Ein bisschen Tante Emma in die Stadt bringen
Interview mit Christiane Speck, Geschäftsführerin und Inhaberin von TEMMA

Wirtschaftsforum: Frau Speck, Rewe trennt sich von seiner Bio-Kette TEMMA. Sie steigen ab April bei zwei Filialen in Köln als neue Eigentümerin ein. Sind Sie ein risikofreudiger Mensch?
Christiane Speck: Grundsätzlich bin ich wahrscheinlich kein ängstlicher Mensch. Im Falle der Übernahme der TEMMA-Märkte ist das Risiko allerdings kalkulierbar, da die Märkte bereits seit einigen Jahren etabliert sind. Wir haben tolle Mitarbeiter und viele Stammkunden, mit denen ich die Märkte weiterhin gemeinsam betreiben und noch weiter entwickeln werde.
Wirtschaftsforum: Sie waren als Rewe-Bereichsleiterin „Innovative Konzepte“ maßgeblich am Aufbau der Marke beteiligt. Was war eigentlich die ursprüngliche Idee hinter TEMMA?
Christiane Speck: Die Idee war es, biologische Lebensmittel zu verkaufen und den Kunden damit Freude zu bereiten. Wir wollten Spaß am Einkauf mit gutem Gewissen ermöglichen. Und zusätzlich wollten wir wieder ein bisschen Tante Emma in die Stadt bringen – als Treffpunkt und mit persönlicher Beziehung zwischen Mitarbeitern und Kunden. Aus unserem Arbeitstitel „Tante Emma meets urban lifestyle“ ist dann schlussendlich TEMMA geworden.

„Wir wollten Spaß am Einkauf mit gutem Gewissen ermöglichen.“ Christiane Speck
Wirtschaftsforum: Mangelnde Wirtschaftlichkeit führten Verantwortliche von Rewe als Grund zur Aufgabe von TEMMA an. Nehmen wir mal all Ihre Passion für die Marke bei Seite: Wie wollen Sie es schaffen, Wirtschaftlichkeit mit Bio-Konsum zu erreichen?
Christiane Speck: In Köln sind die Märkte sehr gut entwickelt und dementsprechend auch rentabel. Wir haben in den anderen Städten leider keine Bekanntheit erreichen können. Das ist in Köln anders, hier ist TEMMA schon heute eine Marke.
Wirtschaftsforum: Blicken wir nach vorne: Was ändert sich für TEMMA mit Ihnen an der Spitze?
Christiane Speck: Wir wollen noch mehr Tante Emma werden. Das bedeutet: den Kunden persönlich begrüßen, alles probieren lassen, möglichst jeden Kundenwunsch erfüllen. Und gemeinsam in einem familiären Arbeitsumfeld jeden Tag Freude mit besonderen Lebensmitteln, außergewöhnlichen Mitarbeitern und treuen Kunden erleben.

„Meine Tante Emma hieß Frau Kurz, da musste ich immer für meine Mutter „auf den letzten Drücker“ für das Mittagessen noch schnell etwas einkaufen.“ Christiane Speck
Wirtschaftsforum: Haben oder hatten Sie einen ganz besonderen Tante-Emma-Laden in Ihrem Leben? Wenn ja, was genau zeichnet/e ihn aus?
Christiane Speck: Meine Tante Emma hieß Frau Kurz, da musste ich immer für meine Mutter „auf den letzten Drücker“ für das Mittagessen noch schnell etwas einkaufen. Das Besondere war, dass ich auch mal über dem mitgegebenen Budget liegen konnte, dann hat das Frau Kurz angeschrieben. Das konnte ich bisher aufgrund der Revisionsregeln noch nicht umsetzen. [schmunzelt]
Interview: Markus Büssecker