 6-Granulate auf und reichern sie mit Zusatzstoffen an, zum Beispiel Glasfaser. Anschließend kann dieses Gemisch für den Spritzguss eingesetzt werden. Anwendungsbereiche sind unter anderem Gehäuse von Bohrmaschinen oder auch Gehäuse unter der Motorhaube.“

Auch Hersteller von Auslegeware wissen die Vorteile von PA 6 zu schätzen. Da es sehr hochwertig, widerstandsfähig sowie farbecht ist, werden Teppichböden aus dem Material zumeist in stark strapazierten Bereichen verwendet, zum Beispiel in Hotels.

Teil der Azoty-Gruppe

ATT Polymers gehört seit 2010 zur polnischen Azoty Gruppe. Diese suchte damals einen Produzenten von PA 6 und überlegte, ob sie eine Niederlassung gründen oder eine vorhandene Firma aufkaufen sollte. Hintergrund war, dass der Chemiekonzern in Polen in großen Mengen Caprolactam herstellt. Dies ist ein Rohstoff, der für die Produktion von PA 6 benötigt wird.

Die eigenen Kapazitäten erlaubten, nur 50% der Rohstoffe zu verarbeiten. Daher suchte man einen weiteren Produzenten. Nach einer Erweiterung der Produktion in Polen konnte die Kapazität von 90.000 auf 170.000 t erhöht werden. In Krefeld wurde kürzlich noch ein Düngemittelhersteller akquiriert, der seine Produkte an Privatpersonen und an die Industrie vertreibt.

Robert Bednarek Geschäftsführer
„Wir arbeiten sehr kundenorientiert, sind flexibel und können individuelle Bedürfnisse erfüllen.“ Robert BednarekGeschäftsführer

Standort an der Grenze

Die Azoty-Gruppe beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist an der Börse gelistet und gehört zu einem Drittel dem polnischen Staat. Es gibt Niederlassungen in Polen sowie zwei in Deutschland. Die Hälfte der Produktion entfällt auf Düngemittel, 30% sind Chemikalien und Alkohol, 16% Kunststoffe und der Rest diverse Produkte.

„Wir haben an der polnischen Grenze mit Guben eine Produktionsniederlassung mit Labor“, verdeutlicht Robert Bednarek. „Außerdem haben wir ein Verkaufsbüro in Hamburg, das die Verwaltung übernimmt.“

In Guben und Hamburg arbeiten 70 Beschäftigte, verkauft werden pro Jahr Produkte im Wert von 250 Millionen EUR. „Wir produzieren 45.000 t PA 6 pro Jahr“, erklärt der Geschäftsführer. „Da wir rückwärts integriert sind, beziehen wir den Rohstoff Caprolactam von unserer Muttergesellschaft. Da innerhalb der Gruppe 170.000 t PA 6 produziert werden, verkaufen wir zwischen 120.000 und 130.000 t pro Jahr.“

Grosse Mengen lieferbar

Etwa die Hälfte der Produktion wird in Deutschland abgesetzt, der Rest weltweit vertrieben. Dabei gehören Süd- und Nordamerika ebenso zu den Absatzmärkten wie Asien. „Wir arbeiten sehr kundenorientiert, sind flexibel und können individuelle Bedürfnisse erfüllen“, betont der Geschäftsführer. „Durch die Rückwärtsintegration haben wir direkten Zugriff auf unser Rohmaterial. Services sind für uns sehr wichtig. Wir halten unseren Kunden die Treue, können auch große Mengen liefern und halten kurzfristige Termine ein.“

Durch den Anschluss an ein Fernwärmenetz fertigt ATT Polymers sehr umweltfreundlich. Auch Geruchs- und Lärmbelästigungen gibt es am Standort nicht. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Zukunft“, sagt Robert Bednarek. „Wir wollen verstärkt im Recycling aktiv werden und künftig zum Beispiel Produkte für die Produktion von Mülleimern und Parkbänken aus nicht ganz so hochwertigem PA 6 herstellen.“

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