Die CARAVAN SALON zeigt, wie Messe auch in Zeiten von COVID19 funktioniert

Interview mit Michael Degen, Executive Director der Messe Düsseldorf

Wirtschaftsforum: Herr Degen, was ist anders beim diesjährigen CARAVAN SALON im Vergleich zu den Vorjahren?

Michael Degen: In diesem Jahr haben wir enorm viel Energie in die Erstellung und Umsetzung eines Hygienekonzeptes gesteckt. Unter anderem haben wir zusätzlich 600 Servicekräfte im Einsatz –unsere sogenannten PROTaction-Guides, die auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorgaben achten. Dazu gehören unser Infopersonal, Reinigungsdienst, Sicherheitsdienstleister, Parkposten, und andere. Auf dem ganzen Gelände sind extra 7.000 Plakate und Schilder angebracht, unter anderem für Abstandsmarkierungen, Wegeführung, Verhaltenshinweise, maximale Personenzahlen je Raum/Aufzug sowie allgemeine Informationen zu den Hygiene- und Infektionsschutzstandards der Messe Düsseldorf. Außerdem haben wir 1.600 Desinfektionsmittelspender aufgestellt und 600 Meter Plexiglas für Abtrennungen verbaut.

Wirtschaftsforum: War auch etwas gleichgeblieben?

Michael Degen: Gleichgeblieben war: In den Hallen der CARAVAN SALON fanden die Besucher die weltgrößte Auswahl rund um die mobile Freizeit. Die Bandbreite reichte dabei von kompakten, cleveren Einstiegsmodellen bis hin zu geräumigen Luxus-Mobilen sowie geländegängigen Spezialfahrzeugen. Der CARAVAN SALON ist auch 2020 das Stelldichein, zu dem die Branche ihre technischen Innovationen und Produktneuheiten vorgestellt hat – in den Hallen wurden über 200 Premieren präsentiert.

Wirtschaftsforum: Bitte geben Sie einen Überblick über die wichtigsten Eckpunkte des neuen Sicherheits- und Hygienekonzeptes der Messe Düsseldorf.

Michael Degen: Wir hatten keine Kassen mit Ticketverkauf vor Ort geöffnet. Alle Besucher mussten sich mit dem Kauf eines Online-Tickets registrieren. Jeden Tag stand ein begrenztes E-Ticket-Kontingent zur Verfügung. Deshalb war es wichtig, dass Besucher, die an den gefragten Wochenenden zu uns kommen wollten, schon frühzeitig ihr persönliches Ticket gebucht haben. Aus Hygienegründen haben wir empfohlen, auch Parktickets vorab online zu ordern. Da wir auf dem Düsseldorfer Messegelände viel Platz und der CARAVAN SALON mehr als 200.000 m² Ausstellungsfläche hatte, konnten täglich 20.000 Menschen die Messe besuchen. Selbstverständlich hat unser Team die Hallen-Aufplanung an die Vorgaben der Behörden angepasst. Breitere Gänge und konsequente Wegeführungen ermöglichten eine gute und sichere Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern. Unser Service- und Sicherheitspersonal auf dem Messegelände hatte die Hallen und auch den Gastronomiebereich zudem immer im Blick und konnte größeren Besucheransammlungen direkt vorbeugen. Selbstverständlich haben wir auf das Tragen von Mund-Nasen-Schutz Wert gelegt. Auf Sitzplätzen konnten die Besucher ihren Mund-Nase-Schutz ablegen ebenso auf dem Freigelände. Es gab ausreichend Desinfektionsmittelspender und Plexiglas-Abtrennungen.

Wirtschaftsforum: In den vergangenen Monaten wurde immer wieder über Lüftungsanlagen in größeren Räumlichkeiten diskutiert.

Michael Degen: Unsere Lüftungsanlagen sind auf dem neuesten Stand und werden regelmäßig von unabhängigen Gutachtern auf ihren hygienisch einwandfreien Zustand überprüft. Die Anlagen garantieren einen regelmäßigen Luftaustausch, so dass die Qualität der Luft in den Hallen, der Luft in den Außenbereichen entspricht und Frischluftqualität herrscht. Zudem haben wir unsere Türen weitestgehend offenstehen lassen. So wurde zusätzlich der Kontakt mit den Türgriffen vermieden.

Wirtschaftsforum: Konnten die Besucher denn die Fahrzeuge besichtigen?

Michael Degen: Eine Besichtigung der Fahrzeuge war ausdrücklich gewünscht. Türen und Dachluken der Exponate waren dabei weit geöffnet. In den Fahrzeugen sorgte diese Maßnahme für eine bessere Frischluftzufuhr. Menschen, die gemeinsam in einem Haushalt leben, durften mit Mund-Nasen-Schutz auch zusammen die Freizeitfahrzeuge besichtigen. Darüber hinaus haben die Aussteller die Wohn- und Badbereiche ihrer Fahrzeuge regelmäßig gereinigt.

Wirtschaftsforum: Was sagen Aussteller und Besucher zum Verlauf der Messe?

Michael Degen: Die Veranstalter und auch die Aussteller sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen CARAVAN SALON. Wir sind sehr glücklich und stolz darauf, dass wir endlich wieder das machen dürfen, was wir am besten können: Messen machen, Menschen zusammenbringen, Begegnungen ermöglichen und den Ausstellern eine Plattform für ihre Neuheiten bieten. Wir sind mit der Besucherresonanz sehr zufrieden. Die Menschen sind gerne zu uns auf das Messegelände gekommen und haben mit Freude die vielen tollen Fahrzeuge und Produkte miteinander verglichen und auch gekauft. Unser Hygienekonzept hat hervorragend funktioniert. Gleichzeitig möchten wir ein Lob an unsere Besucher aussprechen, die sich sehr diszipliniert an die Hygieneregeln gehalten und somit für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Der CARAVAN SALON zeigt, wie Messe auch in Zeiten von COVID19 funktionieren kann. Unsere Branche setzt damit ein positives Signal auch für andere Messen, Branchen und die Wirtschaft insgesamt. Wir sind optimistisch.

Wir sind sehr glücklich und stolz darauf, dass wir endlich wieder das machen dürfen, was wir am besten können: Messen machen, Menschen zusammenbringen, Begegnungen ermöglichen und den Ausstellern eine Plattform für ihre Neuheiten bieten. Michael DegenExecutive Director
Michael Degen

Wirtschaftsforum: Haben die neuen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen das Verkaufsergebnis der Aussteller beeinträchtigt?

Michael Degen: Dreiviertel der Caravan-Hersteller geben an, mehr Verkaufsabschlüsse erzielt zu haben als im Vorjahr. Die restlichen 25 Prozent berichten von Verkäufen auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Ebenso erfreulich: Das Spitzen-Ergebnis zieht sich quer durch die gesamte Caravan-Produktpalette. Es profitierten alle Fahrzeugklassen. Besonders gut liefen wieder kompakte Fahrzeuge. Größere Fläche und weniger Besucher bedeuten auch entspanntere Atmosphäre. Das wirkt sich positiv auf die Beratungsgespräche und Verkaufsabschlüsse aus. Die Menschen, die hierherkamen, zeigten ein außerordentlich großes Kaufinteresse. Sie waren zudem deutlich jünger und unter ihnen waren viele Neueinsteiger. Caravaning liegt schon länger im Trend und durch die Sicherheit des individuellen und autarken Reisens hat die Urlaubsform derzeit einen starken zusätzlichen Appeal.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist der Verlauf der CARAVON SALON für die Messe Düsseldorf? Soll das eine Blaupause für weitere Veranstaltungen sein?

Michael Degen: Selbstverständlich hat der CARAVAN SALON für die gesamte Messebranche in Deutschland und Europa eine wichtige Signalwirkung. Wir beweisen gerade mit unserem gut durchdachten Hygiene- und Infektionsschutzkonzept, dass Messen auch in Zeiten von COVID19 erfolgreich durchgeführt werden können. Wir werden die Abläufe des CARAVAN SALON analysieren und die Erkenntnisse in die Planungen der weiteren Präsenzmessen miteinfließen lassen.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie für die kommenden Monate, bzw. für das Messejahr 2021? Welche Pläne gibt es?

Michael Degen: Jetzt freuen wir uns über den gelungenen Restart des Messegeschäfts. Jede einzelne Messe hat individuelle Besonderheiten, die bei den kommenden Planungen berücksichtigt werden müssen. Dennoch können wir uns auf ein gut funktionierendes Grundgerüst stützen – das hat der CARAVAN SALON schon bewiesen.

Wirtschaftsforum: Häufig wird eine Krise auch als neue Chance bezeichnet. Welche Veränderungen und Innovationen, welche neuen Perspektiven haben sich für die Messe Düsseldorf durch die Krise für die Zukunft ergeben?

Michael Degen: Natürlich entstehen aus dieser komplexen Krisensituation heraus auch Möglichkeiten. Wir lernen dazu, machen Dinge besser – oder ganz anders. Wir können Schwerpunkte setzen, neu priorisieren oder die Perspektive wechseln. Wir vereinfachen organisatorische Abläufe, bieten neue Services an, schaffen Möglichkeiten für mobiles Arbeiten, führen mehr Meetings digital durch, entwickeln vielleicht auch neue Geschäftsmodelle, erweitern oder optimieren bestehende Standards, die unsere Gesundheit schützen. Alles, was wir heute zur Verbesserung der Hygiene bei Veranstaltungen dazulernen, wird uns vermutlich weiter begleiten – auch nach COVID19. Natürlich wird die Messe Düsseldorf verstärkt die Digitalisierung in ihren Messeformaten vorantreiben. Unter dem Stichwort „Hybride Messe“ gehen wir jetzt aber noch einen Schritt weiter: Für unsere Weltleitmessen glasstec und drupa haben wir im Oktober virtuelle Events geplant, die die Aussteller und Besucher auf die real stattfindenden Messen 2021 einstimmen sollen. Für diejenigen, die eine Messe nicht besuchen können, bieten wir diesen „digitalen Zwilling“ an, damit sie sich dennoch an der Messe beteiligen können. All das, was real auf der Messe stattfindet, wird live zur Verfügung gestellt. So können Besucher dann zum Bespiel ortsunabhängig an einem Vortrag teilnehmen und natürlich sind die Inhalte auch anschließend noch verfügbar. Die Idee eines digitalen Messe-Formats kann zwar das unvergessliche Feeling, live dabei zu sein, nicht ersetzen, stellt jedoch eine sinnvolle Ergänzung und aktuell sogar eine notwendige Alternative dar.

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