„Hygiene 4.0 ist die Zukunft“

Interview mit Marcus Lenz, Geschäftsführer der Frontmatec Hygiene GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Lenz, welche Schritte in der Geschichte des Unternehmens würden Sie besonders hervorheben?

Marcus Lenz: Das Unternehmen wurde 1990 unter dem Namen ITEC gegründet, den wir noch heute als Markennamen für die Personalhygienetechnik führen. Im gleichen Jahr sind wir eine Partnerschaft mit der dänischen Firma ATTEC eingegangen, die in der Zerlegung von Schlachttieren tätig war. Somit konnten wir unseren Kunden aus der Fleischwirtschaft bereits zu Anfang ein umfassendes Produktportfolio bieten. 1995 folgte eine Kooperation mit Henkel Deutschland, die bei uns die Hardware für ihre chemischen Produkte kauften. Nachdem aus Henkel Deutschland die Firma Ecolab wurde, sind wir mit dieser eine Vertriebspartnerschaft eingegangen, die 2012 endete. Seitdem vertreibt die Firma PHT unsere Produkte in Deutschland exklusiv. 2016 sind ITEC, ATTEC sowie weitere Firmen von Axcel gekauft und unter der Dachmarke Frontmatec fusioniert worden. Durch diese Fusion kann die Frontmatec-Gruppe Technik 
und Lösungen von A bis Z für die Fleischindustrie liefern.

Wirtschaftsforum: Wo steht ITEC heute?

Marcus Lenz: Im Bereich Personalhygiene sind wir die weltweite Nummer 1. Unser Angebot richtet sich an die Fleischverarbeitung, aber auch an die gesamte Lebensmittelindustrie, wie beispielsweise die Molkerei-, Convenience-, Back- und Getränkeindustrie. In Beckum beschäftigen wir 60 Mitarbeiter und arbeiten weltweit mit Vertriebspartnern zusammen. Unser Jahresumsatz liegt bei 16 Millionen EUR, und wir erwarten ein deutliches Wachstum. Die Bedeutung der Personalhygiene nimmt allgemein zu. Während der Konsument mehr Wert auf unter hygienischen Bedingungen produzierte Lebensmittel legt, können wir auch den Ausschuss für den Betrieb senken. In Nordamerika ist diese Entwicklung besonders deutlich zu beobachten. Unser Ziel ist, neue Märkte zu erschließen. Wir sehen noch viele weiße Flecken auf der Weltkarte, wo unsere Produkte eingesetzt werden können.

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen?

Marcus Lenz: Ich bin 1999 als Einkaufsleiter eingestiegen und hatte zudem die Ex- und Importleitung. Mit dem Verkauf von ITEC und der Entstehung von Frontmatec bekam ich Prokura und habe als Global Procurement Director den Einkauf der Gesamtgruppe geleitet. In dieser Funktion bereiste ich unter anderem Dänemark, Kanada und China. Seit 2019 bin ich Geschäftsführer der Frontmatec Hygiene GmbH und habe mich seit Beginn für die Verbesserung von Prozessen und Umstrukturierung eingesetzt.

Wirtschaftsforum: Wie sah diese Umstrukturierung aus?

Marcus Lenz: Zum einen führen wir gerade die Hygiene 4.0 ein. Das steht für die Vernetzung aller Hygieneschleusen in einem Unternehmen. Die komplette Personalhygiene wird also von einem Standort aus überwacht, gesteuert und ermöglicht auch die Fernwartung. Zum anderen möchten wir die Hygienestandards in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen weltweit mitbestimmen und unterstützen. Gerade durch Corona hat Food-Safety noch einmal einen anderen Stellenwert bekommen. Intern haben wir neue digitale Möglichkeiten geschaffen, nicht nur im Bereich Homeoffice. Wir haben zum Beispiel in vier Lagertürme investiert, die eine halbautomatische Kommissionierung ermöglichen. Die dadurch eingesparte Lagerfläche wird jetzt als zusätzliche Produktionsfläche genutzt.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktportfolio heute aus?

Marcus Lenz: Um Food-Safety zu gewährleisten, bieten wir Komplettlösungen an, die wir gemeinsam mit unseren Kunden planen und umsetzen. Dabei berücksichtigen wir auch die kulturellen Unterschiede in den verschiedenen Ländern. In unserem Schwerpunktbereich Personalhygiene geht es insbesondere um Schuh- und Stiefelreinigung, Handreinigung und -desinfektion und Messerhalterreinigung im Fleischbereich. Daneben bieten wir im Bereich Ergonomie unter anderem Swing-Loader und Hebe- und Kippvorrichtungen für das sichere Wiegen, Heben und Entleeren von Standard- und Großbehältern. Die dritte Produktkategorie umfasst Maschinen zur Bearbeitung von Schlachtnebenprodukten. Die Zukunft sehen wir vor allem in der Personalhygiene und der Hygiene 4.0, mit der wir voraussichtlich Anfang nächsten Jahres auf den Markt gehen können. Neben der Lebensmittelindustrie ist für uns, bedingt durch Corona, der öffentliche Bereich wichtiger geworden, zum Beispiel Schulen, Restaurants oder Fitnessstudios. Hier geht es vor allem um Handhygiene. Zusammen mit unserem Vertriebspartner PHT haben wir eine mobile Hygieneschleuse entwickelt, die zum Beispiel bei Events oder Festivals verwendet werden kann. Sie ermöglicht die berührungslose Handdesinfektion sowie die Messung der Körpertemperatur und ist flexibel einsetzbar. Neu im Produktprogramm sind auch die UVC-Luftdesinfektionssysteme für geschlossene Räume und Produktionshallen.

Wirtschaftsforum: Was hat das Unternehmen Ihrer Ansicht nach so erfolgreich gemacht?

Marcus Lenz: In erster Linie unsere Verlässlichkeit und Qualität. Wir sind innovativ, setzen Standards und können die Preise im Rahmen halten. Ein weiterer Punkt ist die enge Zusammenarbeit mit unseren weltweiten Partnern.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet Ihnen die Arbeit in diesem Unternehmen?

Marcus Lenz: Die Firma ist als Familienunternehmen gestartet und von einem sehr engagierten Unternehmer gegründet und geführt worden. Das habe ich sehr bewundert. Gerade in letzter Zeit habe ich festgestellt, wie sehr unsere Produkte in der Welt benötigt werden. Bei der Hochwasserkatastrophe konnten wir zum Beispiel bei der Handhygiene helfen und Handdesinfektionsmittelspender zur Verfügung stellen. Es macht Spaß zu sehen, wie erfolgreich wir als kleines, regionales Unternehmen sein können. Mir ist es aber auch wichtig, unseren Mitarbeitern langfristig eine sichere Zukunft zu bieten. Sie sind ein Garant für den Erfolg. Als aufgrund von Corona viele laufende Projekte gestoppt wurden, haben wir sofort auf Handhygiene für den öffentlichen Bereich umgestellt. Die Mitarbeiter haben alle Maßnahmen mitgetragen und die einfachen Geräte sogar in ihrem privaten Umfeld verkauft. Für dieses persönliche Engagement bin ich dem Team sehr dankbar.

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