Hygiene bedeutet Gesundheit

Interview mit Dipl.-Ing. Peter Schulenberg, Managing Director der Frontmatec Hygiene GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schulenberg, die letzten Jahre waren turbulent. Was hat das mit Ihrem Geschäft gemacht?

Peter Schulenberg: Die vergangenen Jahre waren nicht einfach, aber wir konnten uns stabil am Markt behaupten, nicht zuletzt, da wir Teil einer starken Unternehmensgruppe sind. Aufgrund der Pandemie boomte der Hygienemarkt 2020 und 2021 und wir konnten schnell bedarfsgerechte Lösungen präsentieren. Seit 2023 erleben wir einen Rückgang, unter anderem durch den Wegfall des russischen Marktes und die allgemeine Verunsicherung der Wirtschaft. Aufgrund der afrikanischen Schweinepest darf Schweinefleisch nicht mehr nach China exportiert werden. Hiervon sind die Schlachthöfe in Deutschland stark betroffen. Entsprechend sind unsere Kunden sehr zurückhaltend, wenn es um Investitionen geht. Das spüren wir als Anlagen- und Apparatebauer sofort. Zum Teil können wir das mit unserem Exportgeschäft auffangen.

Wirtschaftsforum: Wie ist Ihr Portfolio zurzeit aufgestellt? Was sind Schwerpunkte?

Peter Schulenberg: Im Hygienebereich ist nach wie vor die Sicherstellung und kontrollierte Reinigung der Mitarbeiter vor Betreten der Produktionsstätten stark gefragt. In vielen Industrien wird sie sogar immer wichtiger. Die Produkte im Supermarkt verändern sich. Es werden immer mehr Convenience-Produkte angeboten. Die Haltbarkeit der Produkte muss also sichergestellt werden. Entsprechend wichtig ist, dass in die Produktionsstätten keine Verunreinigungen oder Keime eingeführt werden. Hier müssen vandalismussichere, wiederholbare und dokumentierbare Zugangskontrollen implementiert werden. Darüber hinaus wird auch die Intralogistik in den Werken immer wichtiger, Stichwort Cross-Kontamination, zum Beispiel zwischen Lager und Versand. Bei unserem Schwesterunternehmen, der Frontmatec GmbH, steht die Automatisierung im Fokus. Automatisierung erhöht die Qualität und die Effizienz der Anlagen. Sie unterstützt beim Problem des Fachkräftemangels und resultiert letztendlich in einer Verbesserung der Produktqualität.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Frontmatec von anderen Anbietern am Markt?

Peter Schulenberg: Wir haben sehr früh die Bedarfe unserer Kunden erkannt. Dies ist uns durch unsere Nähe zu ihnen gelungen. Auch heute noch ist das unsere Kernkompetenz. Was uns zudem von anderen Anbietern unterscheidet ist, dass wir zwar Standardprodukte haben, diese aber individuell an die Kundenbedürfnisse anpassen können. Wir haben ein modularisiertes Design in unseren Anlagen und können so fast jede individuelle Anfrage erfüllen – zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Unsere Produkte werden außerdem in Deutschland gefertigt, am Standort in Beckum. Mit der Frontmatec Hygiene GmbH und der Frontmatec GmbH, die als Vertriebspartner stark in der Automatisierung ist, sind wir ganzheitlich aufgestellt.

Wirtschaftsforum: Werden Sie den Fokus auf die fleischverarbeitende Industrie in Zukunft beibehalten?

Peter Schulenberg: Die fleischverarbeitende Branche wird ein wichtiges Standbein bleiben. Aber darüber hinaus wollen wir auch neue Branchen erschließen. Wir haben dazu weitere Bereiche in der Lebensmittelindustrie identifiziert. Zum Beispiel in der Backwarenbranche gibt es ähnliche Umstände und Voraussetzungen wie in der Fleischbranche. Natürlich sind die Rahmenbedingungen anders. Wir können unsere Technologien anwenden, müssen sie nur leicht anpassen. Das gilt auch für Obst, Gemüse oder Convenience. Aber wir prüfen auch lebensmittelfremde Bereiche, wie zum Beispiel die Mikroelektronik. Auch hier werden höchste Anforderungen gestellt und es gibt bislang kaum automatisierte Lösungen.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie in der nächsten Zeit vom Markt?

Peter Schulenberg: Für 2024 erwarten wir eine weitere Stagnation am Markt. Ab 2025 wird es wahrscheinlich eine leichte Erholung geben, getrieben durch den Austausch von Anlagen bei den Kunden. Der Markt wird sich 2024 konsolidieren. Wir haben in der letzten Zeit konsequent unsere Diversifizierung vorangetrieben und möchten jetzt in Deutschland neue Märkte erschließen. Die Frontmatec GmbH wird ab 2025 stark im Bereich der Automatisierung gefragt sein, da der Kostendruck bei unseren Kunden zurzeit sehr hoch ist. Sie werden in Automatisierung investieren müssen.

Wirtschaftsforum: Wohin möchten Sie das Unternehmen in den nächsten Jahren führen?

Peter Schulenberg: Wir möchten weiterhin DIE führende Marke in der Personalhygiene für die Lebensmittelindustrie bleiben, uns darüber hinaus aber auch in anderen Bereichen gut entwickeln. Im Idealfall werden wir auch außerhalb Europas tätig sein. In unserer Unternehmensgruppe möchten wir, obwohl wir ein vergleichsweise kleiner Produktionsstandort sind, trotzdem ein wichtiger Teil der gesamten Wertschöpfungskette sein. Wir möchten in der Gruppe mehr an Gewicht gewinnen. Daran werden wir konsequent arbeiten. Wir haben ein engagiertes Team; deshalb bin ich zuversichtlich, dass uns das auch gelingt.

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