Werte wahren, Neues wagen
Interview mit Stefan Wirth, Geschäftsführer FUJIFILM medwork GmbH


Wirtschaftsforum: Herr Wirth, Sie sind Geschäftsführer der FUJIFILM medwork, einem international tätigen Unternehmen, das als ‘Garagenfirma’ startete. Welche Meilensteine markieren diese Unternehmensentwicklung?
Stefan Wirth: medwork entstand ganz klassisch aus einem Nebenerwerb als Start-up und wurde 1998 von Gerald Fischer gegründet. In kleinem Rahmen beschäftigte man sich mit der Konstruktion eines Handgriffs für die Endoskopie. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein internationales Unternehmen, das bis April 2023 von Gerald Fischer geführt wurde. Ein großer, zukunftsorientierter Schritt war der 2019 erfolgte Verkauf an FUJIFILM. Seitdem ist medwork eines von rund 240 Gesellschaften des japanischen Konzerns, allerdings sehen wir uns teilweise in bestimmten Aspekten weiter als Mittelständler, der gewisse Freiheiten genießt, unternehmerisch zu denken und zu handeln.
Wirtschaftsforum: Welche Werte bringt medwork als Mittelständler mit?
Stefan Wirth: Wir agieren auf einem wettbewerbsintensiven Markt mit vielen asiatischen Anbietern; Geschwindigkeit, Flexibilität und Agilität sind vor diesem Hintergrund wichtige Assets. Unsere Alleinstellungsmerkmale sind Qualität, Innovation, Kundenorientierung und Reaktionsfähigkeit.
Wirtschaftsforum: Hat sich durch die Übernahme etwas an der Aufstellung von medwork verändert?
Stefan Wirth: Nein. Wir sind nach wie vor mit rund 140 Mitarbeitern in Höchstadt ansässig, wo es in unmittelbarer Nachbarschaft zwei Produktionswerke gibt. In Werk 1 spielen manuelle Arbeiten eine große Rolle, vor allem in der Montage. Großvolumige Produkte haben wir in Werk 2 automatisiert; die damit verbundene Effizienzsteigerung ist unsere Antwort auf den vermehrten Kostendruck und den Mangel an Fachkräften. In Höchstadt wird von der Beschaffung bis zur Logistik alles abgebildet, lediglich der direkte Vertrieb ist ausgelagert und erfolgt innerhalb des Konzerns.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit 2019 im Unternehmen tätig. Was schätzen sie an medwork und wo legen Sie Schwerpunkte?
Stefan Wirth: FUJIFILM hat es geschafft, ein traditionelles Foto-/ Filmbusiness in einen globalen Technologiekonzern zu überführen, in dem der Bereich Medical zukünftig 50% ausmacht. Medwork liefert die endoskopischen Instrumente dafür; FUJIFILM deckt mit Ultraschall, CT und MRT die gesamte technologische Bandbreite ab. Als Geschäftsführer habe ich es mit einer großen Vielfalt an Themen zu tun. Eine wichtige Aufgabe sehe ich in der Automatisierung, für deren Umsetzung wir auf exzellentes Know-how bauen können. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Produktentwicklung; in den nächsten zwei Jahren werden wir mehrere neue Produkte auf den Markt bringen. Neu wird zum Beispiel der Bereiche Pulmologie/ Bronchoskopie sein, wo wir an Lösungen für das Lungentreatment arbeiten. Für FUJIFILM steht nie das einzelne Produkt im Vordergrund, sondern die Systemlösung. Nicht zuletzt spielt die Unternehmenskultur eine zentrale Rolle; bei der Entwicklung von einem familiengeführten Unternehmen zu einem Unternehmen in einem Konzernverbund müssen alle Mitarbeiter mitgenommen werden. Wir möchten ein attraktives, vertrauensvolles Arbeitsumfeld bieten, in dem sich jeder wohlfühlt und hinter dem purpose steht.
Wirtschaftsforum: Gibt es eine Zukunftsvision?
Stefan Wirth: Ja. Unsere Vision 2030 sieht über Neuentwicklungen und neue Märkte ein nachhaltiges, profitables Wachstum vor. Zudem möchten wir uns über Medizinprodukte hinaus weiterentwickeln und sind offen für Neues. Die dafür notwendigen Fertigungskapazitäten und das Know-how sind vorhanden.