Ohne Probleme auf die Bahamas reisen

Interview mit Karim Joini, Geschäftsführer Expensya

Karim Joini, Geschäftsführer und Mitgründer von expensya, kannte die Probleme der Abrechnungen von vorherigen Tätigkeiten: „Auf Geschäftsreisen mussten wir Belege sammeln, Summen notieren und anschließend an den Vorgesetzten weitergeben. Der reichte sie dann bei der Buchhaltung ein. Das war kompliziert und es dauerte lange, bis das vorgestreckte Geld wieder zurückkam. Deshalb haben meine Partner und ich uns Gedanken über eine einfache Lösung gemacht.“

Die Überlegungen kamen zur richtigen Zeit. Die bis dato unterschiedlichen gesetzlichen Voraussetzungen in den europäischen Ländern wurden vereinheitlicht. Außerdem sanken die Kosten für den Einsatz der erforderlichen künstlichen Intelligenz. So gründeten Karim Joini und seine Partner Expensya 2015 in Frankreich und Tunesien.

Hauptmarkt Europa

Schnell konnte die neue Lösung nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland angeboten werden. „Deutschland macht heute die Hälfte unseres Umsatzes aus“, betont Karim Joini. „Das liegt an der Unternehmensstruktur in Deutschland. Hier ist vor allem ein starker Mittelstand vertreten. Grundsätzlich kann jedes Unternehmen mit zehn bis zehntausend Beschäftigten unser System einsetzen. Der Fokus liegt jedoch auf Firmen mit einhundert bis tausend Mitarbeitern. Dies ist vor allem in Deutschland eine sehr typische Struktur.“

Die meisten Anwendungen verkauft das Unternehmen, das 160 Beschäftigte zählt, innerhalb Europas, obwohl die Software Belege aus mehr als 100 Ländern erfassen kann. „Unsere Kunden sind vor allem in Westeuropa, hauptsächlich in Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweden, Belgien, Österreich, Luxemburg und in den Niederlanden.

Online-Marketing

Vertrieben wird das Produkt zum Teil mittels Online-Marketing-Tools. Ansprechpartner ist häufig der CFO, der die Entscheidung über die Integration eines solchen Systems trifft. „Darüber hinaus arbeiten wir auch mit Partnern zusammen“, erklärt der Geschäftsführer. „Einer dieser Partner ist die Deutsche Telekom. Bei ihr kann unser Programm auch direkt gekauft werden.“

Am Markt sind unterschiedliche Lösungen erhältlich, doch ist Karim Joini überzeugt, dass Expensya das beste System anbietet. „Wir sind innovativ und bringen immer wieder Neuheiten heraus“, sagt er. „Sicherheit ist für uns auch ein ganz wichtiger Faktor.“ Wegen Corona sind die Reiseaktivitäten drastisch zurückgegangen. So sanken sie bei den klassischen Hotelrechnungen um 90%, bei den Zugfahrten um 70% und auch fast alle Flugtickets wurden storniert. Um 40% gestiegen hingegen sind die Kosten für das Abrechnen von Autofahrten. Hinzu kommen jedoch neue Kosten, die zum Beispiel durch Telearbeit entstehen. „Wir können auch in diesen Zeiten weiterwachsen“, freut sich der Geschäftsführer.

Viele Schnittstellen

„Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Partnern zusammen und so kann unsere Software mit ganz unterschiedlichen ERP-Systemen kommunizieren und integriert werden“, verdeutlicht Karim Joini einen der großen Vorteile von Expensya. „So gibt es Schnittstellen zu ganz verschiedenen Programmen, darunter auch zu Datev, SAP und zu Lösungen, die typischerweise in USA eingesetzt werden. Aber auch mit den lokalen Banken können wir kommunizieren. Dabei steht die Sicherheit immer im Vordergrund. Das gilt sowohl für die Daten wie auch für die Zugänge.“

Um weiter zu wachsen setzt Expensya auf Innovation. So hat das Unternehmen gerade eine neue eigene Bankkarte entwickelt. So muss der Reisende nicht mit seiner eigenen Kreditkarte in Vorleistung gehen, sondern kann die Kreditkarte seines Unternehmens nutzen. Dazu stellt er zuvor einen Antrag, um die Freigabe für seine Aufwendungen zu bekommen. Diese Karte bietet vor allem bei höheren Summen große Vorteile und gewährleistet bessere Sicherheit für Mitarbeiter und Unternehmen. Ein weiterer Schritt in Richtung Integration ist die Kooperation mit diversen Partnerunternehmen. Dazu zählt Expensya Unternehmen aus der Reisebranche. Mit integrierten Lösungen können Zahlungen so deutlich vereinfacht werden.

Nutzerfreundliche Anwendung

„Wir haben eine sehr positive Einstellung“, betont Karim Joini. „In diesem Geschäftsjahr sind wir um 200 Prozent gewachsen und wir gehen davon aus, dass sich diese Tendenz weiter fortsetzt. Wir werden uns weiter entwickeln und unseren Kunden innovative Lösungen anbieten. Unser Ziel ist ein System, das so einfach für den Nutzer ist, dass er es einsetzt, ohne sich über die weiteren Schritte Gedanken zu machen. Die Automatisierung wird zunehmen und die künstliche Intelligenz wird noch stärker als bisher zur Freigabe von Zahlungen und für die Sicherheit integriert werden.“

Um die Beschäftigten zu motivieren, hat der Geschäftsführer den Slogan ´Road to Bahamas` kreiert. Alle drei Monate treffen sich Mitarbeiter zu einem Meeting in einem der Besprechungsräume, die Namen schöner Inseln tragen. „Ein Start-up ist ein hartes Geschäft und erfordert viel Motivation der Mitarbeiter. Einmal jährlich verreisen wir deshalb mit der gesamten Belegschaft“, erläutert Karim Joini. „Im vergangenen Jahr sind wir nach Malta gefahren. Und eines Tages werden wir auch zu den Bahamas reisen.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Einstieg in den Edelmetallhandel: Vertrauen, Bewertung und Substanz

Einstieg in den Edelmetallhandel: Vertrauen, Bewertung und Substanz

Die klassischen Anlageformen stehen heute immer stärker unter Druck. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Handel mit Edelmetallen zunehmend an Bedeutung. Gold gilt seit jeher als krisenresistenter Wertträger, der nicht nur…

Zurück zur Wirtschaftlichkeit

Interview mit Dr. Artem Goldmann, Geschäftsführer und Inhaber der EOS Medical Care GmbH

Zurück zur Wirtschaftlichkeit

Die Produkte der EOS Medical Care GmbH mit Sitz in Neunkirchen – Verbrauchsmaterialien für Dialysegeräte – sind zwar für viele Menschen lebenswichtig, aber an sich nicht außergewöhnlich. Außergewöhnlich sind die…

Embodied Interface, wenn unser Körper selbst zum Interface wird

Embodied Interface, wenn unser Körper selbst zum Interface wird

Was wäre, wenn Gesten, Blicke und Körpersprache nicht nur interpretiert, sondern als Eingabe genutzt werden? Mit Tools wie TouchDesigner und MediaPipe entsteht eine neue Form intuitiver, körperbasierter Interaktion.…

Aktuellste Interviews

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Präzision unter Wasser

Interview mit Gerald Glaninger, Geschäftsführer der AQUACONSULT Anlagenbau GmbH

Präzision unter Wasser

Sauberes Wasser ist lebenswichtig und seine Aufbereitung eine technische Meisterleistung. Moderne Kläranlagen müssen zuverlässig, energieeffizient und nachhaltig arbeiten. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Belüftung, denn sie verbraucht oft den…

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

TOP